Was soll nur werden?

  • Hallo Zusammen,


    ich bin gerade auf dieses Forum aufmerksam geworden und möchte kurz das Problem mit unserem 19 jährigen Sohn schildern.
    Er hatte im Grundschulalter eine Angsterkrankung, die aufgrund eines Klinikaufenthaltes aber wieder weg war.
    Bis zu seinem 15. Lebensjahr war dann alles "normal". Allerdings hat er sich selbst schulisch sehr unter Druck gesetzt. Er hat gelernt und gelernt, um den Realschulabschluß als Schulbester zu bekommen. In der Zeit hat er eine Eßstörung entwickelt. Wir haben Kontakt zu seiner früheren Therapeutin aufgenommen und er war 1 1/2 Jahre zu Gesprächen bei ihr.
    Nach der Realschule wollte er auf ein Fachgymnasium gehen. Dort hat er sich aber nicht wohl gefühlt, einen Waschzwang entwickelt und mit seiner Therapeutin "erarbeitet", dass er nicht mehr auf die Schule gehen will, sondern sich einen Praktikumsplatz sucht. Das hat er auch gemacht. Allerdings war der Praktikumsplatz weiter weg, so dass die ganze Familie geholfen hat, dass er pünktlich dort ist.
    Während des Praktikums war auf einmal die Angst wieder da. Er hat eine Panikattacke bekommen und das Praktikum dort abgebrochen, obwohl er einen Ausbildungsvertrag bekommen sollte.
    Wir Eltern haben das so hingenommen. Die Angst wurde immer größer. Mein Sohn ist teilweise nicht mehr aufgestanden, hat allerdings Medikamente von der Psychologin abgelehnt, Tagesklinik nach einigen Tagen abgebrochen, ...
    2018 hat er sich dann wieder bei einem Fachgymnasium angemeldet, sich aber keinen Praktikumsbetrieb gesucht, weil er sich nicht vorstellen konnte, das Praktikum zu schaffen.
    Am ersten Schultag ist ihm eingefallen, dass er das Wirtschaftsgymnasium (ohne Praktikum) schaffen würde. Also hat er sich umgemeldet.
    Dort hat es einigermaßen gut angefangen, aber nach einiger Zeit ist er nicht mehr regelmäßig aufgestanden und hat geschwänzt. Obwohl er 18 war, haben wir Eltern Schreiben von der Schule bekommen.
    Hier gab es nur noch Streit und letztes Jahr im April hat er sich dann von dieser Schule abgemeldet und sich eine andere schulische Ausbildung (Beginn Oktober 2019) gesucht. Von April bis Oktober hat er "gechillt", hat sich mit Freunden getroffen. Die Angst war auf einmal weg. Er hat wieder Sachen gemacht, die er sich früher nie getraut hat.
    Im Oktober dann hat die Ausbildung angefangen. Da er keine Ausbildungsvergütung bekommt, unterstützt ihn die ganze Familie, so dass er ca. 500,00 Euro im Monat zur Verfügung hat. Drei Monate war alles gut. Er hat gelernt wie verrückt, war wieder der Klassenbeste, hatte zwei enge Freunde dort.
    Seit Dezember ist allerdings alles anders. Seine Freunde haben die Ausbildung abgebrochen, seine Ausbilder erzählen, dass man in dem Beruf nicht viel verdienen würde,....
    Und nun möchte unser Sohn dort auch nicht mehr hin. Seit Januar steht er nur noch unregelmäßig auf, um dort hinzufahren. An den Tagen, an denen ich zu Hause bin, habe ich ihn geweckt, angeschrieen, usw..
    Genützt hat es leider nichts. Manchmal ist er los, dann wieder nicht.
    Er hat jetzt Freunde, die alle keine Ausbildung machen sondern nur "Chillen" und ist mit denen bis nachts unterwegs. Das monatliche Taschengeld verspielt er jetzt. Wenn ich was sage, höre ich, dass er erwachsen ist und machen kann, was er will.
    Ich drohe, dass wir das nicht mitmachen, er ausziehen muß (er weiß aber, dass es nur eine leere Drohung ist, da wir keine Miete für eine zweite Wohnung bezahlen können).
    Er hat Bewerbungen für eine anderen Ausbildung geschrieben, allerdings bekommt er durch seinen schlechten Lebenslauf keine Vorstellungstermine sondern Absagen.
    Mein Mann sieht das etwas entspannter als ich. Er sagt, dass wir ihn zu der Ausbildung nicht zwingen können.
    Er will ihm das Geld kürzen. Dies machen wir in diesem Monat das erste Mal. Die Reaktion haben wir noch nicht erhalten, weil er das ganze Wochenende wieder unterwegs war und heute wieder nicht aufgestanden ist.
    Mich macht die Situation total fertig. Ich verstehe nicht, warum er nicht einmal etwas zu Ende bringen kann. Es gibt nur noch Streit und Schreierei.
    Hat jemand vielleicht Tipps, wie wir mit ihm umgehen sollten?
    Danke für jede Antwort
    peti

