Hilfe. Mein Kind treibt mich in den Wahnsinn

  • Hallo alle zusammen,


    ich weiss nicht mehr weiter wegen meiner Tochter. Sie ist 4 Jahre alt und reibt uns alle in den Wahnsinn.
    Wir haben das Problem, dass wenn es nicht nach ihrer Nase geht sie bockt, schreit und zickt.
    Nur eine kleinigkeit wie zum Beispiel, wenn ihr trinken wo anders steht als sie das haben möchte. Ich soll ihr das dann dort hinstellen und wenn es zwei Zentimeter weiter links oder rechts steht wie sie sich das einbildet geht es los mit dem Geschrei. Oder gestern wollte sie auf dem Stuhl sitzen der frei war, dann wollte sie doch nicht, sondern auf dem wo ich sass.... dann doch nicht sondern wieder wo anders und als ich sagte es reicht fing das Theater wieder an.
    Weiss nicht mehr wie ich das machen soll, dass es einfach aufhört.
    Habe es versucht mit gut zureden, aber die hört dann nciht mal zu, wenn sie brüllt....Habe es auch versucht mit sie soll in ihr Zimmer gehen wenn sie bockt und erst wieder kommen, wenn sie fertig ist damit.
    Weiss nicht mehr weiter...
    Kann mir jemand mal Tipps geben wie man das unter Kontrolle bringt.
    Sie sucht auch aoft regelrecht einen Grund zum bocken und schreien.


    Lg Nicole

  • Hallo Nicole,
    vielen Dank für Ihre offenen Worte. Es ist immer eine schwierige Situation, wenn das eigene Kind sich sozusagen zum kleinen Familientyrannen mausert. Auch wenn es in Ihrer Situation wahrscheinlich nur ein kleiner Trost ist, aber die meisten Kinder machen diese bockige Phase durch und treiben damit ihre Eltern schier in den Wahnsinn. Aber die Ansätze, die Sie zeigen, gehen absolut in die richtige Richtung.


    Wenn Kinder sich in ihrer Trotzphase befinden, tragen sie richtige Machtkämpfe mit ihren Eltern aus. Und genau dies tut Ihre Tochter im Moment auch. Sie haben mit Ihrer Einschätzung, dass die Kleine Trotzsituationen provoziert, durchaus recht. Kinder schaffen sich ihre Plattform, auf der sie mit ihren Eltern Kräfte messen können. So schwer es Ihnen sicher fallen wird, aber Sie müssen versuchen, sich eben nicht auf diese Plattform führen zu lassen. Dabei helfen Ihnen nur ganz klare Regeln, Grenzen, Rituale und Konsequenzen. Um Ihre Beispiele aufzunehmen: Mit vier Jahren ist Ihr Kind in der Lage, sein Glas selbst dorthin zu stellen, wo es seiner Meinung nach stehen soll. Mama ist dafür nicht verantwortlich. Außerdem sollte jeder seinen festen Sitzplatz haben. Getauscht wird nicht, auch wenn die Kleine das unbedingt möchte. Mit solchen Regeln sollten Sie Ihr Familienleben ausstatten, damit Ihre Tochter einen definierten Rahmen hat, innerhalb dessen sie lernt sich zu bewegen. Dies gibt ihr auf lange Sicht Sicherheit. Die Nichteinhaltung der Regeln muss mit klar definierten Konsequenzen belegt sein. Auch das verleiht dem Kind ein Gefühl von Sicherheit. Wichtig ist, dass schreien und bocken in den Gemeinschaftsräumen verboten sein muss, sondern nur im eigenen Reich, also dem eigenen Zimmer ausgelebt werden darf.


    Solche neuen Regeln samt Konsequenzen lassen sich am besten im Familienrat unter Zuhilfenahme eines "Redesteins" einführen. Es wird sicher nicht leicht und anfänglich eine schwere Zeit für Sie und für die Kleine, aber erfahrungsgemäß lernen Kinder sehr schnell, dass ihre Machtspiele nun keinen fruchtbaren Boden mehr finden und lassen dann von ihrem bockigen und zickigen Verhalten ab. Es wäre super, wenn Sie uns über den weiteren Verlauf auf dem Laufenden halten könnten.


