Kind sagt, die Erzieherin hätte ihn gehauen

  • Hallo zusammen,
    ich bin in großer Not als Mama eines Dreijährigen. Mein Lütte schlug sich selbst heute mehrfach mit der Hand auf den Kopf. Dies beobachte ich bereits einige Tage. Nun sagte ich heute zu ihm, dass er das nicht tun soll, dass er sich nicht weh tun soll und nahm ihn in den Arm. Dann fragte ich ihn, weshalb er das überhaupt machen würde. Er sagte mir dann, dass seine Erzieherin im Kiga ihn auf den Kopf geschlagen hätte. Da war ich erst mal total baff. Völlig überfordert, nahm ich den Kleinen dann ins Kreuzverhör, um Details in Erfahrung zu bringen. Da ich keine psychologischen Grundkenntnisse habe, fürchte ich nun, ihm auch das eine oder andere Detail in den Mund gelegt zu haben. Nichtsdestotrotz kam raus, dass er beim Schneiden mit der Schere die Erzieherin in den Finger geschnitten hätte (da er noch übt, ist das theoretisch denkbar). Und sie hätte ihn dann gehauen. Er hat darauf hin geweint. Sie hätte ihn aber nicht getröstet und die andere anwesende Erzieherin hätte nichts gesagt. Er nannte mir auch den Namen des Mädchens, welches dabei gesessen hat und dies angeblich gesehen hat. Ich bin nun ziemlich überfragt - ist das alles eine Ausgeburt einer derzeit tatsächlich lebhaften Fantasie? Oder ist an der Geschichte etwas dran? Da wir ihn nicht schlagen, stellt sich mir nun die Frage - Erzieherin oder Kinder im Kiga? Falls jemand fachlich Ahnung zu dem Thema hat und mir weiterhelfen kann, wäre ich sehr dankbar. Meine geplante Strategie: die Dame ansprechen, ob sie eine Erklärung dafür hat, weshalb er sich auf den Kopf schlägt. Dies wäre uns aufgefallen... Ich möchte, dass falls das alles stimmt - das sie weiß, dass Veränderungen am Kind nicht unentdeckt bleiben und dass sie sich vorsehen muss.
    Besten Dank für Eure Rückmeldung,
    Grüße
    N.

  • Hallo,
    die Situation, in der Sie sich befinden, ist wirklich nicht einfach, aber trotz aller Überforderung bewahren Sie einen kühlen Kopf und denken über mögliche Ursachen und Lösungsoptionen nach. Damit gehen Sie einen vorbildlichen Weg. Ich würde jetzt mal gedanklich die beiden Geschehnisse, sich selbst schlagen und von Schlägen durch die Erzieherin erzählen, voneinander trennen.


    Kinder kommen an unterschiedlichen Stellen mit dem Thema "Schlagen" in mehr oder minder ausgeprägter Form in Berührung. Im Fernsehen gibt es selbst bei Kindersendungen durchaus Szenen, in denen gekämpft und auch mal geschlagen wird, im Kindergarten oder auf dem Spielplatz treffen sie auf andere Kinder, die miteinander raufen, ihre Kräfte messen und dabei vielleicht auch mal einen Schlag austeilen. Berührungspunkte mit dem Thema gibt es also zahlreiche, auch wenn die Kids weder zuhause noch sonstwo geschlagen werden. Hinzu kommt, dass Ihr Sohn mit drei Jahren sich ausprobiert und dabei auch so manche Marotte auftaucht, über die wir Eltern den Kopf schütteln müssen. Es werden Verhaltensweisen im Umgang mit Frustration ausprobiert. Grundsätzlich ist dies erst mal kein Grund zur Sorge und sollte sich von allein wieder legen, insofern Sie Ihrem Kind verdeutlichen, dass Schläge gegen sich selbst oder gegen andere kein gangbarer Weg sind. Zeigen Sie ihm andere Möglichkeiten auf, dann sollte sich dieses Problem relativ schnell legen.


    Kritischer sehe ich seine Aussage über Schläge durch die Erzieherin. Ob diese tatsächlich der Grund seiner Autoaggression sind, spielt dabei eine untergeordnete Rolle, ein solcher Verdacht muss uneingeschränkt aufgeklärt werden, ansonsten sind viele Vertrauensverhältnisse unwiederbringlich zerstört. Sie haben sicher keine ruhige Minute mehr, wenn Sie nicht die Gewissheit haben, was im Kindergarten geschehen ist. Wurde Ihr Sohn tatsächlich geschlagen, so braucht er das Wissen, dass seine Eltern derartige Dinge in seinem Sinne verfolgen. Es sind natürlich vielerlei Szenarien denkbar. Eventuell hat er das einfach nur so dahin gesagt, vielleicht weil er keine Erklärung für sein Verhalten hatte, vielleicht aber auch weil er sehen wollte wie seine Mama darauf reagiert - Dann ist es wichtig, dass Sie die Möglichkeit haben, mit Ihrem Sohn über das Ausmaß solcher Aussagen zu sprechen. Andererseits nehmen Kinder geschehe Dinge auch aus einem anderen Blickwinkel als Erwachsene wahr und die Erzieherin könnte ein Verhalten gezeigt haben, dass von Ihrem Kind mit schlagen gleichgesetzt ist - Dann braucht die Erzieherin das Feedback, um ihr Verhalten zu überdenken und anzupassen. Und nicht zuletzt könnte es natürlich tatsächlich sein, dass sie ihn geschlagen hat - das darf niemals ohne Konsequenzen bleiben und ihr Sohn muss wirklich sehen, dass seine Eltern solche Dinge nicht einfach unkommentiert geschehen lassen.


    In diesem Sinne ist ein persönliches Gespräch unausweichlich. Vereinbaren Sie einen Termin mit der Erzieherin und deren Kollegin, die ja auch anwesend gewesen sein soll, und sprechen Sie beide konkret auf den Vorwurf an. Gleichzeitig könnten Sie Kontakt zur Mutter der "kleinen Zeugin" aufnehmen und mit diese gemeinsam, ohne dass Ihr Sohn anwesend ist, auf die Szene mit der Schere ansprechen.


    Ich wünsche Ihnen für diese Gespräche viel Kraft und drücke Ihnen die Daumen für einen positiven Ausgang. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie uns über den weiteren Verlauf berichten.


    Viele Grüße
    Tanja

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