Wird es mal besser?

  • Hallo Zusammen,


    ich habe Euch schon 2x von meinem 20 jährigen Sohn geschrieben, der eine untherapierte Angsterkrankung hat und brauche einfach mal einen Rat oder Zuspruch, was unser Zusammenleben angeht.
    Mein Sohn hat mit 16 Jahren seinen Realschulabschluß als Schulbester gemacht. Er hat sich selbst unter Druck gesetzt, wollte immer der Beste sein.
    Er fühlte sich ständig krank, war ängstlich, usw.
    Es wurde dann eine Depression diagnostiziert. Es sollte Tabletten nehmen (hat er aber aus Angst vor den Nebenwirkungen nicht). Da diese Angst im Kindesalter bereits schon mal auftrat, habe ich seine damalige Therapeutin kontaktiert und er hat wieder eine Therapie begonnen.
    Eigentlich ging seit damals alles nur noch bergab - inklusive meiner seelischen Verfassung!!!
    Hier eine schnelle Kurzform: Beginn eines Besuchs auf dem Gymnasium (Beginn Waschzwang, Depression,...) mit der Therapeutin Abbruch der Schule erarbeitet, Beginn Praktikum im Fitnessstudio, extremer Kraftsport. Das ganze ging von Oktober bis April. Dann hat er beim Praktikum Panikattacken bekommen und wollte dort nicht mehr hin. Seine Therapie hat er abgebrochen, er meint, sie bringe ihm nichts.
    Es kam eine Zeit voller Panikattacken, Angst vorm Leben, Angst vor Krankheiten, Depression, nicht Aufstehen wollen,...
    Er hatte eine therapeutische Pflegerin, die ihm helfen sollte. auch das hat er nach 2x abgebrochen, weil er meinte, er schaffe alles selbst.
    Also hat er sich wieder auf einem Gymnasium angemeldet. Dort war er dann vom Sommer bis Januar und hat auch das abgebrochen, um dann im nächsten Sommer eine Schule zum Physiotherapeuten anzufangen. Dort war er mit einem Freund, wollte wieder bester sein, hatte Spaß, hat gelernt,...
    bis der Freund die Ausbildung abgebrochen hat. Da hat auch mein Sohn aufgegeben. Er ist einfach nicht mehr losgegangen.
    Im Sommer dann erneuter Besuch bei einem anderen Gymnasium und Abbruch nach dem Halbjahr.
    Er hält einfach nichts durch. Sobald irgendetwas passiert, knickt er ein und bricht alles ab.
    Jetzt will er einfach nur arbeiten gehen, aber er sucht sich keinen Job. Ich verstehe, dass es Corona nicht einfacher macht, aber ein Minijob würde schon gehen.
    Sein Leben finanzieren wir ihm. Wir geben ihm sein Kindergeld und kaufen natürlich für ihn ein, da er bei uns wohnt und isst.
    Da er noch keine 25 Jahre ist, sind wir dazu verpflichtet, ihn zu unterstützen.
    Dieses Leben ist so kräftezehrend, dass ich einfach nicht mehr kann. Es gibt täglich Streit ums Geld, ums Aufräumen,...
    Mein Mann hält sich raus wo er kann. Er macht Ansagen, dass es kein weiteres Geld gibt, aber ich muß das durchsetzen.
    Jetzt kommt dazu, dass er eine Freundin hat, die ungefragt bei uns mit in sein Zimmer gezogen ist. Mein Sohn ist glücklich mit ihr. Das gönne ich ihm auch.
    Aber sie hat 6 Wochen vor der Prüfung ihre Ausbildung geschmissen. Sie versucht zwar, noch zur Schule zu gehen, um zur Prüfung zu können, aber das ist nur 1x in der Woche.
    Die andere Zeit gammeln sie nun zu zweit bei uns rum und bringen mich zum Verzweifeln. Ihre Mutter findet meinen Sohn schrecklich, sie meint, er wäre an allem Schuld (von seiner Erkrankung weiß sie nichts) - zu uns hat sie keinen Kontakt.
    Dani hat mir mal geschrieben, dass mein Sohn noch jung ist und eben nicht den geraden Weg geht sondern ein paar Kurven nimmt.
    Das versuche ich mir immer wieder einzureden. Aber es ist alles so schlimm. Ich glaube, dass ich als Mutter total versagt habe.
    Alle jungen Leute in unserer Umgebung gehen ihren Weg nur unser nicht.
    Was sollen/können wir tun? Wird es je besser?
    Schöne Grüße
    Peti