    Viele Grüße
    Tanja

  • Hallo Tanja,


    erst einmal danke für die Antwort und die tröstenden Worte, dass es anderen evt. auch so ergeht.
    Es hat sich ein klein wenig gebessert, aber sie kann immer noch bocken wegen Kleinigkeiten.
    Habe es eben nochmal versucht mit "Wenn du bocken möchtest kannst du das gerne im Zimmer machen". Naja als Antwort bekomme ich dann eben nur "Will ich nicht". Von alleine geht sie dann auch nicht, sondern bleibt im Wohnzimmer und bockt in aller Ruhe weiter. Oder Zähne putzen... Sie will sich nicht hinstellen beim Zähne putzen. Und wenn ich dann sage.. entweder hinstellen oder ohne putzen ins Bett gehne, dann bekomme ich als Antwort... will mich nicht hinstellen und ohne will ich auch nicht gehen.... ja was dann???
    Es ist es zum davonlaufen :) .
    Vor allem im Kindergarten muss ich mich mittlerweile schon echt schämen.
    Meine Tochter sagt nicht Guten Morgen und Tschüss zur Erzieherin, spielt kaum was, sondern stellt sich irgendwo hin und schaut die ganze Zeit nur zu. Wenn ich sie abhole und sie sind im Garten, muss ich fast immer sehen wie sie irgendwo alleine steht und einfach nichts tut, sondern nur zuschaut. Die anderen Kinder wollen zwar spielen, aber sie sagt sie mag nicht, wenn ich sie zu Hause frage. Die Erzieherin wenn allerdings sagt "komm wir machen das oder geh mit Ida mit und spielt ", dann macht sie das auf Bitten schon,aber von alleine tut meine Tochter nichts...



    Lg Nicole

  • Hallo Nicole,
    vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Dass Sie eine Besserung bemerken konnten, ist ja schon mal ein gutes Zeichen, auch wenn es nur eine klitzekleine ist.


    Wenn ich Ihre Schilderungen lese, dann glaube ich, dass die Kleine sich selbst im Weg steht. Es scheint, als bräuchte sie im Kindergarten Hilfe, um sich in die soziale Gruppe einzufügen. Das ist nicht weiter schlimm und geht vielen Kindern so, aber in den Momenten, in denen die Erzieherin eben nicht hilft, wird es für Ihre Tochter sehr unangenehm. Wahrscheinlich würde sie gerne spielen, findet für sich aber keinen Anfang und zieht sich dann in ihre Trotzwelt zurück. Da können auch andere Kinder, die sie zum spielen auffordern, nicht helfen. Gibt die Erzieherin den Anstoß, dann klappt es, weil ihr ein Erwachsener den Weg geebnet hat und sie sich darauf einlassen kann. So gesehen, birgt ein Tag für Ihre Tochter ein großes Fustpotenzial und Frust ist leider ein Gefühl, mit dem Vierjährige nur sehr schwer umgehen können und der sich dann innerhalb der Familie Bahn bricht.


    Für das Bocken in den Gemeinschaftsräumen bleibt wirklich nur, der Kleinen absolut jede Aufmerksamkeit zu entziehen. Entweder Sie heben sie tatsächlich hoch und bringen sie in ihr Zimmer oder Sie kündigen ihr an, dass Sie den Raum jetzt verlassen und tun dies dann auch und zwar genau so lange, bis die Kleine mit dem Trotzen aufgehört hat. Es geht darum, dass sie Aufmerksamkeit nur dann erhält, wenn sie sich an die Regeln hält. Ich würde auch davon absehen, in diesen Momenten viel mit ihr zu sprechen, sondern nur die Ankündigung machen und dann gehen. Hört sie mit Trotzen auf, wird sie mit einem Extra-Bonus Aufmerksamkeit belohnt.


    Mit dem Zähneputzen könnte es ähnlich funktionieren - Sie könnten beispielsweise eine Zeit von 10 Minuten setzen, in der Sie bei ihr bleiben. Sind in dieser Zeit die Zähne ordentlich geputzt, gibt es eine Extra-Kuschelrunde auf dem Sofa. Falls nicht, so verlassen Sie das Badezimmer und die Kleine muss sich dann allein fertig machen - das Extra-Kuscheln fällt natürlich aufgrund des jetzigen Zeitmangels aus. Das sind am Anfang sicher langwierige und nervenaufreibende Kämpfe, aber die gehen relativ schnell vorbei. Alternativ könnten Sie fürs Zähneputzen auch ein Belohnungssystem einführen: Pro Abend, an dem das Putzen gut klappt, gibt es einen Stempel, bei drei Stempeln eine kleine Belohnung. Diese Spanne erhöht man sukzessiv.


    Seien Sie nicht enttäuscht, wenn diese Dinge nicht auf Anhieb fruchten - Trotzen und Bocken sind wirklich sehr komplexe Probleme, die sich im Laufe der Zeit auch oft verselbständigen. Aber bleiben Sie am Ball, es lohnt sich. Aufgrund der Schwierigkeiten im Kindergarten würde ich dazu raten, eine Frühförderung ins Boot zu holen. Die könnte mit ihrer Kleinen daran arbeiten, sich insgesamt besser in soziale Gemeinschaften, was Kindergarten und Familie ja sind, einzugliedern. Und Sie selbst hätten einen Ansprechpartner greifbar, der Ihnen bei den Trotzproblemen innerhalb der Familie mit Rat und Tat zur Seite steht.


