Wie erklärt man seinem Kind guten/ schlechten Umgang?

  • Ich weiß nicht so genau wie ich es geschrieben soll und tue es einfach mal so wie wir Eltern es sehen / empfinden.


    Da gibt es 4 Jungs im Alter zwischen 12 und 15 Jahren.
    Einer dieser Jungs ist besonders " gut " drauf: klaut seiner Mutter Geld, trinkt regelmäßig Energie Getränke, Grundernährung besteht aus Pizzen und Döner und wird von der Mutter unterstützt, prügelt Kinder zu Boden und trifft weiter auf sie ein ( da wurde Polizei gerufen ) und so weiter. Dieser Junge ist 12 Jahre alt. Er brüllt und schreit auch immer zu seine Mutter an.


    Der 15 jährige Junge ist der, der zu Boden geprügelt wurde. Er ist ein sehr freundlicher aufgeschlossen Junge.


    Auch der 3 Junge von diesen vier ist höflich und nett. Den kenne ich auch schon aus der Kita.


    Der 4 Junge ist natürlich mein Sohn.


    Die Eltern von den Jungs 2 und 3 haben ihren Jungs den Umgang mit dem Jungen 1 verboten wegen all dieser Vorfälle und das sind wohl lange nicht alles was der angestellt hat.


    Nun haben wir versucht Luca zu erklären das er sich nicht mit Junge 1 treffen soll weil 1: auch wir den Umgang nicht gut heißen, denn immer wenn er von dort kommt, ist er unfreundlich ohne Ende. Und 2: haben wir ihm versucht zu erklären das er seine Freunde 2 und 3 in Schwierigkeiten bringt, wenn er mit ihnen zu Junge 1 fährt.



    Wie können wir Luca klar machen, das er sich von diesem Jungen fern halten soll? Verbieten bringt wahrscheinlich nicht so viel, dann fährt er heimlich hin.




    Vorhin habe ich Luca angerufen weil ich wissen wollte wo er ist, da es hier junge Hunde geregnet hat und er ohne Jacke unterwegs war. Er sagte mir, das er mit seinen Freunden 2 und 3 bei Junge 1 ist. Als ich ihn fragte was wir ihm erklärt haben, hat er das Handy aufgelegt.


    Gleich darauf schrieb mich die Mutter von Junge1 an mit der Frage: wörtlich
    Wo liegt eigentlich dein Problem wenn sich dein Sohn mit meinem trifft?



    Meine Antwort: weil Luca lernen soll, seine anderen Freunde nicht in Schwierigkeiten zu bringen, wenn dessen Eltern sagen, das sie nicht mit ihrem Sohn ( Junge 1 ) spielen soll.


    Darauf kam von ihr: da würde ich aber mein Kind sofort nach Hause holen.



    Ich habe darauf nicht mehr geantwortet, weil ich das Gefühl habe, das sie Luca gegen uns auf hetzt. Natürlich hätten wir Luca da weg holen können, haben das aber nicht gemacht weil er ohne Theater eh nicht mitgegangen wäre und weil seine beiden anderen Freunde 2 und 3 auch da sind.



    Mein Mann und ich wissen eigentlich nicht wie wir reagieren sollen. Was würdet ihr tun?



    Mein Mann hat Luca per WhatsApp angeschrieben , das er Heim kommen soll um Sachen zu packen ( mit helfen ) weil wir morgen zum Quad fahren wollen. Doch Luca ist ja nicht blöd und antwortete nur, das wir das auch heute Abend noch packen können.



    Hmmm ||

  • Wie alt ist Luca denn?


    Ich würde ihm den Umgang mit diesem Kind tatsächlich verbieten. Und es sanktionieren, wenn er das Verbot missachtet. Dass der besagte Junge kein "guter Umgang" für ihn ist, wird er an sich ja schon wissen. Da ist eher anzunehmen, dass ihn dieser Umstand nicht stört.

  • Luca ist 13 Jahre alt. Luca beschwert sich auch ständig darüber, das Junge1 ihn ständig anruft und per WhatsApp anschreibt und ihn nervt. Ja, gesagt haben wir es ihm schon ganz oft, das er nicht mit Junge1 spielen soll und auch erklärt, eben weil er kein guter Umgang ist. Dennoch fährt Luca immer wieder hin oder trifft sich mit ihm.

