Schulverweigerer / Zocker

  • Hallo zusammen,
    mein Stiefsohn hat vor zwei Jahren den Kontakt zu uns abgebrochen (vereinfacht gesagt, weil er bei seiner Mutter 24h am Tag WLAN-Zugang hat).
    Die Schulleistungen sackten ab, er hatte viele, viele Fehltage (entschuldigt von der Mutter).
    Das (vorläufige) Ende vom Lied: Wiederholung der 9. Klasse, Wechsel vom Gymnasium auf die Mittelschule.
    Dort leider mehr krank als anwesend - die Klassenlehrerin ist sehr besorgt und bemüht, weil bisher kaum Noten vorliegen (und wenn, dann schlecht).
    Der Junge sagt, dass er Schule nicht für wichtig hält und zockt lieber bis tief in die Nacht. Reale Freundschaften existieren im Prinzip nicht mehr, andere Hobbies gibt es nicht mehr.
    Seine Mutter verhält sich oftmals "irrational", möchte keinen Druck ausüben, direkte Kommunikation ist schwierig.
    Termine von vor einem Jahr sind wirkungslos verpufft - bei der Suchtberatungsstelle (zu dritt, mit Kind - leider keine Hilfestellung erfahren). Das Jugendamt hat dem Vater auch nicht helfen können (zur Beratung aufgesucht) .
    Wohin kann man sich wenden?
    Was kann man tun, außer taten- und hilflos zusehen zu müssen?
    Gibt es vielleicht Erfahrungsberichte?

  • Hallo, liebe Katja!


    Zunächst für mein Verständnis: Der Kontakt liegt derzeit komplett auf Eis? Woher bezieht ihr eure Infos?


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    Internetsucht/Spielsucht ist leider ein heikles Thema. Traurigerweise hat es sich auch noch nicht richtig etabliert (also präventionstechnisch und in Bezug auf geeignete Therapien), was es Betroffenen (und deren Familien) ungleich schwerer macht. Das Thema wird von manchen Institutionen in der Suchthilfe ganz gut mitgetragen (in eurem Fall leider nicht, wie ich lese, nachdem ihr in der Beratung keine Hilfe erfahren habt). Auch einzelne Therapeuten sind darauf spezialisiert, aber leider nur spärlich...


    Ich hab arbeitstechnisch immer wieder mit Suchtverhalten in dem Bereich zu tun und weiß, wie schwierig es ist, hier Hilfe zu finden/erhalten (die schlussendlich auch angenommen werden muss, letztendlich scheitert es auch oft daran). Vor allem wenn Betroffene noch recht jung sind, spielt auch eine gewisse Verharmlosung mit hinein ("Ist in dem Alter normal"). Meistens merkt das Umfeld den Punkt, an dem es nicht mehr "ganz normal" ist, ganz gut (kann nicht ohne/soziale Beziehungen werden vernachlässigt bzw. beendet/Leben in virtuellen Welten/es kommt zum Abbruch von Strukturen und Verpflichtungen,...). Das dürfte bei euch leider schon passiert sein. Intervention eurerseits haben nicht gefruchtet (Suchtberatungsstelle).


    Es ist dies dennoch eine Thematik, die ohne professionelle Hilfe nicht aufzubrechen ist. Hier kommt (nur) therapeutische Hilfe (im Bereich Sucht) in Betracht. Großes Problem: Der Jugendliche muss tatsächlich wollen. Sonst ist jegliche Intervention von vornherein zum Scheitern verurteilt. Das ist der große "Brocken". In Wirklichkeit braucht man als Angehöriger einen langen Atem, kann zwar helfend zur Seite stehen, aber ganz wenig "ausrichten". :( Das auszuhalten, ist sehr schwer...


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    In eurem Fall sind die Möglichkeiten durch den Kontaktabbruch ohnehin begrenzt. Was möglich (und anzuraten) wäre, habt ihr versucht: Jugendamt, Suchtberatung... Es gibt natürlich Institutionen, die "zuständig" wären (allen voran Schule und Jugendamt), aber ohne Mithilfe/Einsicht des jungen Mannes haben die leider wenig "Auftrag"/Einfluss.


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    Was in eurem Fall (also du und dein Partner) anzuraten wäre:


    Beziehungsaufbau probieren, sofern es geht. In Kontakt kommen und wenn es nur telefonisch ist... Hilfestellung ist - wann auch immer möglich - ohnehin nur durch Beziehung möglich...


    Ein weiterer Ratschlag wäre Beratung oder Selbsthilfegruppe für Angehörige Suchtkranker.... Hier geht es auch viel um eigene Möglichkeiten und Grenzen... Das ist verdammt wichtig und hilfreich.



    Alles Liebe dir und deinem Partner!!!

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