Exzessive Geschenkeflut der Schwiegereltern

  • Hallo,


    ich bin schon seit längerem etwas verzweifelt mit dem Verhalten meiner Schwiegereltern. Unser Sohn - 4 Jahre alt - wird seit Geburt permanent von ihnen mit Geschenken überhäuft.


    Dazu muss man sagen, dass die Grosseltern in einem Land leben und nur 5 oder 6x im Jahr unseren Sohn sehen. Aber sie schicken jeden Monat mindestens ein riesiges Paket mit zig Spielsachen, Schokolade, Gewand. Von der Menge her das, was andere Kinder nur zu Weihnachten bekommen würden.


    Während das eine Paket noch per Post unterwegs ist, wird bereits per Videokonferenz besprochen was meine Grosseltern als nächstes kaufen sollen. Mittlerweile ist mein Sohn auch groß genug um seine Wünsche mitzuteilen. Bereits gekauftes aber noch nicht verschicktes Spielzeug wird meinem Sohn dann auch gern in der Videokonferenz präsentiert. Natürlich freut er sich dann auch auf die Geschenke und fragt jeden Tag nach seinem Paket was sehr anstrengend ist!


    Dann bringen Sie jedes mal Unmengen Spielzeug mit, wenn sie zu Besuch kommen. Da sie schon etwas älter und vergesslich sind, wird auch manches Spielzeug gekauft, welches wir bereits besitzen. Zusätzlich fahren Sie bei jedem Besuch mit unserem kleinen ins Einkaufszentrum und lassen unserem Sohn im Spielzeugladen aussuchen, was er möchte. Regelmässig kommen Sprüche wie "Ich kaufe dir alles, was du willst" und mir dann das kotzen.


    Bei seinem letzten Geburtstag habe ich alle gekauften Sachen auf den Teppichboden gelegt und abgezählt. Spielzeuge und Gewand waren insgesamt knapp 60 (!) Stück! Wobei ich nichts gegen Gewand habe (kann man immer gut brauchen) aber die Menge Spielsachen ist nicht auszuhalten.


    Jeglicher Versuch, das Schenken und die Art der Geschenke mit Ihnen abzusprechen, ist fehlgeschlagen. Ebenfalls haben wir vorgeschlagen anstatt der vielen Geschenke lieber Geld in ein Sparschwein einzuzahlen....das Ergebnis: Unser Sohn bekommt jetzt Geschenke UND Geld.


    Ich persönlich bin der Meinung, dass es nicht sehr gut für die Entwicklung des Kindes ist, wenn es mit Geschenken überhäuft wird. Erstens lernt es nicht den Wert der einzelnen Geschenke zu kennen und zweitens ist es mit der Vielzahl an Spielzeug schlichtwegs überfordert. Dazu kommt der enorme Platz, den die vielen Spielsachen benötigen und der schlichtwegs einfach nicht vorhanden ist.


    Leider kommen meine Schwiegereltern aus einem Kulturkreis, in dem man nicht gelernt hat seine Gefühle auszudrücken. Sie können ihre Liebe zum Enkelkind nur mittels materiellen Dingen (Spielsachen) ausdrücken. Jeder Versuch, das einzudämmen, wird sofort als Einschränkung ihrer Gefühle gegenüber dem Enkelkind gesehen. Abgesehen davon haben meine Schwiegereltern keinerlei Hobbies und kein glückliches Leben. Alles was sie tun ist arbeiten und für ihren Enkel Geschenke zu kaufen. Für mich wirkt es dennoch als wenn sie von Geburt an unser Kind "kaufen" wollten.


    Ich habe zwar Mitleid mit ihrer Situation, aber kein Verständnis warum das auf dem Rücken meines Sohns passieren sollte! Auf diese Art und Weise wird unser Kind ja regelrecht in den Konsumwahn getrieben und lernt so nicht ansatzweise den Wert von Geld und oder einzelnen Geschenken kennen!


    Nachdem wir mit dem verkaufen der Spielsachen kaum noch nachkommen (es kommt einfach zu viel und zu schnell Nachschub), bin ich schon etwas verzweifelt. Meine Frau kann die Geschenkeflut ihrer Eltern nicht eindämmen und sieht es auch teilweise nicht als so schlimm.


    Habt ihr vielleicht einen Tip für mich?


    Danke.