  • Hallo Gilfy! :)


    Zunächst einmal, weil es das erste ist, das mir ins Auge sticht:


    Es ehrt dich, dass du an Junge 2/3 beziehungsweise deren Sanktionen denkst, wenn "Luca sie in Schwierigkeiten bringt". Aber da gehe ich nicht ganz mit. Die beiden Jungen sind - ganz unabhängig von Luca - für ihr eigenes Tun verantwortlich. Luca hat (noch) kein "offizielles Verbot" von euch, demnach hält er sich bei Junge 1 auf. Seine beiden Freunde haben wohl ein offizielles Verbot aus dem Elternhaus. Wenn sie dagegen aufbegehren, ist das ihre Sache beziehungsweise die der jeweiligen Elternhäuser - nicht Lucas!


    Was den Umgang bzw. ein Umgangsverbot angeht: Es wäre natürlich eine tolle und einfache Lösung, den Umgang zu verbieten. Bloß: Wie gut so etwas klappt, zeigen Junge 2 und 3 auf. ;) Junge Leute in dem Alter geben nicht mehr viel auf solche Vorgaben aus dem Elternhaus, sondern setzen ihre Freundschaften dann heimlich um und durch. Oder hättest du dir in dem Alter Freundschaften "verbieten" lassen? Ich nicht!


    Als Elternteil wäre mir persönlich solch strikte Verbote Jugendlichen gegenüber viel zu heikel. Die Wahrscheinlichkeit, dass er dann zum Flunkern anfängt, sich heimlich trifft und euch gar nicht mehr teilhaben lässt, ist ungleich höher als dass er sich an das Verbot hält. Wenn ich lese, dass er sich ohnehin schon kritisch über Junge 1 äußert, ist es vielleicht nur eine Frage der Zeit... Da würde ich eher auf ehrliche Gespräche über Freundschaft, Gewalt und Abgrenzung setzen, "objektiv" (ohne Verbote) meine Meinung über Jungen 1 verbalisieren. Ich würde mich "liberal" geben, aber darauf achten, dass ich so viel "Kontrolle" wie möglich über die Situation habe (zB könnten sich die Jungs bei euch treffen etc.).


    Wie lange besteht diese Verbindung zu Junge 1 schon? Und - weil es mir durch den Kopf ging - kann es sein, dass es Luca vielleicht ohnehin mehr um Junge 2/3 geht und er Junge 1 zwangsläufig in Kauf nimmt? Oder trifft er Junge 1 auch allein?


    (Finde das Thema spannend!)

  • Luca ist 13 Jahre alt. Luca beschwert sich auch ständig darüber, das Junge1 ihn ständig anruft und per WhatsApp anschreibt und ihn nervt. Ja, gesagt haben wir es ihm schon ganz oft, das er nicht mit Junge1 spielen soll und auch erklärt, eben weil er kein guter Umgang ist. Dennoch fährt Luca immer wieder hin oder trifft sich mit ihm.

    Er kann ihn ganz einfach blocken. Aber ich würde ihm nicht sagen, dass er mit dem Jungen nicht spielen soll - sondern ein klares Verbot aussprechen. Wenn Luca dieses Verbot missachtet, würde ich das Handy vorübergehend einziehen.

  • Hallo Dani, ich denke so an Junge 2 und 3, weil Luca im Gegensatz der anderen beiden Jungs, sehr dominant ist.
    Das läuft in der Regel so ab: Junge 2&3 sind beide her gekommen um Luca zu treffen. Dann sind alle zusammen ins Dorf gefahren und dort angeblich auf Junge 1 getroffen und mit zu ihm. Ich denke nicht das die Jungs 2&3 sagen würden, das sie nicht mit zu 1 fahren. Luca sagt an und die beiden gehen mit.


    Natürlich würde auch Luca sich nicht an ein Verbot halten, deswegen haben wir auch keines ausgesprochen.
    Teilhaben lässt Luca uns nicht freiwillig. Wir wissen halt nur wenn er dort oder bei Junge 3 ist, weil er dort Welan hat und uns dann sein Standort auf den Punkt genau angezeigt wird. Das aber hat Luca noch nicht wirklich geschnallt :D .


    " kennen " tut Luca Junge 1 schon aus der Grundschule, hatte aber da nichts mit ihm am Hut. Seit Anfang diesen Jahres und vor allem seit der Schulschließung wegen Corona , hat er engen, fast täglich Kontakt zu Junge1. Ob nun treffen oder über die PS4.