  • Hallo Peti! :)


    Grundsätzlich bin ich immer noch der Meinung, es muss nicht der "gerade Weg" sein, es dürfen "Kurven" genommen werden. Aber irgendeine Art von Weg sollte es schon sein. Momentan sieht es ja eher nach Stillstand aus und das ist nie gut, weil die Struktur fehlt.


    Was mir ins Auge sticht, ich habe es glaub ich im anderen Thread auch angesprochen (Wobei ich vorab sagen muss: Ich halte gar nichts davon, wahllos Diagnosen zu "sammeln", in Wirklichkeit muss man ohnehin bei den Problematiken/Symptomen ansetzen):


    Depression kommt mir zu kurz gegriffen vor, eher als "Symptom", nicht als Grunderkrankung... Vorherrschend wirken mir die Ängste, gerade auch die Angst "ins Leben" zu gehen. Ich habe einige Menschen betreut, die mit ähnlichen Problematiken seit der Kindheit zu kämpfen hatten, ebenfalls viele Diagnosen "gesammelt" haben und dann im Erwachsenenalter recht deutlich in Richtung "Angsterkrankung" bzw. "Sozialphobie" diagnostiziert wurden. Damit waren dann die depressiven Tendenzen oder auch das Zwangsverhalten natürlich nicht vom Tisch, aber die Auseinandersetzung mit der Erkrankung war plötzlich eine andere. Viele "Probleme" in der Biografie ergaben dann plötzlich Sinn und eine Krankheitseinsicht war gegeben, weil die zugrundeliegende Erkrankung endlich der Realität standhielt... Es ist etwas schwer, das zu beschreiben, weil es halt doch ein Prozess ist.


    Was alle diese Fälle gemeinsam hatten: Sehr viele unterschiedliche Diagnosen, die nur zum Teil "stimmig" wirkten (scheint bei euch auch so zu sein), Auffälligkeiten und Verweigerungshaltung (obwohl man eigentlich möchte...) schon in der Kindheit, Schulabbrüche/Ausbildungsabbrüche (obwohl man eigentlich möchte...).


    Lasst euch das so einmal durch den Kopf gehen. Nachdem dein Sohn nun erwachsen ist und kein Kind mehr, würde ich - wenn er sich dafür entscheiden kann - eine ordentliche Diagnostik (durch einen Psychiater, NICHT Therapeut) in Betracht ziehen. Mit Hinweis darauf, dass die bisherigen Diagnosen wenig angenommen werden und "zu reichhaltig" bzw. nicht immer passend erscheinen.


    ---


    So, wie du ihn beschreibst, sehe ich deinen Sohn momentan (leider) in gar keiner Ausbildung/Berufstätigkeit. Es würde vermutlich wieder zum Abbruch führen und dieses "Versagen" (sprich: Misserfolg) muss man ja auch einmal ausgehalten können. Da entspinnt sich ja ein Teufelskreis. Ich denke, bevor er sein Leben - wie auch immer - anpackt, benötigt es vielmehr andere Schritte:


    Krankheitseinsicht - Auseinandersetzung mit der Erkrankung - Therapie (in welcher Form auch immer - medikamentös/ambulant/stationär) - Aufnehmen einer Struktur


    Erst dann kann die Beschäftigung mit der Frage nach Ausbildung/Berufstätigkeit (oder generell Arbeitsfähigkeit im normalen Ausmaß?) stattfinden. Dazu ist er momentan schlicht zu wenig stabil.