  • Hallo und herzlich willkommen!
    Ja, das klingt heftig und du hast mit allem was du schreibst mein volles Mitgefühl und Recht.
    Wenn deine Schwiegereltern es so nicht verstehen können und wollen, ist es natürlich sehr schwierig.
    Ich kenne sie ja nicht und weiß nicht wie sie reagieren werden, aber hast du vielleicht schon mal darüber nachgedacht, so ein Paket nicht anzunehmen? Es einfach wieder zurück zu schicken?
    Dann würde ich bei jedem Videotelefonat dabei sitzen und wenn die Schwiegereltern deinem Sohnemann neue Geschenke zeigen, gleich dazwischen gehen, deinem Sohn erklären das er es nicht bekommen wird, weil ihr das Paket nicht annehmen werdet und weil es keinen Platz in seinem Zimmer gibt. So bekommen die Schwiegereltern es gleich mit und ihr müsst konsequent alles zurück gehen lassen.
    Wenn die dann sauer werden, denke daran das sie sich auch wieder beruhigen. Aber dann könnt ihr vielleicht auch mit ihnen darüber sprechen.

  • Hallo! :)


    Oje, das ist eine blöde Situation. Und ganz nebenher geht auch auch noch um kulturelle Unterschiede. Man will den (Schwieger-)Eltern ja auch nicht zu nahe treten beziehungsweise dürften sie auf deutliche Worte ja auch nicht entsprechend reagieren. Es ist also naheliegend - sie können eure Wünsche/Bedenken weder verstehen, noch verinnerlichen. Dazu kommt sicherlich auch das "Kompensieren", weil sie nicht vor Ort sind.


    Das, was ich gleich als erstes geraten hätte: deutliche Worte finden/stattdessen um Geld bitten, habt ihr schon getan und es hat nicht geholfen.


    Spontane Ideen sonst:


    Ihr müsst noch deutlichere Worte finden und konsequent nichts mehr annehmen, was AUßERHALB von Anlässen kommt (bitte vorwarnen, dass ihr keine Pakete mehr annehmt und diese wirklich nicht annehmen). Das könnte zu zeitweiligem Unmut führen, zu Streit, aber hinher sind die Fronten meist klar.


    Videotelefonie, in der es um Geschenke geht, abbrechen (auch vorher abklären!) --> es ist für das Kind nicht gut, den Kontakt mit den Großeltern ständig mit Materiellem verbunden zu haben


    Keine langen und breiten Erklärungen, weshalb und warum ihr die Geschenkeflut nicht wollt. Ihr müsst euch nicht rechtfertigen und das Verhalten der Schwiegereltern ist zwar sicher gut und liebevoll gemeint, deshalb aber nicht weniger übergriffig.


    Eventuell noch einmal die Sinnhaftigkeit von speziellen Geschenken (Geldgeschenke, Gutscheine, Jahreskarten, Freizeitkurse etc.) anmerken und diese deutlich wünschen. Eventuell eine entsprechende "Wunschliste" erstellen.


    Unnötige Geschenke spenden und dies auch rückmelden.


    ---


    Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich nur sagen, dass solche immensen "Differenzen" meist erst dann zufriedenstellend gelöst werden können, wenn es "knallt" und es dadurch zu einem Umdenken kommt. Dann sind vielleicht auch Kompromisse möglich. Momentan sind dir die Schwiegereltern ja noch nicht den kleinsten Schritt entgegen gekommen...


    (Sinnvoll wäre sicher auch, die Tochter interveniert. Allerdings meinst du, dass deine Frau es nicht so schlimm findet, hm?)


    ---


    Mich würde der Kulturkreis interessieren, wenn es nicht zu persönlich ist! :)



    Alles Liebe,


    Dani

  • Hey Dani,


    danke für deine ausführliche Antwort!


    Die Schwiegereltern kommen aus dem bosnischen Kulturkreis und dort bekommen Kinder eine komplett anti-authoritäre Erziehung vermittelt, das "Verwöhnen" von Kindern ist dort völlig normal, ähnlich wie in der türkischen Kultur. Kinder dürfen alles, bekommen alles und werden von vorne bis hinten betreut ohne das man jemals Grenzen setzt oder etwas von ihnen einfordert.


    Für mich als Österreicher ein absoluter Wahnsinn! Man kennt ja den Spruch: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr." und dementsprechend versuche ich auch diese Form von Kindererziehung bei unserem Sohn mit einfliessen zu lassen.


    Meine Frau sitzt leider genau zwischen den Stühlen und kann sich nicht dazu abringen ihren eigenen Eltern Grenzen zu setzen. In diesem Kulturkreis ist das kritisieren der eigenen Eltern absolut verboten und gleichbedeutend mit Nestbeschmutzung der eigenen Familie. Für mich wiederum ist wohl formulierte Kritik essentiell um bestehende Situationen für alle Beteiligten zu verbessern.