    Junge 3 ging schon mit Luca in die Kita. Aber auch hier verlor sich der Kontakt schnell und besteht erst seit wenigen Wochen erst wieder.


    Junge 2 hat er über Junge 1 kennen gelernt. Er ist schon 15 und ist stark Hörgeschädigt. Er wurde auch von Junge 1 so zusammen geschlagen und getreten das die Polizei gerufen wurde. Ich weiß allerdings nicht wie lange das her ist.
    Luca kennt ihn erst seit ein paar Tagen.



    Ich weiß nicht ob Luca das nur um die Jungs 2& 3 geht. Er tritt sich auch alleine mit Junge 1.


    Ich denke das hängt vielleicht mit der Vergangenheit von Luca zusammen. Er wurde hier überall ausgegrenzt, Eltern haben ihren Kindern den Kontakt und das spielen mit Luca verboten. Neider vermuten wir wegen seiner HB.


    Nun hat er endlich Freunde hier im Dorf, ist mächtig stolz und froh darüber und dann kommen wir und wollen ihm klar machen das der eine " Freund " schlechter Umgang ist!!!


    Wir haben Verständnis für Luca, aber wenn ich das so beobachte, wie er reagiert wenn er von Junge 1 kommt, diesen Ton den er mit bringt, und all das andere was er anstellt, muss ich gestehen, würde ich ihn am liebsten nicht mehr vom Hof lassen.
    Gestern Abend als er schlafen sollte, hat er in seinem Zimmer eine Plastikflasche mit einem Feuerzeug angekockelt .
    Das Feuerzeug hat er uns entwendet.


    Mein Mann und ich haben auch gehofft das sich der Kontakt zu J1 von selbst erledigt wenn er wieder Schule und Konfi hat und durch J 2&3, aber es sieht leider nicht danach aus.


    Was mich aber besonders stört ist, das die Mutter von J1 mich so anfährt. Es ist unser Recht zu sagen mit wem unser Sohn sich treffen darf und mit wem wir es nicht für gut heißen. Luca hat der Mutter gesagt, das ich ihm sagte, das J 1 kein guter Umgang für ihn ist!

  • Nein Johanna, das halte ich für keine gute Idee! Er weiß das er J1 blockieren kann, macht es aber nicht. Er drückt die Anrufe weg von J1.
    Luca führt seine Kontakte übers Handy, da seine ganzen Freunde im Ort der Schule liegen und diese im anderen Landkreis ist, außer die 3 Jungs um die es hier geht.

  • Natürlich würde auch Luca sich nicht an ein Verbot halten, deswegen haben wir auch keines ausgesprochen.

    Autsch. Ich würde es für dringend erforderlich halten, dass ihr härter durchgreift - denn das ist doch erst der Anfang. Was wird dann passieren, wenn er 16 ist?


    Ich fände es jetzt bedenklicher, dass der Junge in seinem Zimmer etwas ankokelt, als dass die Mutter eines "Freundes" dich anmeckert.

  • Hm, auch wenn Luca dominant ist und Junge 2, 3 mitmachen. Das ist ein Lernfeld für sie, nicht zwingend für Luca. Er wäre erst gefordert, wenn sie ihm Widerstand entgegensetzen. ;) Dann geht es in den Konflikt...


    Warum um alles in der Welt will der Junge, der von Junge 1 zusammengeschlagen wurde, weiterhin Kontakt mit diesem halten?!


    Oh verstehe, die "Freundschaft" des Kleeblattes hält noch nicht lange. Außerdem ist sie ein bisschen "Corona geprägt" (da war/ist man sozial ja durchaus sehr bedürftig). Gut möglich, dass sich das tatsächlich von selbst wieder gibt. Da lohnt sich erst einmal abzuwarten, die Lage zu sondieren und einzuschätzen. Kontrolle würde ich subtil trotzdem so weit behalten, wie mir das als Elternteil möglich ist, ohne dass das Kind massiv rebelliert.