  • Hallo liebe Peti! :)


    Zuerst einmal: herzlich Willkommen!


    Bei der Beschreibung deines Sohnes sind es nicht die abgebrochenen Ausbildungen, die mir in erster Linie Sorgen/Gedanken machen (er hat einen Realschulabschluss und ist noch recht jung), sondern die psychischen Erkrankungen, die zumindest zeitweise eine engmaschige Begleitung (professionell oder durch die Familie - aufwecken,...) notwendig machten...


    Hier ist für mich nicht die Frage, ob er nicht *möchte*, sondern viel mehr, ob er vielleicht nicht *kann*. Die Resignation, eine Ausbildung nicht zuende zu bringen, ist vermutlich auch mit der Angst verknüpft, danach "im Leben stehen" (also erwerbstätig sein) zu müssen.


    Ich habe schon viel mit Menschen mit Angst- und Zwangsstörungen gearbeitet. Eine (Arbeits-)Struktur ist tatsächlich den wenigsten gut möglich. Dazu kommt die Stigmatisierung... Es ist ja "nur" ein wenig Angst... Wenn dein Sohn im Kindes- und Jugendalter an entsprechenden Erkrankungen gelitten hat, ist davon auszugehen, dass diese sich nicht sprichwörtlich in Luft aufgelöst haben. Zudem ist er momentan in keinem therapeutischen Setting verhaftet (wenn ich das richtig verstanden habe). Das macht die Sache schwieriger.


    Ich würde dir raten, den Druck in Bezug auf die Ausbildung herauszunehmen und auf das Grundproblem zu fokussieren. Das ist glaube ich nicht, dass er nicht möchte, falschen Umgang hat oder zu viel von seiner Familie unterstützt wird... Das Grundproblem liegt eventuell wirklich im medizinischen Bereich.


    In dem Sinne würde ich zu einer Diagnostik raten. Angsterkrankungen, Zwangserkrankungen und Essstörungen, die im Kindesalter auftreten, sind im Erwachsenenalter unbedingt im Blick zu behalten. Auch um entsprechende Therapiemaßnahmen setzen zu können. Dass solche Erkrankungen plötzlich "weg" sind, passiert in der Regel leider nicht. Sie sind therapierbar, Betroffene können lernen, damit zu leben, aber sie sind nicht weg.


    Entsprechend seinem Alter muss der Sohn hier aber mitziehen und auch *wollen*. Er ist erwachsen und sämtliche Schritte liegen in seinem Ermessen. Ich würde an deiner Stelle aber versuchen auf ihn einzuwirken, einen Facharzt aufzusuchen. Einen kompetenten Facharzt, der alles weitere (diagnostische Abklärung, medikamentöse Behandlung, Therapie/Stabilisierungsaufenthalt o.ä.) in die Wege leiten und begleiten kann.


    ---


    Ich hoffe, meine Worte waren nicht zu direkt. In dem Fall und mit der Vorgeschichte glaube ich allerdings wirklich, dass die Motivation nicht das Problem ist. Ich kenne einfach zu viele *genau solche* Fälle und Biografien.



    Alles, alles, alles Gute dir und deinem Sohn! Eurer ganzen Familie!


    Melde dich unbedingt gerne weiterhin und halte uns auf dem Laufenden. Mit Ratschlägen stehe ich natürlich weiterhin gerne zur Seite.

