Sauberkeitserziehung oder "Trocken werden"

  • Ich würde mich gern mit Ihnen über das Thema "Trocken werden" austauschen.
    Meine Sohn (3,5) geht seit Sommer selbstständig auf die Toilette. Beim spielen vergißt er es oft. Ich erinnere ihn zwischendurch immer mal. "Nein, ich muß nicht pullern.", so seine Antwort. Aber er ist dann meist naß.
    Nachts trägt er Windelhosen. Diese sind früh immer voll. Manchmal so sehr, das sie auslaufen.
    Im Kindergarten schläft er mittags ohne Windel. das klappt ganz gut. Auch zu Hause beim Mittagsschlaf.


    Ab welchem Alter sollten Kinder auch nachts trocken sein? Nachts das Kind zu einer bestimmten Zeit wecken und auf die Toilette setzen? ?(
    Würde bei uns sicherlich nicht funktionieren, da er sich früh schon schlecht wecken lässt. Er wehrt sich oft mit Händen und Füßen dagegen.
    Bin auf eure Erfahrungen gespannt.

  • Hi!


    Vorab: Ich glaube das entscheiden die Kinder allein, es gibt kein Alter X dafür...


    Unsere Tochter ist jetzt seit Dez. 3, wir haben es mal Anfang 2015 versucht, sie ohne Windel rumlaufen zu lassen, auf die Toilette wollte sie da schon immer mit, Interesse war also da, die Umsetzung war mir "zu nass" ;) Sie hat auch oft vergessen, dass sie doch zur Toilette wollte. Wir haben aber als Abendritual eingeführt, dass es noch mal pullern geht vor dem Schlafen und dann auch gleich morgens sowie vor dem raus Gehen.


    Bis zum Sommer trug sie tags, nachts und in der Kita trotzdem weiter Windeln. Bei einem Ostseeurlaub haben wir die Chance genutzt und sie den ganzen Tag windelfrei gelassen und oft gefragt, ob sie pullern müsse, bei ja sind wir dann "schnell in die Dünen" - hat ihr irgendwie gefallen. Nachts gabs da noch eine Windel. Anschl. hat sie sich regelm. gemeldet, wenn sie am Tage musste und blieb windelfrei.


    Die Kita hat ab da auch angefangen, sie ebenfalls ganz windelfrei zu lassen (machen leider nicht alle Kitas mit, unsere alte lehnte das völlig ab), auch vor dem Mittagsschlaf nochmal ab zur Toilette und siehe da, es hat geklappt. Die Kleine beschwerte sich darauf hin, dass sie nachts eine Windel umhaben sollte. Unser Deal: Wenn sie morgen früh trocken ist, dann lassen wir sie morgen abends auch weg. Hat wunderbar geklappt, sicherlich ging hin und wieder noch etwas in die Hose/ins Bett, aber ich möchte sagen, ab Sept./Okt. 2015 war sie mit knapp 3 Jahren gänzlich trocken.


    Viel Erfolg euch!


    PS: Wir haben auch so ein "Ich-lerne-auf-Toilette-zu-gehen"-Buch gehabt und immer wieder mal mit ihr drin geblättert und wir haben das Töpfchen ganz ausgelassen - gleich WC-Aufsatz und kleinen Tritt, das fand sie toll... auch anschl. noch ewig am Waschbecken mit Wasser plantschen ;)

  • Hallo Orlini,


    ich würde mich so wenig wie möglich drum kümmern. Bei unserer großen Tochter klappte es auch über "im Sommer nackig rumlaufen". Die Kleine war schon sehr früh sauber, hat dafür aber einen Rückfall gehabt und ist noch heute (mit 3,5) so, dass sie es beim Spielen gern vergisst. Bei uns wird sie regelmäßig auf Toilette geschickt, wie bei Pfiffi_k. Morgens, abends, vorm Rausgehen und beim Heimkommen. Das klappt aber auch alleine schon ganz gut.


    Dass die Windelhosen morgens voll sind, ist völlig normal. Die sind einfach nicht für Kinder in dem Alter gemacht, obwohl es drauf steht. Einmal Pipi rein und es kann schon überlaufen. Dazu sind die Pipi-Mengen einfach schon zu groß.