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    Oben Beschriebenes sind aber natürlich im Idealfall *seine* Schritte, die ihr bestenfalls begleiten könnt. Euer Part als Eltern ist es wohl oder übel, euch einzugestehen, dass euer Einfluss ohne seine Mithilfe begrenzt ist.


    Da geht es nun für dich stark darum, Grenzen zu setzen, um deine eigene psychische Stabilität nicht zu gefährden. Nicht umsonst ist der Part als Angehöriger ein schwieriger (Stichwort Co-Erkrankung; Co-Abhängigkeit)...


    Fragen, die ich mir kurzfristig stellen würde:


    - Wie finde ich Ausgleich, fernab von dem "Wahnsinn" (wertfrei!) zuhause; wo kann ich mir Kraft holen
    - Inwiefern möchte ich die Freundin des Sohnes auch versorgen müssen (würde ich definitiv dann, wenn ich sie für ihn und für das Familiengefüge als Ressource und positiv erleben könnte)
    - Was ist das Mindestmaß an "Aktivität/Struktur", die ich mir von meinem Sohn erwarte (und das vermitteln; Achtung: dabei realistisch bleiben...)
    - Welche Kosten/Ausgaben kann und möchte ich tatsächlich bewältigen ("unterstützen" bedeutet Grundversorgung, "Extras" musst du nicht finanzieren, wenn du es dir nicht leisten kannst/willst)


    Fragen, die ich mir langfristig stellen würde:


    - Welche Wohnform ist nach dem 25. Geburtstag denkbar (ich habe in meinen Betreuungen die Familie stets dann als wahnsinnige Ressource erlebt, wenn eine räumliche Trennung realisiert werden konnte; vorher war es schwierig und dynamisch - für alle Beteiligten)


    Und zu deiner Beruhigung: Ich kenne keinen einzigen ähnlich gelagerten Fall, wo die betreuenden Eltern vor der räumlichen Trennung nicht mehr oder weniger am Ende ihrer Kräfte waren. Das ist absolut die Regel und kein Zeichen, dass du versagt hast. Ganz im Gegenteil!!! DU (!!!) leistest mehr als du denkst. Du leistest eigentlich fast schon Unleistbares... Lass dir das einmal durch den Kopf gehen!


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    Das war jetzt viel... Ich hoffe, du kannst was mitnehmen! Melde dich ruhig wieder, der Austausch kann ebenfalls Ressource für dich sein! :)

  • Hallo Dani,


    danke, dass Du mir geantwortet hast. Das tat mir sehr gut.
    Ich habe mein Thema geschrieben, weil ich vielleicht "Erfolgsgeschichten" von anderen Eltern hören wollte, um mich weiter zu motivieren. Es tut mir einfach gut zu hören, dass es Jugendliche gibt, die nicht "den geraden Weg gehen" sondern ein paar "Kurven" nehmen und unsere Familie nicht die einzige ist.


    Wir wohnen in einem kleinen Dorf, jeder kennt jeden (ohne Hintergrundinformationen) und es wird natürlich immer nach den Kindern gefragt (meiner studiert, meine macht eine Ausbildung, meiner zieht mit seiner Freundin zusammen,...und was macht deiner????)
    Da kommt man sich jedesmal wie die größte Versagerin bei der Erziehung vor!!!
    Mein Mann kann das abschütteln, aber ich bin mittlerweile echt depressiv, versuche aber es mit einer Therapie und den Tabletten, die mein Sohn nie wollte, wieder in den Griff zu kriegen. Es ist schön, dass auch Du mir geschrieben hast, dass ich Kraft tanken muss, aber es ist irgendwie wie ein Teufelskreis. Ich nehme mir immer vor, mehr für mich zu tun, aber es klappt viel zu selten.