  • Hallo Dani,


    danke für Deine Antwort. Sie war nicht zu direkt.
    Mittlerweile glaube ich nicht mehr unbedingt, dass sein Verhalten mit der Angsterkrankung zu tun hat sondern er jetzt vielleicht seine Pubertät nachholt?!
    Wir werden es nicht mehr schaffen, ihn zu seiner Fachärztin für Psychologie zu bekommen, denn mein Sohn meint, er kommt mit allem allein klar.
    Im letzten Jahr, nachdem er das Gymnasium abgebrochen hatte und morgens nicht mehr aufstehen wollte, hat die Ärztin ihm eine psychatrische Pflegerin verordnet. Diese sollte mit ihm besprechen wie sein Lebensweg weitergehen soll bzw. eine Tagesstruktur erarbeiten. Er hat genau zwei mal mit ihr gesprochen, dann hat er jeden weiteren Kontakt abgelehnt. Sie hat ihm auch mal kontra gegeben und auch Gespräche mit mir geführt. Das hat ihm nicht gepasst.
    In den Gesprächen mit mir hat sie mir aufgezeigt, dass ich ihm nicht weiterhin alles recht machen soll. (Essen kochen, was er nicht isst, weil ich mir nicht genug die Hände gewaschen habe, Wäsche weiterhin waschen, obwohl ich anschließend höre, dass sie stinkt und noch mal gewaschen werden muss,...). Sie meint, er wäre erwchsen und könne ruhig auch was machen.
    Außerdem fragte sie, warum er von allen Seiten Geld zugesteckt bekommt. Sie meint, der Prinz müsse sich ja garkeine Gedanken um seine Zukunft machen, wenn auch so immer Geld da ist. Eigentlich müsse er eine eigene Wohnung haben, damit er mal sieht, wie das Leben wirklich läuft.
    Sie meinte, man müsse es hier im Hotel Mama so unbequem wie möglich machen, dass er merkst, dass er nicht gesund ist und sich helfen lassen muss. Ich habe versucht, mich an diese harte Art zu gewöhnen, wir hatten hier nur Streit zu Hause. Auch die Beziehung zwischen mir und meinem Mann hat sehr gelitten, weil er meinte, ich sei viel zu weich.
    Eine andere Beraterin sagte mir schon ein Jahr zuvor, dass er flügge wird und wir zu Hause das Nest etwas unbequemer machen müssen, damit er aus dem Nest fliegt.
    Das ist alles gut gesagt. Was sollen wir denn tun?
    Gestern hat er mir gesagt, dass ihm die Ausbildung kein Spaß macht und er dort nicht mehr hingeht. Punkt! Sein Leben!
    Wir haben uns angeschrien und er ist weg, dann erst nachts wieder nach Hause gekommen.
    Die Großeltern werden jetzt die Unterstützungszahlungen einstellen und wohl auch das Auto wieder zurückfordern, was für die Ausbildung angeschafft wurde.
    Ich sehe, dass hier alles den Bach runter geht, mein Sohn immer älter wird und mit dem Lebenslauf wohl auch immer schwerer an eine Ausbildungsstelle kommt.
    Damit kann ich garnicht umgehen. Sollen wir ihn ins Unglück laufen lassen, weil er ja erwachsen ist?
    Es ist alles schwer auszuhalten.
    Schöne Grüße
    Peti

  • Hm, wenn du das Gefühl hast, in Bezug auf psychische/psychiatrische Unterstützung ist momentan nichts zu machen, dann ist das so. Dennoch würde ich das Thema nicht einfach ad acta legen, sondern immer wieder ins Gespräch bringen. Eventuell ändert er seine Meinung dazu in der Zukunft noch...


    Das Thema Auszug/Hotel Mama verlassen, ist ja kein aktuelles, nachdem er sich momentan nicht alleine erhalten kann. Allerdings lese ich heraus, dass es ihm wirklich sehr einfach gemacht wird (Haushalt, Kochen, Geld,...). Wieso? Er ist ja erwachsen, das stimmt. Mit einem erwachsenen Kind gehören die Regeln des Zusammenlebens erörtert, würde ich meinen. Inwiefern trägt er zur Gemeinschaft bei? Was übernimmt er?