    Ich finde Gebote/Verbote in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen ganz, ganz schwierig. Klar, als Elternteil bin ich in der Verantwortung und will mein Kind schützen. Im Endeffekt geht es hier aber natürlich auch um Interaktionen, Erfahrungen, Peer-Group und Rebellion. Manchmal hilft es tatsächlich, sich zeitlich zurückzukatapultieren. Wie hat man selbst als Kind/Jugendlicher empfunden? Wie hätte man auf diverse Einmischung der Eltern reagiert? Welches elterliche Verhalten hätte man gut gefunden und akzeptiert? Wir waren ja alle einmal jung und sind nicht alt und weise auf die Welt gekommen! ;)


    Anders verhält es sich übrigens mit dem Feuerzeug und dem Verbrennen von Dingen. Das ist gefährdend, gefährlich und ein absoluter Blödsinn. Da hätte ich absolut keine Toleranz. Eine Doku über Verbrennungsopfer kann hier heilsam sein. (Wars bei meinem Sohn)

  • Autsch. Ich würde es für dringend erforderlich halten, dass ihr härter durchgreift - denn das ist doch erst der Anfang. Was wird dann passieren, wenn er 16 ist?
    Ich fände es jetzt bedenklicher, dass der Junge in seinem Zimmer etwas ankokelt, als dass die Mutter eines "Freundes" dich anmeckert.


    Im Idealfall arbeitet man mit seinem Kind daran, auf sein Gefühl zu hören, sich bei Bedarf von anderen abzugrenzen und Entscheidungen (für oder gegen zwischenmenschliche Kontakte) reflektiert und bewusst zu treffen. Kontaktverbote geben den Eltern im besten Fall eine "Verschnaufpause" oder das Gefühl, die Situation im Griff zu haben. Lernerfahrung beim Kind bleibt aber auf Dauer auf der Strecke. Ich persönlich empfinde es auch als recht übergriffig, einem Jugendlichen seine Freunde zu "verbieten". Das kann durchaus als Vertrauensmissbrauch gewertet werden und das Kind macht dann halt im Verborgenen weiter und rebelliert massiv...


    Ich lehne mich jetzt ein wenig aus dem Fenster, ABER: Ich glaube auch, dass die Bewertungen von Eltern und Kindern sehr divergieren können. Vielleicht mag ein "schlimmer Finger" nach außen hin als schlechter Umgang wirken, freundschaftlich aber echt was am Kasten haben. Und so mancher "perfekte Umgang" ist bei näherem Hinschauen vielleicht gar nicht so perfekt. Nicht umsonst verteidigen viele Kinder ihre verschmähten Freunde inbrünstig mit: "Du kennst ihn/sie ja gar nicht richtig!" Und recht haben sie... So fair muss man sein. Als Erwachsener wertet man durchaus viel schneller als als Kind. Klar, man hat halt die Lebenserfahrung...


    Manch "heftiger Umgang" aus meiner eigenen Jugend war rückblickend übrigens beileibe nicht "schlecht".


    Ich mein das jetzt gar nicht auf den Jungen 1 bezogen. Ich kenn ihn ja nicht und die "Prügel-Sache" klingt gar nicht gut. Das sind mehr so allgemeine Denkanstöße.


    (Ich finde das Thema einfach spannend)

  • Ich bin ganz anderer Meinung als du, Dani.


    Durchaus bin ich dafür, dass Kinder und Jugendliche eigene Erfahrungen sammeln - gute wie schlechte. Allerdings sehe ich sie nicht um einen Lernerfolg betrogen, wenn man ihnen verbietet, ein Kind zu treffen, dessen Hang zur Gewalt schon zu Polizeieinsätzen geführt hat.


    Auch denke ich, dass ein Einschreiten der Eltern nicht als Vertrauensmissbrauch gewertet wird. Kinder und Jugendliche können auch die Erfahrung machen, dass die Eltern sich sorgen und nicht wollen, dass ihnen etwas zustößt. Auch wenn sie diese Fürsorge erstmal ablehnen.


    Meine Freundinnen war auch beileibe keine Engel. Allerdings verfügten sie auch über keine kriminelle Energie.


    Wenn aber Eltern eines Dreizehnjährigen hilflos feststellen, dass er Verbote eh nicht beachten würde, finde ich das sehr beunruhigend. Was, wenn der Junge es in ein paar Jahren cool findet, ein illegales motorisiertes Rennen zu starten?

  • Ich weiß nicht warum er mit J1 Kontakt halten tut, obwohl er so zugerichtet wurde! Meine Erklärung dafür ist:


    J3 geht durch seine Behinderung auf eine besondere Schule extra für Hörgeschädigte. Diese Schule ist täglich mit 2 Stunden Zug fährt verbunden. Er hat hier also auch keine Freunde außer J2 und Luca. Ich denke er geht nur mit zu 1 weil Luca dahin geht.


