Hallo zusammen, ich möchte Euch mal um Rat fragen... Was
haltet Ihr von so einem Fall:
Junge Frau , 20 Jahre alt, wohnt in einem eigenen Zimmer bei
ihren Eltern. Sie hat Abitur gemacht.
Des Weiteren gab es eine Trennung vom Freund, was ihre gesamte Lebensplanung in Frage stellt, den sie wollte mit ihm zusammenziehen.
Die junge Frau hat einen speziellen Studienwunsch, anderes kommt für sie nicht in Frage. Die Alternative
wäre ein Studium mit einem NC von 1,4 gewesen, davon war sie aber sehr weit
entfernt. Aber auch für den originären Studienwunsch gibt es einen NC, denn sie jedoch ebenfalls nicht erreicht,
dementsprechend wurde sie nicht zu einem Studium zugelassen.
Für das Studium wäre ein berufsbezogenes Praktikum notwendig
gewesen. Hier hat sich die junge Frau aber nicht rechtzeitig drauf beworben und
dann waren alle Plätze bereits vergeben. Auch hier hat sie Vorstellungen über
die Art des Praktikums, die nahezu jede Alternative ausschließt.
Sie hat sich dann, auf Drängen der Eltern die merkten, das ihr Kind eine Aufgabe braucht, nach mehren
Wochen des Chillens und der Trauer der wohl nicht verarbeiteten Trennung, um Stellen
beworben, auch hier gab es bestimmte Vorstellungen an die Tätigkeit, hat aber
nur Absagen bekommen.
Um dann nicht komplett perspektivlos zu sein, haben die
Eltern sich dahingehend eingeschaltet, der jungen Frau zumindest einige
Möglichkeiten aufzuzeigen, was sie denn alternativ machen könnte z.B. ein
Fernstudium oder sich um Ausbildungsstellen zu bewerben.
Die junge Frau hat sich dann in ein Fernstudium
eingeschrieben, nach vier Wochen dieses aber beendet und ein anderes Fach
gewählt. Dies gehörte sogar zu einem der beiden Wunschfächer, war im Fernstudium
aber nicht einem NC unterworfen.
Die Ausbildungsstellen, auf die sie sich beworben hatte,
wurden anderweitig vergeben. Es waren allerdings auch nur fünf Bewerbungen. Auch hier versuchten die Eltern ihr klarzumachen, dass sie keine Versagerin sei -sie hatte ja alle Tests bestanden und war imm er in den letzten Runden mit oben dabeiund dass 5 Bewerbungen in der heutigen Zeit viel zu wenig sei... Dennoch will sie sich nun gar nicht mehr bewerben und ausserdem sei es dazu nun zu spät.
Der Tagesablauf der jungen Frau sieht grds. so aus.
Aufstehen 12-13 Uhr. Bis 14 Uhr wird im Normalfall kein Buch angerührt. Abends am Notebook oder Smartphone.. gelernt werde dann auch nicht. Sie hat ein Smartphone, das ihr ständiger Begleiter ist und auch in Lernzeiten vergehen keine zwei Minuten ohne das auf dem Smartphone getippt wird. Hier war die klare Aussage von ihr, dass sie
ohne das Smartphone ihre Freunde verliere und daher auch immer online sein
müsse, um direkt zu antworten. Die Smartphonenutzung nimmt den Hauptteil ihres Tages in Anspruch. Selbst mitten in Gesprächen wird das Handy rausgezogen und gestippt. Die Eltern schaffen es nicht, hier eine klare Linie
zu ziehen, denn die Mutter meint, wenn sie dann z.B. während des Essens das Handy nicht nutzen darf, ginge sie in ihr
Zimmer und würde gar nichts mehr essen. Der Vater möchte hier schon klare Grenzen ziehen, auch auf die Gefahr hin, dass die junge Frau in der Tat den Raum verlässt. Ausprobiert wurde diese Konsequenz jedoch nur einmal, so dass
keine Erfahrungen vorliegen.
Im Haushalt der Eltern wird eher nur sporadisch geholfen. In
der Regel müssen ihr klare Anweisungen gegeben werden, von sich aus erfolgt kaum eine Unterstützung der berufstätigen Eltern.