  • Hallo,


    ich habe einige statistische Daten zusammengesucht zum Thema "Trockenwerden".


    Statistisch gesehen gelingt es 90 % der Kinder kurz nach dem 4. Lebensjahr, die Kotabgabe willentlich zu steuern. Bis zur Vollendung des 4. Lebensjahres können 80 bis 85 Prozent aller Kinder auch ihre Blase vollständig kontrollieren – und zwar am Tag und in der Nacht. Das heißt, bis zu 20 Prozent aller 5-Jährigen brauchen zumindest zeitweise noch Windeln – das ist jedes 5. Kind.
    Internationale Studien haben ergeben, dass Kinder im Durchschnitt mit 30 Monaten trocken werden, also mit 2,5 Jahren. Tagsüber kommen sie im Schnitt mit 28 Monaten ohne Windeln aus, nachts im Schnitt mit 33 Monaten. Das sind aber alles nur Durchschnittszahlen, das heißt, es gibt große Abweichungen nach unten und nach oben.


    Sehr interessant finde ich, dass Experten inzwischen herausgefunden haben, dass kein Kind durch "Töpfchentraining" (Sauberkeitserziehung) früher trocken wird als ohne. Das liegt daran, dass das Erreichen der Blasenkontrolle ein Reifungsprozess ist,der vom Gehirn gesteuert wird und der in jedem Kind individuell angelegt ist. Die Reifungsschritte, die nötig sind, damit das Kind seine Blase und seinen Darm kontrollieren kann, lassen sich nicht durch Sauberkeitserziehung und Töpfchentraining beschleunigen, sondern nur unterstützend begleiten.



    Sauberkeitserziehung war früher schon sehr früh üblich. In den 60er-Jahren wurde bei 95 Prozent der Kinder noch vor dem ersten Geburtstag mit Toilettentraining begonnen, in den 80er-Jahren nur noch bei 10 Prozent und heute beginnen die meisten ihr Kind mit 2,4 Jahren an das Töpfchen zu gewöhnen. Lange wusste man aber nicht, dass es sich beim Trockenwerden um einen Reifungsprozess handelt, der eben durch Erziehung nicht beschleunigt werden kann.


    Darmkontrolle ist einfacher als Blasenkontrolle


    Den Darm können Kinder früher kontrollieren als ihre Blase, denn sie entleeren ihn im dritten Lebensjahr meist nur ein oder zweimal pro Tag oder noch seltener. Die Zahl der Harnabgaben hat sich zwar im Vergleich zur Säuglingszeit (etwa 30 mal in 24 Stunden) deutlich verringert, aber im dritten Lebensjahr uriniert ein Kind trotzdem noch etwa zehnmal am Tag. Eine Darmentleerung kündigt sich über längere Zeit an und passiert bevorzugt zu einer bestimmten Tageszeit. Das Vorwarnsystem der Blase ist für das Kind dagegen schwieriger zu verstehen. Erst ganz kurz bevor es "zu spät" ist, schlägt es richtig Alarm. Davor meldet sich die Blase mit dezenten Signalen, die vor allem im angeregten Spiel aber leicht ignoriert werden können.
    Bei den meisten Kindern zeigt erst mit zweieinhalb Jahren ein Gefühl an, dass die Blase voll ist. Das Harnlassen können die Kinder aber nur dann verhindern, wenn sie den äußeren Schließmuskel und die Beckenbodenmuskulatur bewusst anspannen können.


    Und hier noch ein Zeitungsartikel zum Thema:
    http://www.sueddeutsche.de/leb…rn-schnell-sein-1.1480055


    Klara

  • Folgendes kam gerade dazu in unserem aktuellen ANE-Elternbrief, da bin ich selbst überrascht: "...mit 5 Jahren haben 20% der Kinder nachts noch eine Windel, Jungen oft bis 6 Jahre oder noch später..." scheint also alles gaaanz normal zu sein. Auch zum 3. Geburtstag gabs bei uns einen kleinen "Rückfall", das wird hier auch erwähnt...

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