    Mit Geld versorgen, ohne commitment würde ich tatsächlich auch nicht machen... Ausbildung, psychische Genesung (Stabilisierungsaufenthalt, Tagesklinik etc.) oder eben Erwerbsarbeit! Ist auch mein Zugang! ;)


    Als Elternteil verstehe ich deine Gedanken ("ins Unglück laufen lassen, nur weil erwachsen") gut. Aus professioneller Sicht ist die Antwort (leider) recht deutlich: Ja! Ohne Mitarbeit des (erwachsenen) Kindes bleibt einem gar nichts anderes übrig, man hat keine Handhabe mehr... Einzig seine Grenzen kann man wahren (kein Taschengeld, nicht kochen etc.).


    ---


    Was denkt dein Sohn, was nach "chillen" kommt? War antwortet er auf solche Fragen? Wie stellt er sich sein künftiges Leben vor?



    Alles Liebe!


    Dani

  • Hallo Dani,


    danke für Deine Antwort. Es tut gut, sich mal auszutauschen.
    Das Thema Therapie behalte ich im Kopf, aber ich glaube, da kommen wir im Moment garnicht an ihn ran. Jegliche Versuche sind ja gescheitert, aber ich fände es gut, wenn er mal mit irgendjemandem unbeteiligten reden könnte/würde.
    Dieses gesamte "Verhätscheln" hier zu Hause, ist von mir/meinen Eltern durch die Angsterkrankung entstanden.
    Erst war es ja die Eßstörung, wo er vieles nicht gegessen hat. Damit er was ißt, habe ich natürlich gekocht, konnte es ihm aber ganz oft nicht recht machen, also habe ich es irgendwann gelassen.(auch auf Anraten der Pflegerin, denn mir ging es immer schlechter) Allerdings wurde ihm dann auch schon mal Geld zugesteckt, damit er sich essen kaufen konnte und nicht noch dünner wird.
    Das Thema ist jetzt aber vom Tisch. Ich koche für uns und entweder er ißt es oder er muß sehen, was er macht.
    So kam aber eins zum anderen. Dann kam die Angst mit den Zwängen wieder und ich habe hinter ihm hergeräumt und geputzt, weil er die Dinge dann nicht mehr anfassen konnte/mochte. Dies habe ich gemacht, um hier in der Familie nicht nur Streit zu haben. Das Zusammenleben mit einem psychisch kranken ist schon anstrengend genug!!!
    Aber dadurch ist er jetzt so wie er ist. Nämlich ein kleiner Prinz, der faul rumliegt und nichts macht.


    Mit dem Abbruch seiner jetzigen Ausbildung (hat er noch nicht offiziel gemacht) und meiner Einsicht, dass ich wahrscheinlich alles in der Erziehung falsch gemacht habe, lasse ich ihn jetzt aber wirklich auflaufen. Mein Mann und ich haben besprochen, dass das Taschengeld gekürzt wird, er kein Geld mehr für Tanken bekommt (das war für die Fahrten zur Ausbildung). Ich habe ihm gesagt, dass er ja jetzt viel Zeit hat und seine Wäsche daher selbst machen kann.
    Auch um seine berufliche Zukunft muß er sich ohne meine Unterstützung kümmern.
    …So ist natürlich die Stimmung hier zu Hause. Jetzt wurde das letzte Geld vom Sparbuch geholt und sonst gibt es hier nur noch Streit.
    Aber wie sieht seine Zukunft aus? Bis 25 müssen wir für ihn aufkommen. Soll er so lange im Bett liegen und sich seine Zukunft verbauen?
    Für mich ist es ganz schwierig dabei zuzusehen. Mir geht es psychisch immer schlechter. Ich könnte den ganzen Tag nur heulen,...nicht schön.
    Mein Sohn meint, dass er in diesem Jahr eh keine neue Lehrstelle finden wird, deshalb sucht er garnicht mehr.
    Jetzt will er das große Geld bei einer Zeitarbeitsfirma verdienen.
    Naja, ich muß ihn wohl machen lassen, oder?
    Schöne Grüße
    Peti

  • Hallo Peti, herzlich willkommen


    Ich bin ein stiller mitleser, da es mir derzeit selbst nicht so gut geht. Dennoch liegt mir da was auf der Zunge!
    Wie wäre es mit einer betreuten Wohngruppe? Sowas gibt es ganz bestimmt für Jugendliche mit Erkrankungen wie dein Sohn sie hat. Dann würde sich eure Beziehung wieder bessern und es gäbe kein Streit mehr Zuhause!