    Ich sehe nicht das J 1 ein wirklicher Freund ist. Ein richtiger Freund würde auch zu uns kommen, da ist J 1 aber zu faul zu. Dann müsste er 10km mit dem Rad fahren. Ein richtiger Freund würde seine Freunde auch nicht in Schwierigkeiten bringen, oder ihne Dinge vor machen wie das Geld seiner Mutter klauen.
    Ich finde J1 sehr bedenklich!!

  • Hallo, ihr zwei! :)


    Ich finde das Thema vor allem deshalb so spannend, weil hier wirklich ein guter Meinungsaustausch zu konträren Standpunkten stattfinden kann. Wir haben auch nicht nur das Luca-Fallbeispiel, wir können auch auf die Erfahrungen unserer eigenen Jugend zurückblicken, die ja oftmals noch recht präsent sind (im Gegensatz zu mancher Kindheitserfahrung).


    Ich finde Johannas Sichtweise absolut sinn- und verantwortungsvoll - aus Erwachsenensicht. Ich glaube nur, einer Vielzahl von Leuten in dem Alter wäre ein "Kontaktverbot" absolut egal. Insofern wäre ich geneigt (als Elternteil) andere Wege zu finden, diese Situation zu begleiten. Die wenigsten Jugendlichen empfinden ihre Eltern als Maßstab aller Dinge. Die Peer Group steht da einfach drüber. Dazu kommt die ganz normale Rebellion gegen die Eltern. Ich selbst hätte es in dem Alter vermutlich nicht so empfunden, dass meine Eltern nur das Beste für mich wollen und fürsorglich sind. Und ich hätte mich gnadenlos dagegen zu Wehr gesetzt.


    Während man die Sozialkontakte eines 5-, 8- oder 10-jährigen noch gut "im Griff" hat (wage im einmal zu behaupten), hat man bei einem Kind im Alter von Luca weniger Handhabe. Der Radius ist da einfach schon zu groß. Dann ist er mit irgendwelchen Kumpels an Ort XY und gaaanz zufällig kommt Junge 1 vorbei. Die Kinder sind ja nicht blöd, die wissen schon, wie man die Vorgaben der Eltern umgeht...


    Ich denke, da muss man darauf bauen, seinem Kind insofern Werte vermittelt zu haben, dass es halbwegs zwischen gutem und schlechtem Umgang unterscheiden kann...


    ---


    Bzgl. "krimineller Energien": Ich fahre bei vielen Dingen grundsätzlich eine "Null-Akzeptanz-Schiene" (Gewalt, Drogen,...). Ich bemühe mich aber bewusst, nicht bedingungslo zu werten. Die Welt ist nicht Schwarz und sie ist nicht Weiß. Es gibt Zwischentöne. Problematische Verhaltensweisen (egal ob bei Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen) können durchbrochen werden. Ein Kind/Jugendlicher, das klaut, schlägt etc. ist nicht grundsätzlich ein hoffnungsloser Fall. Ich arbeite viel mit Erwachsenen mit problematischen Biografien. Da gibt es teilweise recht "haarsträubende" Lebensläufe dabei. Und manche Menschen haben tatsächlich die Kurve bekommen, weil man ihnen eine Chance gab. Manchmal muss man auch hinter die Fassade blicken.


    @ Gilfy: Ich schätze deinen Luca so ein, dass der sich durchbeißt und aus seinem Elternhaus ein ganz gutes Wertesystem mitbekommen hat. Außerdem wirkt er mir - aus deinen Erzählungen heraus - sehr reflektiert. Ich denke, die Situation mit Junge 1 wird sich von selbst wieder geben (wenn Luca draufkommt, dass der tatsächlich kein Guter ist). Du schreibst selbst, dass Luca recht dominant ist. Solche Kinder setzen sich meist recht schnell zu Wehr, wenn ihnen etwas nicht passt.


    Sollte der Kontakt weiterhin bestehen, könntet ihr versuchen, euch selbst ein Bild von Junge 1 zu machen? Klingt jetzt ein bisschen seltsam, aber vielleicht eine gemeinsame "coole" Unternehmung oder so? Es wäre für mich recht spannend, mir das "Bürschchen" selbst einmal genauer anzusehen. Ich bin vielleicht aber kein Maßstab, ich kann mit "Problemfällen" generell recht gut umgehen. Meinen Eindruck mach ich mir auch ganz gerne selbst.