    Wie bekommen wir denn unseren Sohn zu einer Einsicht, dass er sich Hilfe suchen sollte???? Er lebt sein Leben so vor sich hin, schläft lange, isst, macht Sport,...
    Er scheint damit zufrieden zu sein. Wir dachten, dass seine Freundin, die ja arbeiten gegangen ist, ihn mitziehen kann, aber das scheint eher in das Gegenteil umgeschlagen zu sein. Allein das macht mich schon wütend.
    Ich sitze hier im Büro im Homeoffice. Wir tun alles um Geld zu verdienen und ein gutes Leben zu führen und unser Pascha liegt im Bett.
    ....Vielleicht ruht er sich auch auf "seiner Krankheit" aus?
    Du schreibst, dass er auch damit zurechtkommen muss, immer wieder etwas anzufangen und dann wieder abgebrochen zu haben.
    ....Aber sollte er sich nicht auch mal durchkämpfen?
    Im Moment liest er gerade ein Buch, in dem es um das innere Kind geht, dass geheilt werden muss. Ich frage mich wie er darauf gekommen ist, sich so ein Buch zu kaufen?!
    Auf jeden Fall glaubt er jetzt, dass er so ist wie er ist, weil er nicht direkt nach der Geburt auf meinen Bauch gelegt wurde (Kaiserschnitt mit Vollnarkose) oder er fragt, ob ich mich in seinem 1. bis 5. Lebensjahr nicht genug um ihn gekümmert habe...
    Schon wieder fühle ich mich schuldig, obwohl das natürlich Quatsch ist.


    Du hast Recht, dass es mir durch das Schreiben hier im Forum bzw. Deine Antwort wirklich besser geht.
    Es ist ein toller Austausch.
    Vielleicht gibt es ja noch Eltern, die mir Tipps geben können. Ich würde mich freuen.


    Schöne Grüße Peti

  • Fein, dass es dir ein bisschen geholfen hat. :)


    ---


    Zu den Erfolgsgeschichten: Das muss nicht unbedingt der Klassiker "Ausbildung - Beruf - Beziehung - Familie" sein... Erfolg kann auch sein: Struktur wieder zu finden, aktiv gegen Probleme/Erkrankungen anzugehen, Nischen für sich zu finden, zufrieden zu sein... Meine Erfahrung im und mit dem Leben: Meistens wird alles gut. Es kommt auch ein wenig auf die Perspektive an. Dabei bestimmt ihr, was unter "gut" fällt. Nicht Externe/die Nachbarschaft... Da wären wir auch beim nächsten Punkt:


    Wenn du Probleme damit hast, was "die Leute" sagen/denken könnten, dafür gäbe es Taktiken: Standard-Sätze zurecht legen ("Mein Sohn hat momentan eine echt liebe Freundin, das ist was Ernstes"; "Momentan ist er mit XY beschäftigt, Ausbildungsstelle ist gerade leider nicht in Sicht, wir sind dran";...) oder mit entwaffnender Ehrlichkeit auftreten (damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht.... "Es geht ihm psychisch nicht gut, wir arbeiten gerade daran. Gerade dir möchten wir das erzählen, weil wir dich als offen genug einschätzen. Mit der Tabuisierung psychischer Erkrankungen muss unbedingt aufgeräumt werden, das ist uns als Eltern eines Betroffenen auch wichtig.")


    --> Blöde Kommentare/Vorurteile etc. sollte man dort lassen, wo sie hingehören: Bei den Menschen, die sie tätigen... Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan... Aber eben auch ein Lernprozess. Und wir wissen genau: In den scheinbar "perfekten" Familien gibt es meistens auch die eine oder andere Leiche im Keller! ;)


    Krankheitseinsicht: IHR (!) bekommt ihn da leider ganz sicher nicht dazu. Krankheitseinsicht ist ein sehr subjektiver Prozess und liegt NUR (!) bei der Person selbst. Meistens korreliert ein gewisser Leidensdruck damit, würde ich sagen. Ihr könnt erst dann reagieren (= Unterstützung anbieten/aktiv unterstützen), wenn Tendenzen erkennbar sind, dass er was ändern will. Erst dann wird er sich darauf einlassen können (und auch auf die Hilfe, alleine schafft man das in der Regel nämlich kaum)