  • @ Gilfy: Das wäre bis vor Kurzem noch eine gute Option gewesen. Allerdings ist der Sohn von Peti schon volljährig, müsste also ins betreute Wohnen für Erwachsene. Ich weiß nicht, wie das in Dtl. geregelt ist, bei uns bekommt man solch einen Wohnplatz im Erwachsenenalter nur, wenn man tatsächlich nicht alleine wohnfähig ist.


    Peti: Ich finde Austausch auch immer angenehm! :)


    Ich verstehe deine Bedenken bzgl. "ihn auflaufen lassen", aber ich fürchte da müssen Eltern erwachsener Kinder durch. Grundsätzlich muss auch bedacht werden, dass die Vorstellungen von Eltern und Kindern, was Ausbildung und Zukunft angeht, häufig divergieren bzw. junge Menschen sich (und ihre Zukunftsperspektiven) auch erst einmal finden müssen.


    Ich kenne Leute in meinem Alter (Mitte 30), die haben mehrere verschiedene Ausbildungen begonnen, bevor sie das Richtige gefunden haben. Heute gehen sie in ihren Berufen auf und sind sehr erfolgreich.


    Die Wende "in der Zeitarbeitsfirma das große Geld verdienen" finde ich persönlich super! Das wird kein Job fürs Leben, aber er überlegt sich was, liegt nicht auf der faulen Haut, möchte Geld verdienen und eine Struktur... Viele junge Menschen finden durch "jobben" in präkeren Dienstverhältnissen heraus, was sie wollen und was nicht. Das war bei uns in dem Alter ja nicht anders...


    Was ich mir an deiner Stelle aushandeln würde, ist tatsächlich, dass etwas "getan" wird... Nur daheim sein, geht natürlich nicht. Dein Sohn klingt aber grundsätzlich nicht so, als hätte er keine guten Ansätze (sofern ich die psychischen Aspekte einmal ausklammere).


    Alles Liebe!


    Dani

  • Ja, mit 19 ist er erwachsen, aber auch für Erwachsene gibt es solche Einrichtungen. Sie erfahren da Hilfe, eine feste Struktur und bekommen wenn nötig Therapie.
    Ihnen wird praktisch gezeigt wie er zurück ins eigenständige Leben kommt.


    Das muss Peti mal mit dem Therapeut ihres Sohnes besprechen, die sollten wissen wie sowas angegangen werden muss.

  • Genau! :) Darum meinte ich auch, ich weiß nicht, wie das in Dtl. geregelt ist. Bei uns wird recht genau geschaut, ob eine solche vollbetreute Wohnform für einen Erwachsenen wirklich notwendig ist (oder ob nicht günstigere ambulante Möglichkeiten ausreichen/passender sind), eben weil der finanzielle Aspekt einer solchen Wohnform nicht zu unterschätzen ist. Sie ist denen vorbehalten, wo die Wohnfähigkeit tatsächlich nicht gegeben ist...


    Allerdings gibt es auch "Zwischenlösungen" zwischen Vollbetreuung und mobiler Betreuung. Trainingswohnen z.B. :)