Die durchschnittliche Lernzeit beträgt am Tag ca. 1,5 bis 2
Stunden, in den Empfehlungen zum Studium ist eine Lernzeit von 38 Wochenstunden
angegeben. Dementsprechend kommt sie nicht mit, in der Lerngruppe sind
teilzeitstudierende, die einem Vollzeitjob nachgehen, die deutlich weiter sind
als sie.
Nach nun acht Wochen Fernstudium hat sie kein Interesse mehr an dem Studium, Daher ist seit einer Woche die Studienzeit gleich Null. Sie möchte dann doch lieber an einer Präsenzuni ihr Wunschfach
studieren. Einen anerkannten Praktikumsplatz für ein Studium an einer
Fachhochschule hat sie aber immer noch nicht. Zwar hat sie einen Platz in einer Einrichtung ab Februar, aber da weiß sie nicht, ob das überhaupt anerkannt wird. unterlagen, Vertrag etc. hat sie auch nicht, nur eine mündliche Zusage.
Sie möchte aber auch keinen Studienplatz außerhalb NRW
ausnehmen, da sie lieber zu Hause wohnen möchte. Wenn sie dann an einer Uni sei, müsste sie sich ja noch um Hausarbeit, einkaufen etc. kümmern müssen. Das wolle sie aber nicht. Was solle sie außerdem da so ganz alleine in einer fremden Stadt.
Die junge Frau hat ADHS (hypoaktivität) und während der Kindheit wurde dies medizinisch behandelt. Seit vielen Jahren erfolgt keine medikamentöse Behandlung mehr und bis zum Abitur war auch alles ok. ( Schnitt von 2,5 nach Wechsel Realschule auf Gymnasium). Allerdings war sie da auch mit dem Freund zusammen und -das ist nicht übertrieben- wie siamesische Zwillinge.
Von den Eltern wurde ihr, da sie die Trennung vom Ex Freund nicht überwinden kann ein Termin mit einem psychologischen Berater angeraten..Nach langen Diskussionen ging sie auch dahin, mit dem Resultat, dass sie meinte, dass die Beraterin ihr sagen könne, was sie wolle, sie würde sowieso alles so machen, wie sie das wolle.
Die Eltern machen sich große Sorgen, denn die junge Frau ist weder bereit noch anscheinend in der Lage etwas an ihrer Situation zu ändern. Sie ist nicht bereit, Hilfe von Dritten anzunehmen, hat aber auch hier vor Ort
keine wirklichen Freunde, die ihr helfen könnten.
Der vom Vater vorgeschlagene Auszug (bei finanzieller und weiterer Unterstützung) in eine WG oder ein Wohnheim oder auch Appartement wird von der jungen Frau vehement verweigert. Es geht hin von Vorwürfen, dass man
sie loswerden wolle bis hin zum Szenario, das die Eltern sich dann nicht wundern sollen, wenn sie vereinsamt und tot in der Wohnung liege...
Als Chance, etwas selber zu schaffen, Verantwortung zu zeigen und selbstständig zu werden, sieht sie das nicht.
Für die Eltern ist es nicht nachvollziehbar, dass sie all die Chancen, die ihr geboten wurden. Auslandsjahr finanzieren, Wohnung finanzieren, Studium im Ausland oder in einer Uni in Deutschland ausschlägt. Sie will nicht weg, will keine Verantwortung übernehmen. Selbst beim Fernstudium wollte sie in keine Lerngruppe und wirft hiernach den Eltern vor, dass die sie ja vom Studium abhalten würden und sie es dehalb auch nicht schaffe. Gleiches im Übrigen, wenn man mit ihr reden möchte.
Mittlerweile ist es von ihrer Seite aus beschlossen, dass sie auch das zweite Fernstudium abbrechen wird. In einer Tagesaktion hat sie sich vier oder fünf Hochschulen raus gesucht. Der Vater hatte auch was rausgesucht, kann aber aus meiner Sicht nicht sein, dass sich die Eltern um so was zu kümmern haben.
In andere Bundesländer will sie weiterhin nicht und auch heute kümmert sie sich nicht weiter um die Auswahl von Hochschulen und Praktikumsplatz.
Welche Hilfe kann man der jungen Frau geben? Wie würdet Ihr reagieren?