    Wegen dem "Durchkämpfen": Die Frage wäre für mich nicht, ob er es "sollte", sondern schlicht ob er er "kann". Diese Frage ist stetig zu klären. Wenn er eventuell jetzt nicht kann, heißt das nicht, dass es für alle Ewigkeit so bleibt. Aber man muss hier wirklich realistisch sein. Das was gesunden Menschen oft ganz leicht von der Hand geht, können erkrankte Menschen tatsächlich nicht. Auch wenn sie noch so wollen...


    Oder plakativ ausgedrückt: Ich betreue Klienten, die haben es geschafft, sich durch eine Ausbildung "durchzukämpfen" und sind jetzt trotzdem arbeitsunfähig. Und ebenso habe ich das Gegenteil erlebt: Was zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht ging, geht vielleicht später. Zeigen wird es euch nur die Zeit...


    Man muss und kann aber schon sagen: Wenn Menschen immer und immer wieder alles Mögliche (Ausbildung/Arbeit) versuchen, dabei aber stets scheitern/abbrechen, ist das meistens ein Grund, genauer hinzuschauen. Meistens liegt es dann nämlich eher nicht am "nicht durchbeißen Wollen", sondern tatsächlich eher am Können. Dass das wahnsinnigen Druck macht und Selbstwert/Selbstbewusstsein mindert, scheint nachvollziehbar.


    Generell möchte ich dir noch einen Tipp geben, der im Alltag oft hilft:


    Reflektiere die momentane Lage deines Sohnes und wie es bei ihm läuft. Dann fokussierst du ganz bewusst nur (!) auf das Positive. Schreibe alles auf, was gut läuft. Was er gut kann, was er gut macht, wo seine Stärken liegen. Anscheinend ist er gut beziehungsfähig, belesen und Diskussionen nicht abgeneigt. ;) (Was ich jetzt rausgelesen habe). Du findest noch mehr "Gutes". Das hilft tatsächlich, nicht mehr soooo schwarz zu sehen bzw. wieder auf eine realistische Ebene zu kommen. Dieser ressourcenorientierte Ansatz ist extrem wichtig!


    Alles Liebe!

  • Hallo Dani,


    danke für Deine letzte Antwort. Ich stelle fest, dass der Austausch hier im Forum tatsächlich eine Ressource für mich ist.

    Es fällt mir einfach ganz schwer, das Positive meines Sohnes zu sehen, weil in den letzten Jahren einfach so viel Negatives passiert ist.

    Wie ich schon geschrieben habe, denkt er immer wieder über eine berufliche Perspektive nach, die aber nie was wird.

    Jetzt versucht er gerade wieder, auf einer Schule angenommen zu werden, auf der er ein Fachabitur machen kann.

    Als er mir von dieser Idee erzählt hat, bin ich gleich explodiert, denn diese Art von Schule hatte er in einem anderen Zweig schon mal ausgesucht und das ging dann nicht, weil er sich zu dem Praktikum nicht in der Lage fühlte.

    ...Jetzt soll das auf einmal funktionieren???? Ich habe also gewettert, ihm sein Versagen unter die Nase gerieben, usw.

    Nachdem ich mich darüber mit jemandem ausgetauscht hatte, habe ich gemerkt, dass ich überreagiert habe.

    Ich habe mich zwar nicht entschuldigt, ihm aber gesagt, dass er es doch versuchen soll und ich ihm bei der Praktikumssuche helfe.

    Ich versuche mir immer vorzustellen, dass er eben nur ein paar Kurven mehr nimmt als alle anderen. Nur leider gelingt mir das noch nicht so oft.

    Eine schöne Woche an alle, die hier mitlesen

    Peti

  • Hallo Peti!


    Fein, wieder einmal von dir/euch zu lesen! :)


    Das mit der Schule ging von ihm aus? D.h., er ist selbst aktiv geworden? Das fände ich - Erfolgsaussicht hin oder her - bemerkenswert...