  • Hallo Zusammen,


    es tut gut, hier Ratschläge zu bekommen.
    @Gilfy
    In eine betreute Einrichtung würde mein Sohn nie freiwillig gehen. Er merkt ja nicht mal, dass er Hilfe braucht.
    Im Moment sind seine vielen Ängste weg (oder unterdrückt), er holt jetzt nach, was andere mit 16 oder 17 gemacht haben.(rauchen, Parties, nicht nach Hause kommen, bis nachmittags schlafen).
    Seit dem er 16 ist, haben wir versucht, ihn in irgendeine Therapie zu bekommen, allerdings hat er alles immer nach kurzer Zeit aufgehört und gemeint, dass er keine Hilfe benötigt. (Ich wollte mich sogar angreifen lassen, damit er eingewiesen werden kann, aber selbst das ist nicht so einfach, seine Ärztin hat davon dann abgeraten). Da bin ich jetzt froh, dass wir diese schlimme Zeit mit den Ängsten durch haben und das gerade kein Thema mehr ist (bzw. er es alleine mit sich ausmacht).
    @ Dani
    Es hat mir schon geholfen, dass Du geschrieben hast, dass Du Menschen kennst, die nach mehreren Anläufen ihren Weg gefunden haben. Ich habe nämlich solche Sorge, dass das bei meinem Sohn nichts wird.
    Wir wohnen in einem kleinen Ort, wo zumindest oberflächlich gesehen, jedes Kind einen "normalen" Weg geht.
    ...und auch bei unseren Freunden, natürlich geht da alles glatt. Eben nur bei uns nicht.
    Mich macht das ganze so fertig, dass ich gar nicht mehr rausgehen mag, aus Angst vor der Frage, was mein Sohn denn jetzt macht,...
    Im Moment gestaltet es sich hier so, dass ich wirklich (fast) nichts mehr für ihn mache und er auch von seinen Großeltern keine Unterstützung bekommt. ...und siehe da, am Donnerstag hat er sogar seine Wäsche gewaschen.
    Für mich funktioniert das allerdings am besten, wenn ich nicht zu Hause bin, weil ich sonst dazu neige, wieder nachzugeben.
    Gestern hatten wir besprochen, dass ich was für ihn koche - das habe ich auch getan - und als es fertig war, war er nicht da. Natürlich war ich wieder sauer. Als er kam, hat er gemeint, dass ihm was dazwischen gekommen ist und er es heute essen würde. Ich weiß aber, dass das nicht passiert, denn er isst niemals etwas am zweiten Tag (unsere Mikrowelle ist unhygienisch, das Essen stand an der Luft,...)
    Jetzt sitze ich hier und ärgere mich, dass ich das gemacht habe. Also muß ich das wohl auch lassen.
    Für mich ist das hier (eigentlich seit 3 Jahren ) überhaupt kein Familienleben mehr, aber vielleicht ist das so mit erwachsenen Kindern'?!

  • Liebe Peti!


    Oje, die Lebensumstände erschweren das natürlich, das kann ich mir vorstellen. Wenn du Angst hast, das Haus zu verlassen wegen der Frage, was der Sohn denn jetzt so mache, ist das natürlich gar nicht gut...


    Meine Gedanken dazu:


    Vermeintliche Idyllen sind oftmals gar keine. Selten läuft es so glatt, wie es von außen vielleicht ausschaut... Mit entwaffnender Ehrlichkeit wappnest du dich am besten gegen solche Fragen. Einfach klar antworten: "Er hat im Moment einen Durchhänger, seinen Weg sucht er noch. Das ist manchmal hart für uns, aber er ist unser Sohn, wir stehen also zu ihm."


    :)


    (Wäsche waschen finde ich gut! ;) Klingt jetzt vielleicht blöd, aber ich glaube, dass viele Leute, die in Hotel Mama wohnen, gar nicht wissen, wie die Maschine funktioniert. Und nach dem Auszug bringt so mancher Junggebliebene die Wäsche immer noch zum Waschen "nachhause" ;))

  • Hallo Dani,


    Du hast das echt toll formuliert. Er hat einen Durchhänger,...
    Allerdings ist es so, dass ich im Moment überhaupt nicht zu ihm stehe und ihn das auch merken lasse.
    Als er mit 16 bei der Therapeutin war, meinte sie, dass wir ein viel zu enges Verhältnis haben - ich war am meisten in die Zwänge und Ängste involviert und habe auch agiert, anderen erklärt, usw.
    Sie meinte, man müsse das Band durchschneiden.
    Das habe ich jetzt gemacht. Ich reagiere nur noch genervt oder will Garnichts von ihm wissen - egal in welcher Beziehung. Damit geht es mir allerdings auch nicht gut, denn auf meine Reaktion kommt immer eine ziemlich blöde Gegenreaktion und es schaukelt sich hoch.
    Beispiel: Mein Sohn nimmt Einmal-Tücher zum Hände abtrocknen, wenn seine Handtücher den Hygienestandards nicht entsprechen. Ich habe ihn tausend mal gebeten, diese in den Mülleimer zu werfen, aber meistens landen sie dort, wo er sich abtrocknet.(auf dem Schrank, auf der Erde,...hier sieht es immer aus wie auf der Müllhalde).
    Meiner Meinung nach macht er das mit Absicht. Jetzt habe ich die Tücher versteckt. Total kindisch, aber so kann er sie nicht umherschmeissen und muß ein Handtuch nehmen. Die Handtücher, die er nimmt sind nun dreckig. Mein Ansinnen ist, dass er sie jetzt wäscht. Bisher liegen sie im Badezimmer auf der Erde, er sucht sich immer noch andere Handtücher zum Abtrocknen.
    Es wäre ein leichtes für mich, die Handtücher zu waschen, aber ich glaube, dann wird es nie anders.
    Heute hat er bei einer Zeitarbeitsfirma einen Vertrag unterschrieben. Ab April kann er vermittelt werden. Mein Mann hat einigermaßen positiv reagiert, ich habe alles schlecht geredet.
    Von harmonischem Familienleben absolut keine Spur - schade!!!

