Bin ich ein Kontrollfreak?

  • Hallo!


    Ich habe eine 17-jährige Tochter, die mir mittlerweile nichts mehr von sich erzählt. Dabei war unser Verhältnis früher mal so gut. Vor ca. einer Woche habe ich ihr heimlich eine Tracking-App auf dem Handy installiert, damit ich immer weiß, wo sie gerade ist. Vorgestern hat sie die App entdeckt und es kam zu einem riesigen Streit. Sie hat mir vorgeworfen, ich hätte einen totalen Kontrollzwang und sie würde hier wie in einem Überwachungsstaat leben. Der Streit geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Bin ich wirklich so ein Kontrollfreak?

  • Hallo Matinka!


    Kontrollfreak ist ein harter Ausdruck. Ich denke, alle Eltern machen sich Gedanken und vielen fällt es schwer, die Kontrolle abzugeben. Man möchte wissen, dass alles in Ordnung ist, Kinder beschützen. Das ist normal! Kindern muss man Wurzeln und Flügeln geben, heißt es doch so schön, und da ist viel Wahres dran. Man muss lernen, loszulassen, auch wenn es schwer fällt. Je nach Alter des Kindes, beinhaltet das unterschiedliche Aspekte. Dass Jugendliche ihren Eltern gegenüber nicht sonderlich gesprächig sind, ist eher die Regel als die Ausnahme - wir waren da doch auch nicht anders!


    Sie ist siebzehn... In einem Jahr ist sie offiziell erwachsen. Viele "Kontrollmöglichkeiten" hat man in diesem Alter nicht mehr. Sollte man auch nicht haben müssen, dein Kind ist kurz davor, den Schritt ins Erwachsenenalter zu machen... Eine solche App zu installieren, ist durchaus ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Ich finde solche Apps auch bei jüngeren Kindern nicht sinnvoll. Sie gaukeln eine Sicherheit und Kontrolle vor, die man ohnehin nicht hat. Weil Kinder eben durchaus eigenständige Personen sind...


    Was konkret hast du dir von dieser App versprochen? Was wolltest du wissen? Wo sie sich aufhält? Was würde dieses Wissen für dich ändern?


    Provokant gefragt: Wie ginge es dir, wenn jemand (beispielsweise ein Partner) eine solche App auf deinem Handy installieren würde? Käme dir das übergriffig vor?


    Mein Tipp wäre in diesem konkreten Fall: Der Tochter eine Entschuldigung aussprechen. In Kommunikation gehen und dabei aber nicht enttäuscht sein, wenn wenig Resonanz kommt. Ein paar Jahre noch, dann wird das vermutlich wieder anders sein... Kommunikation kann man in diesem Alter übrigens am ehestens durch Aktion (Thermenwochenende, Kinoabend, Shoppingnachmittag) anregen...


    Alles Liebe!

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