    Pakete nicht anzunehmen bzw. zurückzuschicken bzw. Videotelefonate abzubrechen wenn Geschenke erwähnt oder gezeigt werden ist leider nicht akzeptabel für meine Frau. Sie ist der Meinung man könne ihren Eltern gegenüber immer wieder mal erwähnen "bitte nicht soviel zu schenken" aber hat leider keine Idee was sie machen könne, wenn diese sich nicht daran halten. Auch für meine Frau ist das setzen von Grenzen sehr schwierig, da sie das von ihren eigenen Eltern während der Kindheit nicht gelernt hat.


    Diese Woche haben wir wieder ein Osterpaket für meinen Sohn im Wert von >200,- Euro erhalten.
    Darin befanden sich 3 verschiedene, große Lego-Sets (Transformers, etc.), 1 Plastikspielzeug, 5 Autos, 3 Hosen, 4 Schokohasen, 2 Familienpackungen Duplos, unzählige weitere Süssigkeiten und ein Haufen Gewand. Ich muss sagen ich fürchte mich schon vor dem Geburtstag meines Sohns, welcher im Mai ist.


    Traurig fand ich vor allem, dass sich mein Sohn am selben Abend via Videotelefonat bei seinen Grosseltern für die Geschenke bedankt hat und sie ihn sofort gefragt haben, welches Spielzeug sie ihm als nächstes kaufen sollten.
    D.h. anstatt sich gemeinsam mit dem Enkel über die Geschenke zu freuen sind sie emotional komplett woanders gewesen - nämlich bereits bei dem nächsten Spielzeugeinkauf.


    Für mich wirkt das alles wie ein Heroin-süchtiger, der unbedingt den nächsten Kick (=Spielzeugeinkauf für den Enkel) braucht.


    Ich wünsche ein frohes Osterfest!

  • Was ist ein Gewand?


    Ich frage mich, warum hat dein Sohn das Paket schon bekommen, es ist noch kein Ostern????




    Wenn deine Frau sich ihren Eltern gegenüber nicht durchsetzen kann weil sie sonst das " Nest beschmutzt " , musst du das tun. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht, wenn ihr die Pakete nicht zurück schicken wollt.

  • "Gewand" ist österreichisch für "Klamotten". :)


    ---


    Hm, wenn niemand den (Schwieger-)Eltern gegenüber "auf den Tisch hauen" möchte (was ich durchaus auch verstehen kann!), bleibt grundsätzlich nur die Möglichkeit, alles lächelnd anzunehmen, Brauchbares zu behalten und den Rest zu verkaufen/weiterzuschenken/zu spenden.


    Von Zeit zu Zeit würde ich durch die Blume erwähnen, wovon schon "SOOOO VIEL" da ist und was "GAAANZ DRINGEND" gebraucht wird.


    Aus meiner Erfahrung heraus (also mit meinen eigenen Kindern) kann ich nur sagen, dass das Schenken mit der Zeit ein wenig nachlässt. Kleinere Kinder werden eher "zugeschüttet", bei älteren Kindern regnet es dann irgendwann vermehrt Geld oder Gutscheine. Das "Problem" hat also ein Ablaufdaum...


    ---


    (Kindergärten, Schulen, Mutter-Kind-Heime etc. freuen sich über Spenden! :))


    Alles Liebe (und frohe Ostern!)


    Dani! :)

  • Ich würde in dem Fall nur noch ausgewählte Geschenke weitergeben. Ohne vorheriges Aussortieren macht es keinen Sinn, das Kind zu beschenken. Das sind ja dann wirklich Massen, so wie sich das anhört.


    Geschenke-Präsentieren über Video-Telefonie müsste dann ausbleiben. Könnte man auch mit "Es soll eine Überraschung sein" argumentieren, wenn das mit dem Durchsetzungsvermögen nicht klappt.


    Überall würde ich nicht klein beigeben. Wenn die Geschenkeflut schon nicht eingedämmt werden kann, soll sie wenigstens nicht vorab präsentiert werden! :)

  • Hmm, das ist eine schwierige Situation. Ich habe so etwas ähnliches vor Geburt meines Kindes bei Freunden erlebt. Wir haben unseren Familienmitgliedern ganz klar kommuniziert, dass wir eine Spardose für die Kleine haben und ansonsten nur nach vorheriger Absprache Geschenke mitgebracht werden sollen. Gott sei Dank hält sich unsere Familie weitestgehend daran. Ich kann nur raten, dass immer und immer wieder offen zu kommunizieren.

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