    Dein Gefühlsausbruch ist menschlich und ich denke, als solchen kannst du ihn auch abhaken. Dass du für die Suche nach einem Praktikumsplatz zur Verfügung stehst, ist fein. Grundsätzlich können Kinder (egal, wie alt ;)) ganz gut einschätzen, ob sie sich im Zweifelsfall auf ihre Eltern verlassen können oder nicht. Bei dir ist das sehr eindeutig der Fall, dass dein Sohn darauf vertrauen kann, dass du da bist! :)


    Sollte dieser Versuch "Schule/Ausbildung" auch nicht klappen, würde ich raten, zu überlegen, ob mittelfristig eine speziell auf seine Erkrankungen hin ausgerichtete Ausbildung mit Aussicht auf einen geschützten Arbeitsplatz danach anzustreben wäre?


    Alles Gute jedenfalls! :)

  • Hallo Dani,

    Hallo alle anderen Leser,


    mein Sohn hat sich von sich aus bei der Fachoberschule angemeldet und wurde dort auch angenommen.

    Das finden wir gut, aber ich denke die ganze Zeit, dass er es sowieso wieder abbrechen wird. Ich versuche, mir das nicht anmerken zu lassen.

    Jetzt benötigt er noch einen Praktikumsplatz. Er hat mich gebeten, mit zu überlegen, wo man sich bewerben könnte. Also habe ich losgelegt, rausgesucht, ihm vorgeschlagen,...

    Bisher ist von seiner Seite nichts passiert. Ich weiß, dass es sein Leben ist und ich Ihn nicht drängen darf/soll.

    Aber das kann ich irgendwie nicht.

    Jeden dritten Tag frage ich, ob er sich schon gekümmert hat. Ich weiß, dass das falsch ist, aber ich kann da nicht aus meiner Haut.

    Irgendetwas hat sich allerdings verändert. Unser Sohn hat eine on/off Freundin von der ich auch schon berichtet habe.

    Vor Pfingsten gab es wieder Streit und sie wollte sich trennen. Sie ist wieder mit Sack und Pack ausgezogen und unser Sohn war so fertig, dass er in die Psychatrie gefahren ist!!!!!!

    Dazu wollten wir ihn 5 Jahre bewegen und jetzt ist er von allein dort hingefahren. Er war dann 2 Tage ambulant dort und wurde stationär aufgenommen. Leider war es dort nicht so, wie er es erwartet hat und er hat sich nach einigen Tagen entlassen lassen. Aber er darf wohl ambulant weiter kommen.

    Und so habe ich vor jedem Termin Sorge, ob er hingeht. Ich hoffe, ich habe mich so im Griff, dass ich nicht am Bett stehe und ihn wecke damit er losfährt. Morgen ist so ein Tag.

    Ich weiß, dass ich mich abgrenzen muss, aber ich wünsche mir soooo, dass alles mal besser wird.

    Drückt mir/uns bitte die Daumen.

    Schönen Abend

    Peti

  • @ Peti: Schön, mal wieder von dir zu hören! :)


    Gratulation zur Eigeninitiative deines Sohnes und zu deinen Abgrenzungs-Erfolgen. Versuche am besten, ganz ohne Erwartungen an die Sache heranzugehen und zu schauen, was passiert.


    (Aufwecken, damit wichtige Termine wahrgenommen werden können, ist mit Abgrenzung kompatibel, finde ich. Ich würde das für jede Person tun, die mit mir in einem Haushalt wohnt. :))

  • Hallo,


    ich wollte mich nach über einem Monat mal wieder melden und berichten, wie es bei uns läuft bzw. nicht läuft.

    Die Freundin meines Sohnes hat sich vor etwa drei Wochen endgültig von ihm getrennt. Sie möchte keinen Freund, der wie sie kein Geld hat. (sie will drei Jahre Schule machen und er hat sich auch für eine Schule angemeldet). Er ist darüber total fertig. Sie hat bereits einen neuen Freund, der Geld hat .