    Viele Grüße
    Tanja

  • Hallo
    ,


    Vielen Dank für die super Tipps.
    Hört sich alles sehr sehr gut an und werde ich natürlich versuchen.
    Das mit dem wenn sie im Wohnzimmer bockt, dass ich aus dem Zimmer gehe habe ich schon gemacht, aber sie rennt dann immer hinterher und meint bleib da. Wenn ich dann sage ich bleibe da wenn du aufhörst bringt dann auch immer nicht gerade viel. Ins Zimmer getragen habe ich sie auch schon paar Mal. Sie schreit dann noch mehr und findet es auch noch lustig dann.
    Einen Tipp bezüglich das Aufstehen in der Früh könnte ich noch brauchen..
    Da ich eine Arbeitszeit habe die von mir verlangt, dass ich um 5.00 Uhr aufstehe damit ich um 6.00 Uhr Arbeit anfangen kann bin ich längst aus dem Haus, wenn meine Kleine aufwacht. Meine Mutter ist dann bei ihr, steht mit ihr auf und richtet sie für den Kindergarten her. Bringt sie natürlich auch dort hin. Ich hole sie dann immer von dort ab.
    Problem ist einfach das aufstehen...sie weint dann immer bei ihrer Oma und will zu mir. Ich will meine Mama und und.. tja geht nur nicht, denn ich muss ja zur Arbeit und meine Arbeitszeiten kann ich leider nicht ändern. Sie ist gerne bei der Oma. Geht auch nachmittags oft einfach zum spielen zu ihr, aber einfach wenn sie aufwacht spinnt sie rum. Hatte sie davor nicht, da war es ihr egal wer bei ihr ist. Hat sie erst seit ein paar Monaten.
    Wäre super, wenn ich da noch nen Tipp bekommen könnte, wei man das verbessern kann.


    Lg

  • Hallo Nicole,
    vielen Dank für Ihre Antwort. Sie haben ja offensichtlich schon viele wirklich gute Ansatzpunkte zu Hause ausprobiert - das ist echt toll. Auch wenn Sie bisher noch keinen durchschlagenden Erfolg bemerken konnten, bleiben Sie bitte am Ball und entziehen Sie der Kleinen auf das Bocken hin jedesmal konsequent die Aufmerksamkeit. Es dauert sicher eine Weile, bis Kinder realisieren, dass sie eine neue Verhaltensstrategie entwickeln müssen, aber üblicherweise macht es früher oder später bei allen "Klick".


    Das Problem am Morgen ist da etwas schwieriger, denn alles, was mit dem Thema Schlafen zu tun hat, ist sehr komplex und schwierig anzugehen, da wir darauf nur bedingt Einfluss nehmen können. So fängt natürlich jeder Tag mit einer kleinen Katastrophe an und das zieht dann über den ganzen Tag hinweg seine Kreise.


    Für ein beruhigtes Einschlafen und Aufwachen hilft es vielen Kindern, wenn sie beim Aufwachen die gleiche Situation vorfinden wie beim Einschlafen. Das heißt, wenn Mama abends da war, dann soll sie dies auch morgens sein. Geht das nicht, so stört das die Kleinen in ihrem Morgenablauf. Da Sie morgens aber eben nicht anwesend sein können, kann denn die Oma vielleicht abends nochmal als letzte zu einem Gute-Nacht-Kuss ins Zimmer gehen?


    Falls das nicht geht oder eben auch nicht hilft, könnten Sie es versuchen, jeden Morgen, wenn Oma die Kleine geweckt hat, kurz mit ihr zu telefonieren. Ich würde dieses Gespräch bewusst kurz halten und ihr vielleicht einfach nur einen kleinen Guten-Morgen-Spruch vorsagen, einen schönen Tag wünschen und fertig. Am Anfang muss sie sich beruhigen, um Sie überhaupt zu hören, im Verlauf wird dieses Telefonat dann jedoch zu einem festen Bestandteil des Morgens. Aus diesem Grund sollten die Worte bewusst immer die gleichen sein.


    Lässt sich ein solches Telefonat im Arbeitsablauf nicht einrichten, dann könnten Sie diese Morgengrüße auf Kassette aufnehmen, die Oma ihr dann vorspielt. Ich würde das im Voraus mit der Kleinen absprechen, ihr die Worte am Wochenende persönlich sagen und es dann während der Woche mal ausprobieren. Aber alle Morgengrüße sollte ihre Kleine tatsächlich nur dann hören dürfen, wenn sie sich beruhigt hat.


    Vielleicht lässt sich der eine oder andere Vorschlag in Ihren Alltag integrieren? Ich würde mich freuen, über den weiteren Verlauf von Ihnen zu lesen.


    Viele Grüße
    Tanja

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