Hilfe, ich kann mein Kind nicht mehr ertragen!!!

  • Hallo,


    ....bitte nicht falsch verstehen, ich liebe mein Kind über alles, aber ich kann diesen Terror nicht mehr ertragen!


    Zu mir, ich bin 33 und Mama von drei Jungs im Alter von 11 Jahren, 3 Jahren und der Kleinste ist 10 Monate alt.


    Der Mittlere war schon von Anfang an kein leichtes Kind, sehr fordernd und dickköpfig. Er schlief nie in seinem Bett, und kommandiert schon mit 1 1/2 seinen 9jährigen Bruder durch die Gegend. Wenn man etwas nicht macht wie ers gerne hätte gibt's Terror vom Feinsten. Wir sind sehr konsequent, versuchen ihm alles zu erklären und verständlich zu machen, aber es geht einfach nicht.
    Heute war wieder so ein Tag, ich bin fix und fertig, habe nur noch Abneigung und Hass in mir und fühle mich deswegen schlecht, er ist doch auch mein Kind und ich liebe ihn doch.
    Aber er macht die ganze Familie kaputt.
    Angefangen morgens, fünf Uhr: ich will dies, ich will das...Dann geht es weiter, er rennt wie ein ICE durch den Tag. Im Kindi ist er wohl der Sonnenschein, aber hier zu Hause leiden alle unter ihm, am meisten mein großer Sohn. Er kommt aus der Schule und kann kaum zur Toilette weil er da schon kommandiert wird, ich will jetzt das spielen, oben spielen, raus gehen usw. Wird es nicht gemacht gibt's Geschrei. Dann muss er ins Zimmer und kommt raus "ich bin wieder lieb". Keine fünf Minuten später wiederholt sich das Ganze, bis ich ihn anbrülle dann brüllt er zurück und das Geschrei wird noch schlimmer.
    Ich hätte Angst was zu verpassen, was falsch zu machen, den Fehler bei uns gesucht und hab mir deshalb selbst eine Familienhelferin vom Jugendamt geholt. Aber außer Kaffetrinken tut die hier nix :( sie meinte es sei alles in Ordnung, ich mache es richtig und er wäre halt ein sehr aufgewecktes kleines dickköpfiges Kerlchen.
    Aber mal ehrlich, wir gehen alle am Stock wegen ihm!!!
    Bitte helft mir, ich will nicht nur noch abneigende Gefühle für mein Kind haben...

  • Hallo, ich kann mir vorstellen, daß es ein ganz furchtbares Gefühl ist, auf sein eigenes Kind so eine Wut zu entwickeln und dafür gleichzeitig ein ganz schlechtes Gewissen zu bekommen.
    Ich beobachte bei sehr vielen - sogar bei fast allen - jungen Eltern heute, daß sie ihren eigenen Kindern gegenüber verunsichert sind. Als Eltern hat man eine Machtposition und uns ist eingetrichtert worden, daß das was Gefährliches sei. Macht würde zu Machtmißbrauch führen. Wir versuchen deshalb, diese Macht nicht zu nutzen.
    Dabei stimmt das nicht. Wir HABEN Macht gegenüber unseren Kindern: es ist unsere Verantwortung, diese richtig zu nutzen. Die Kinder sind NICHT mit uns auf Augenhöhe. Sie werden aber meist so behandelt: es wird mit ihnen über alles diskutiert; es werden keine klaren Grenzen aufgestellt.
    Kinder brauchen Grenzen und sie brauchen Erwachsene, die diese unmißverständlich festlegen, ohne Diskussion, ohne rationale Argumente. Kinder sind keine rationalen Wesen und sind mit solchen Diskussionen überfordert.
    Ich glaube wirklich, daß die vielen hyperaktiven Kinder sich so "verrückt" benehmen, weil sie mit den ganzen offenen Fragen, mit denen sie dauernd konfrontiert werden, völlig überfordert sind.
    Es geht nicht darum, daß Sie ihrem Kind bei der nächsten Gelegenheit eine scheuern sollen. Sie müssen aber den Kopf oben behalten. Ihr Kind darf sich nicht so verhalten und sie müssen das absolut kompromisslos durchsetzen. Kein Wenn und Aber, keine "Erklärungen". Sie müssen wie eine Mauer sein, gegen die das Kind anrennt.
    Keine Angst. Das Kind schlägt sich dabei nicht den Kopf ein. Es wird erst mal kämpfen, aber Sie müssen hart bleiben. Sie wollen ja nicht Ihrem Kind die Liebe entziehen. Darum geht es nicht. Aber es ist auch Ihre Aufgabe, Ihre anderen Kinder zu schützen. Und vor allem tun Sie dem Jungen was Gutes, wenn Sie ganz, ganz klare Grenzen setzen.
    Ich weiß, daß klingt alles in der Theorie leichter als in der Praxis. Aber ich glaube, man muß sich über die Grundsätze ganz klar sein. Sonst bekommt man bei jeder Grenzsetzung schon wieder ein schlechtes Gewissen und signalisiert dem Kind unbewusst: SO schlimm meine ich's eigentlich doch nicht. Und schon ist eine Bresche in der Mauer.