    Seit dem sie getrennt sind, verspielt er alles, was er noch hat. Ständig bettelt er uns wegen Geld an, wenn wir ihm nichts geben, wird er aggressiv,...

    Zur ambulanten Therapie geht er noch. das war 1x wöchentlich. Da unser Sohn im September mit der Schule anfangen wollte, wurde die Therapie verändert. Er geht ab jetzt nur noch 1x im Monat zu einem anderen Therapeuten und es geht um Spielsucht.

    Für mich ist das schon wieder ein Rückschritt.

    Wegen einem Praktikumsplatz hat er sich beworben, am Online-Begrüßungstag der Schule hat er nicht teilgenommen.

    Ich habe also recherchiert und rausgefunden, dass zwar die Schule erst im September anfängt, das Praktikum aber schon ab 1.8..

    Tja und nun gibt es nur Absagen zu dem Praktikum und unser Sohn gibt auf.

    Er will nicht mehr weiter suchen, dann gehe er eben nicht zur Schule.

    Seine Freundin hätte ihm alles kaputt gemacht,...

    Boah, immer sind andere Schuld. Ich kann und will das nicht mehr hören. Entsprechend schlecht ist bei uns zu Haus die Stimmung.

    Es sind noch vier lange Jahre, die wir für ihn verantwortlich sind.

    Wenn sich nicht irgendwann etwas ändert, haben wir uns bis dahin zerfleischt!

    Kann das jemand verstehen?

    Schönen Sonntag

    Peti

  • Hallo! :)


    Dass Liebeskummer (in jedem Alter) schlimm ist, steht außer Frage. Die Art und Weise, wie die Trennung passiert ist ("Ich such mir jemanden mit Geld, du bist mir keine Beziehung WERT"), ist nicht schön. Das nagt am Selbstwert, selbst unter psychisch stabilen Bedingungen. Die Flucht in eine Sucht ist da (leider!) nicht untypisch. Sucht hat immer etwas mit Kompensation und dem Vermeiden einer Auseinandersetzung zu tun...


    Dass die Therapie auf die Sucht ausgelegt ist, finde ich persönlich ganz gut, wenn das gerade akut ist. Dass die Therapie wegen der Schule auf einmal/monatlich geändert wurde, finde ich hingegen nicht gut. Das ist viel zu selten, wenn es Drängendes gibt. Vor allem auch, weil mit dem Beginn der Schule ja viel Veränderung verbunden ist, Ängste aufkommen könnten etc.. Gerade bei sehr lebensverändernden Ereignissen (Beziehungsende, Schulbeginn etc.) bräuchte es da Kontinuität. Wechsel des Therapeuten UND Reduktion der Therapieeinheiten ist da eventuell kontraproduktiv... Oder ist der Wunsch klar von deinem Sohn ausgegangen?


    @ Schule/Praktikum: Kann man da was machen? Ist der Schulbesuch tatsächlich nicht möglich, wenn man jetzt keinen Praktikumsplatz gefunden hat? Momentan ist das ja ohnehin schwierig wegen Corona. Vielleicht lassen sie mit sich reden? Oder gäbe es die Möglichkeit, ihn im Betrieb von irgendwelchen Verwandten oder Freunden unterzubringen? Es wäre sehr schade, wenn es jetzt wirklich daran scheitert. Ich meine, es ist ja eine gewisse Eigeninitiative da...


    Alles Liebe,


    Dani

  • Hallo Zusammen,


    ich möchte mal wieder von mir/uns hören lassen. Leider ist unser Leben noch nicht besser geworden.

    Mein Sohn hat seine Therapie mit Schulbeginn im September abgebrochen.

    Er hat die Fachoberschule begonnen und an drei Tagen in der Woche en Praktikum in einer Einrichtung für Behinderte gemacht. Begeistert von der Schule war er nicht (mit 21 mit Abstand der Älteste), aber ist zumindest hin und hatte auch eine Fahrgemeinschaft mit einem Jungen aus unserem Ort.