  • Hallo Peti!


    Dass er bei der Zeitarbeitsfirma unterschrieben hat, finde ich toll. Das zeigt Engagement auf, er sitzt nicht nur faul herum... Dass wir - mit Jahrzehnten mehr Lebenserfahrung - das als prekäre Arbeitssituation kennen, macht auch gar nichts. Ich weiß noch, damals, beim Übergang Schule-Ausbildung kam einem ein Job bei Mc Donalds wie das Tollste überhaupt vor - eigenes Geld! ;) Da gehts auch um ein Lebensgefühl... Die Jugend darf (und soll!) solche Erfahrungen machen, es hilft einem, den für sich richtigen Weg zu finden! :)


    Zu den Grabenkämpfen beziehungsweise der Stimmung, die du beschreibst: Womit fühlst du dich gut und authentisch? So würde ich mich auch dem Sohn gegenüber verhalten. Nicht so, wie Therapeuten oder das Umfeld es raten. Sondern so, wie du fühlst! :)

  • Hallo Dani,


    Du baust mich wirklich etwas auf.
    Ich finde es auch gut, dass er dort war und einen Vertrag gemacht hat (obwohl er bei der Schule noch nicht gekündigt hat), aber ich habe Angst vor dem, was kommt. Bis jetzt waren die ersten Wochen immer toll, mein Sohn ist aufgestanden, losgefahren,...
    aber dann kam jedes Mal die Wende - vielleicht Unlust, vielleicht nicht aufstehen können wegen einer Depression.
    Auf jeden Fall geht das jetzt schon vier Jahre so und das zerrt wirklich an den Nerven.
    Mein Mann sieht das entspannter als ich, er meint, dass wir ja eh nichts machen können und abwarten müssen, was sich entwickelt.
    Unsere Situation zu Hause: Hm, ich weiß, dass ich immer viel zu nachlässig war und meinen Sohn deshalb zu einem faulen Pascha erzogen habe. Deshalb möchte ich in der Beziehung wohl auch streng bleiben, obwohl mittlerweile so viele Wäscheberge da sind, dass ich es kaum aushalte.
    Von ihm heisst es immer: Mache ich morgen. Naja, irgendwann wird das letzte Handtuch, dass seinen Ansprüchen genügt, weg sein. So lange muß ich es wohl aushalten.
    Im Dorf wird bereits negatives über ihn erzählt. Schulabbrecher, Ausbildungsabbrecher, Spielsüchtiger,...
    Das ist gestern bei ihm angekommen. Er war total betroffen. Zu erst war ich auch da ziemlich hart (ist ja fast richtig),
    aber dann tat er mir wirklich leid und ich habe ihn zumindest über WhattsApp versucht zu trösten.
    Heute habe ich nach freien Ausbildungsstellen gesucht und ihm weitergeleitet. - Weiß nicht, ob das richtig war.
    Das ist mir aber sehr wichtig!!!
    Mal sehen, ob wir da irgendwann nen Weg finden.
    Danke für Deine Aufmunterung
    Peti

  • Hallo Peti!


    Ja, ich fürchte, da hat dein Mann recht: Ihr werdet es erst einmal auf euch zukommen lassen müssen. Es klingt so, als wäre der Sohn dabei, *seinen* Weg zu suchen - und hoffentlich auch bald zu finden. Dabei zuzuschauen ist nicht immer leicht, aber notwendig!


    Ja, unbedingt selbst Wäsche waschen lassen etc. und nicht einknicken! Das ist auf jeden Fall sinnvoll, einem Kind, das daheim wohnt, nicht alles hinterherzutragen, sondern auf einen "gemeinsamen (!) Haushalt" zu pochen, wo eben jeder Hand anlegt! :)

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