Fos, Ausbildung usw

  • Bin im Moment absolut verunsichert. Bin alleinerziehend. Mein Sohn ist 17. Er hat gerade seine Mittlere Reife (M - Zweig auf Hauptschule) gemacht. Bis Anfang des Jahres war er ein guter Schüler mit festen Zukunftsorientierungen. Mittlere Reife bestehen, dann Fachoberschule im technischen Zweig und das Abitur machen. Danach evtl studieren,aber bis dorthin wären es ja noch paar Jahre. Er hatte einen guten Schnitt und alles war bestens. Im Februar erfolgte die Anmeldung an der Fachoberschule und auf dem Informationsabend erfuhren wir, er muss 1 Jahr in eine Vorkasse, weil er eben vom M Zweig und nicht von der Realschule selbst kommt. Na gut, dann kam Corona. Schulausfall, schlechte Betreuung der Lehrer mit Material und man merkte das die Motivation bei meinem Sohn sank. Anfang Mai ging die Schule wieder los, allerdings nur von 8-11 Uhr wegen Lehrermangel und in den Folgewochen bis zu den Prüfungen ist tageweise die Schule auch immer wieder ausgefallen. Die Prüfungsnoten waren okay, hätten unter normalen Umständen besser sein können (auch auf Aussage der Lehrer am Ende). Mathe war eine Katastrophe. Im Zwischenzeugniss eine 2, durch die Prüfung jetzt im Abschlusszeugniss eine 5. Bravo.
    Dann sagte mein Sohn er würde doch lieber eine Ausbildung (Elektroniker) machen und später auf die Berufsoberschule. OK, dachte ich mir, Bewerbungen geschrieben. Leider nur Absagen, er war wohl zu spät dran.
    Am 8. September fängt hier die Schule wieder an und er möchte einfach nicht mehr auf die FOS. Doch ohne Ausbildungsstelle was gibt es denn für eine Alternative? Durch Corona werden keine fsj angeboten.
    Meine Meinung ist, auf die FOS, bestenfalls wie geplant durchziehen. Er könnte sich trotzdem für Ausbildungsstellen für 2021 bewerben und dann diese annehmen. Den Führerschein hätte er September 2021 dann auch und wäre flexibler. Oder sieht das dann im Lebenslauf blöd aus wenn er die FOS wieder verlässt? Soll ich ihn zwingen dort zu bleiben ? Wir rasseln die letzten Tage ständig aneinander.... Soll er jobben gehen und das Jahr überbrücken (im Moment ja auch nicht so einfach zb Kellnern o.ä) Ich finde er sucht endlich wieder einen geregelten Tagesablauf. Lieg ich falsch? Zwingen weiter auf die Schule zu gehen, jobben, Suche nach Ausbildungsstelle? Vielleicht zur Berufsberatung gehen wegen Hilfe, evtl. Integrierungskurs?
    Sorry ist sehr lang geworden, musste das mal loswerden.

  • Ja, es ist eine schwierige Situation! Er findet keine Ausbildungsplatz wegen Corona, nicht weil er zu spät dran ist, er keine eine Ausbildung auch noch 2 Monate nach Anfang beginnen. Viele Betriebe bilden gar nicht aus in diesem Jahr und andere bilden nicht mehr so viel aus. Das braucht Geduld, er soll dran bleiben.
    Im Prinzip ist es egal für was er sich entscheiden wird, wichtig ist nur das er was macht und nicht Zuhause bleibt.

  • Hallo Blueberry!


    So, wie du die Situation schilderst, scheitert der ursprüngliche Plan nicht an deinem Sohn, sondern an den (coronabedingten) Umständen. Das finde ich ganz wichtig! Da ist kein junger Mann, der unmotiviert ist und nicht will, sondern ein junger Mann, der versucht, aus der Situation das zu machen, was er für sich gerade stimmig empfindet.


    Unter uns gesagt: Ich sehe das wie Gilfy. Die momentanen Umstände erschweren es nicht nur, einen Lehrvertrag zu ergattern, sie machen das mMn gerade recht unmöglich. Viele Unternehmen - große wie kleine - sind gerade auf "Überleben" gepolt und laufen auf Sparflamme. Es ist schon schwierig, bestehende Mitarbeiter zu halten, geschweige denn neue aufzunehmen. Dieser Fakt ist wichtig im Hinblick auf die Motivation. Die Ablehnung würde ich an Stelle deines Sohnes nicht persönlich nehmen. Das sollte ihm vermittelt werden. Unterm Strich bin ich nach deinen Ausführungen aber nicht sicher, ob "Lehre" wirklich das ist, was er wirklich möchte.


    Dass die Motivation verloren gegangen ist, wenn Schule gerade so läuft, wie Schule läuft, finde ich nachvollziehbar. Die aktuelle Notengebung bildet keinesfalls die tatsächliche Leistung ab. Vor allem, wenn diese - wie im Falle deines Sohnes - bisher sehr gut war.


    Was ich aus deinen Zeilen herauslese, ist, dass dein Sohn weiterhin in die FOS gehen würde, hätten sich die Bedingungen nicht geändert. Lehre beziehungsweise Jobben haben für mich in diesem Zusammenhang ein wenig "Überbrückungs-Charakter". Ich würde mit dem Sohn ein ehrliches Gespräch führen, um herauszufinden, ob er die FOS nach "diesem Wahnsinn" immer noch ausschließt. Davon würde ich alles weitere abhängig machen. Ist die FOS unter normalen Bedingungen (also "nach" Corona) eine Option, würde ich an die Schule herantreten. Eventuell ist eine Unterbrechung bzw. späterer Wiedereinstieg leicht möglich (da kenne ich mich in eurem Schulsystem zu wenig aus). Möglicherweise hat die Schule selbst auch Ansatzpunkte/Ideen, die ihr selbst noch nicht bedacht habt.


    Zum Überbrücken selbst würde ich "Jobben" auf jeden Fall den Vorzug geben. Aus dieser Position heraus kann man zukünftig flexibler agieren. Ein Lehrvertrag bindet ganz anders. Eine abgebrochene Lehre (weil doch nicht das richtige) wird in künftigen Bewerbungsgesprächen etc. eher ein Thema sein, als "einige Monate Jobben". :)


    Zum Lebenslauf: Ganz ehrlich, ich bin sehr stark davon überzeugt, dass Lücken im Lebenslauf, die sich durch die Pandemie erklären lassen, künftig kein großes Problem darstellen werden. Unabhängig davon, schätze ich es so ein, dass dein Sohn womöglich eine Lücke im "Ausbildungsverlauf" hat, nicht aber im "Lebenslauf" (wenn er jobbt, sehe ich das nicht als Lücke, sondern als wahnsinnig gute Schule des Lebens ;)).


    Gerade bei jungen Leuten sollte man Lücken, Umorientierungen etc. nicht zu schlimm nehmen. Ernst, das schon, aber nicht grundsätzlich als "Zukunft verbauen".


    Alles Liebe dir und deinem Sohn! :)

  • Danke für eure netten Worte. Ich hatte gestern noch einmal ein längeres Gespräch mit meinem Sohn. Wir haben auch über Alternativen (Kurs über Berufsberatung) gesprochen, andere Ausbildungsrichtungen).
    Ich denke er hat verstanden das die FOS nicht schlecht für ihn wäre in Bezug auf seine Berufswahl, da er mit Abitur bessere Chancen hat. Bewerbungen möchte er trotzdem schreiben. Jetzt erstmal abwarten wie es ab nächsten Dienstag läuft.

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