    Dieser wurde ausgeschult, weil er keinen Praktikumsvertrag vorlegen konnte.

    Da wurde das zur Schule fahren schon mühsamer und seit 01.12. gilt die Impfpflicht in der Einrichtung.

    Mein Sohn ist wegen seiner Angst bisher nicht geimpft und somit hat sich wieder alles erledigt.

    Er hat sich auf der Schule abgemeldet, weil er nicht mehr zum Praktikum gehen durfte, wir bekommen nun kein Kindergeld mehr,...

    Mittlerweile war ich in einer psychosomatischen Reha. Habe dort gelernt, dass unser Sohn eben krank ist, es nicht meine Schuld ist, ich nicht als Mutter versagt habe.

    Aber es fühlt sich einfach so an!!!!!

    Während der Reha habe ich noch gedacht, dass ich milder zu ihm sein muss und vielleicht oft kränkend/hart gewesen bin. Eigentlich kam ich mit dieser Einstellung nach Hause und die ersten Tage waren auch harmonischer.

    Aber mittlerweile ist alles beim Alten. Wir sind keine Familie, es fühlt sich an wie Wohngemeinschaft.

    Mein Sohn steht irgendwann nachmittags auf, duscht und vermüllt das Badezimmer.

    Dann ist er entweder auf seinem Zimmer oder fährt mit dem Auto weg. Kommt irgendwann nachts wieder.

    Oder kocht, vermüllt die Küche,...

    Wenn sein Sprit alle ist, nimmt er ungefragt mein Auto (wenn ich es nicht mitbekomme) raucht da drin, obwohl es ein Nichtraucher-Auto ist, kümmert ihn doch nicht.

    Mittlerweile raucht er in seinem Zimmer, obwohl wir ein Nichtraucher Haus sind, schmeisst seine Kippen aus dem Fenster,...

    Ich verstecke meinen Autoschlüssel, unser Geld, aber es fühlt sich alles nur nach Versagen in der Erziehung an.

    Wir finden überhaupt keine Basis mehr. Sind aber bis er 25 Jahre ist unterhaltspflichtig und müssen ihn so lange bei uns wohnen lassen.

    Sind das nicht rosige Aussichten?

    Vielleicht hat jemand von Euch Lesern mal zu berichten, dass mal alles genauso war und gut geworden ist.

    So etwas Aufbauendes würde mir gut tun.


    Schöne Grüße

    Peti

  • Liebe Peti!


    Es tut mir leid, dass ihr so viele Rückschläge erleiden müsst... Finde es aber sehr gut, dass du eine Reha gemacht hast. Etwas für dich, zur Stärkung/Verarbeitung/Abgrenzung, das ist wichtig!


    Und natürlich hast du NICHT versagt. Dein Sohn ist psychiatrisch erkrankt. Da spielen so viele Faktoren zusammen - und ziemlich sicher keiner davon betrifft deine Erziehung... Damit kann man "nur" einiges steuern/in Bahnen lenken bzw. das versuchen, aber keine Erkrankungen wegzaubern... Leider! :(


    Ich würde an deiner Stelle für die Zeit bis zu einem Auszug ganz massiv an der Abgrenzung arbeiten. Etwas Anderes wird dir kurzfristig nicht helfen. Dein Sohn selbst steht ohnehin vor einem langen Prozess, bei dem dein eigener Einfluss enden wollend ist...


    Zu deinem Absatz mit den aufbauenden Geschichten: Ich kenne KEINEN EINZIGEN (!) Fall, bei dem es nach dem Auszug aus dem Elternhaus nicht besser wurde. Bekommt er entsprechende Unterstützung, gibt es nicht nur entsprechend Entwicklungspotential (er ist noch jung!), sondern ihr als Eltern seid entlastet. Zudem darfst du den Mehrwert der räumlichen Distanz nicht unterschätzen. :)


    Alles Liebe

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