    Alles Gute!

  • Hallo smays,
    ich danke Ihnen für Ihre offenen Worte, die Ihnen sicher nicht leicht über die Lippen gekommen sind. Und doch ist es so wichtig, genau diese Worte zu sagen.


    Ich stimme in vielen Dingen mit dem von Musikerin Gesagten überein: Kinder brauchen Grenzen, in deren gesteckten Rahmen sie sich bewegen können. Diese Grenzen bieten jedoch nicht nur den Rahmen des Alltags, sondern vermitteln den Kindern auch ein Gefühl von Sicherheit. Je sensibler ein Kind ist, umso wichtiger werden die gesetzten Grenzen und Schranken. Sind sie nicht vorhanden oder etwa butterweich, so kommt es schnell zu Verunsicherungen, die sich im altbekannten "Durchdrehen" zeigen. Sie wollen als Mutter richtig reagieren, versuchen dies und jenes, erklären, bestrafen und nichts hilft - auf Dauer werden dabei alle Beteiligten unglücklich. Außerdem verfestigt sich auf diese Art ein nervenaufreibendes Spiel: Verlangen - Nicht bekommen - Brüllen - Bestrafen - Versprechungen - Geschrei. Die gesamte Situation schaukelt sich immer weiter hoch, bis sie in die absoluten Eskalation mündet. Und am nächsten Tag warten alle, Sie, Ihr Großer, der Kleine, bereits auf die Katastrophe, die natürlich auch kommt.


    Um dieses Spiel zu durchbrechen, würde ich zu ganz klaren Regeln und Ritualen raten, die alle Bedürfnisse würdigen. Hierzu brauchen Sie einen Zeitplan, der ganz genau regelt, wann jeder sich alleine beschäftigt, wann beispielsweise der Große mit dem Kleinen spielt und wann Sie sich ausdrücklich zunächst dem einen und dann dem anderen Kind widmen. So schaufeln sie allen einen Freiraum, den jeder braucht, können Ihrem Kleinen aber auch die Sicherheit geben, dass seine Zeit für Aufmerksamkeit kommen wird. Und ich denke dabei tatsächlich an festgelegte Uhrzeiten, die für alle verbindlich sind.


    Gleichzeitig könnten Sie ganz offiziell Verhaltensregeln und Konsequenzen bei Nichteinhaltung festlegen. Eine Einteilung in Gemeinschaftszimmer und Individualzimmer ist dabei sinnvoll. Zum Beispiel Wohnzimmer, Küche, Bad, Esszimmer sind Gemeinschaftszimmer, dort wird nicht gebrüllt, gekämpft, eben alles eingehalten, was der Familie wichtig ist. Kinderzimmer sind Individualzimmer, dort ist jeder sein eigener Boss und kann sich auch mal daneben benehmen und eben auch bestimmen, wann wer das Zimmer betreten darf und wann nicht. Wer gegen eine Verhaltensregel im Gemeinschaftszimmer verstößt, erhält eine Konsequenz, die ebenfalls festgelegt wird und immer gleich ist. Beim Missachten der Regeln des Individualzimmers gibt es ebenfalls Konsequenzen. Als Beispiel: Wer im Gemeinschaftszimmer brüllt, muss dieses für fünf Minuten verlassen (wählen Sie bitte kurze Zeitspannen, da sich fünf Minuten für ein Kind wie eine Ewigkeit anfühlen). Raus gekommen wird erst, wenn die fünf Minuten vorbei sind, egal welche Versprechungen gegeben werden. Und vergessen Sie dabei nicht, dass das Schlafzimmer auch ein Individualzimmer ist, in dem die Kinder sich an Ihre Regeln halten müssen.


    Solche doch weitreichenden Veränderungen lassen sich am besten im Familienrat einführen. Gerne kann ich Ihnen zu dessen Durchführung ein paar Tipps geben.


    Ich drücke Ihnen fest die Daumen und würde mich über eine Rückmeldung freuen.
    Viele Grüße
    Tanja

  • Hallo.

    Mit aller Wahrscheinlichkeit werden Sie diese Nachricht nie lesen. Dennoch die Sicherheit besteht eigentlich nur, wenn ich sie nicht schreibe.

    Ich wüsste unheimlich gerne, ob Sie eine Lösung gefunden haben. Haben Sie etwas versucht? Falls ja, was hat funktioniert? Oder hat nichts funktioniert? In den Fall: Haben Sie es ertragen oder hingeschmissen?

    Ich will keinesfalls beurteilen. Mir geht es genauso wie Ihnen in 2014.

    Danke

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