    Generell finde ich hier manche Dinge sehr problematisch (Gewalt, Polizeieinsatz) und andere sehe ich - wenn auch mit keinem Augenzwinkern! - als vernachlässigbar... Gerade das Stehlen aus der elterlichen Geldbörse kommt in dem Alter verdammt häufig vor, da würde man sich wundern. Die Dunkelziffer ist wohl hoch, weil Eltern oft nicht richtig über ihre Barbestände Bescheid wissen. ;) Mir fallen auf der Stelle einige Beispiele ein, die als Kinder/Jugendliche zugelangt haben und dennoch redliche Menschen geworden sind. ;) Unter anderem mein Mann ("Ich wollt das halt gerne haben, da habe ich nicht weiter drüber nachgedacht!"). Heute klaut er meines Wissens nach nirgendwo mehr etwas! :D (Das meinte ich mit "Nicht Schwarz und nicht Weiß"...)

  • Als ich mit Luca 2018 in Mutter Kind Kur war, sind komischerweise alle Kinder dort auf Luca abgefahren. Egal in welchem Alter, von 4 bis 13 Jahre. Da war ein 9 jähriger Junge, der immer zu einem 8 jährigen böse geärgert hat. Der 9 jährige hat sich von Luca die Adresse geben lassen weil er Kontakt halten wollte. Luca hat dann öfter mitbekommen wie dieser Jungs auf den Kleinen eingewirkt hat und hat ihm dann seine Meinung gesagt. Ich habe dann irgendwann gefragt, wsrum er nicht mehr mit Oska spielen wollte und Luca sagte mir: ich möchte mit Oska nichts zu tun haben. Er quält immer zu den kleinen Darius und Oska will immer nur mit meinem ferngesteuertem Auto spielen und das finde ich nicht gut.


    Oska hat einige male nach der Kur hier angerufen, eine Postkarte aus seinem Urlaub geschickt, aber Luca ( damals 11 Jahre ) ist dabei geblieben und hat sich nicht bei Oska gemeldet. Mit Darius und seiner Mutter haben wir bis heute Kontakt.


    Ich weiß das Luca schon realesiert war richtig und falsch ist oder wer ihm gut tut oder nicht, aber meine bedenken sind halt, das Luca sich den Mist von J1 ab schaut. Wir wissen doch alle, das finden die Kinder cool.




    Du wirst nun bestimmt schmunzeln, aber wir haben J1 schon oft hier gehabt und haben ihn auch mit zur BMX Halle genommen. Also wir haben ihn kennen gelernt und die Mutter gleich dazu. Nicht nur der Junge ist schrecklich nervig und leider auch super dumm ( entschuldige das ich das so sage, aber es ist wirklich so. Ok, er hat eine Lernschwäche, aber Lernschwach zu sein oder einfach nur dumm, sind für mich zwei verschiedene Dinge. Auch die Mutter wird man nicht wieder los. Sie nervt permanent per WhatsApp, ihr Sohn ihr Sohn ihr Sohn, was der nicht alles kann, macht und weiß und nicht mal 5 % davon stimmen. Von ihrer Tochter spricht sie nicht ein Wort.
    Ich weiß, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm! Ich weiß woher J1 das nervige hat.
    Ich möchte auch nichts mit der Mutter zu tun haben und mein Mann auch nicht.



    Heute waren wir mit Luca in Peckfitz, Quad fahren. Luca hat heute J1 nicht einmal erwähnt. Morgen wird er auch nicht die Möglichkeit bekommen sich mit J1 zu treffen, da ich seine Freundin für morgen eingeladen habe. Sie fragte schon vor zwei Tagen nach.

  • Hallo, ihr zwei! :)




    Ich finde Johannas Sichtweise absolut sinn- und verantwortungsvoll - aus Erwachsenensicht. Ich glaube nur, einer Vielzahl von Leuten in dem Alter wäre ein "Kontaktverbot" absolut egal. Insofern wäre ich geneigt (als Elternteil) andere Wege zu finden, diese Situation zu begleiten. Die wenigsten Jugendlichen empfinden ihre Eltern als Maßstab aller Dinge. Die Peer Group steht da einfach drüber. Dazu kommt die ganz normale Rebellion gegen die Eltern. Ich selbst hätte es in dem Alter vermutlich nicht so empfunden, dass meine Eltern nur das Beste für mich wollen und fürsorglich sind. Und ich hätte mich gnadenlos dagegen zu Wehr gesetzt

    Es ist nicht so, dass ich deine Sichtweise nicht nachvollziehen kann, Dani. Allerdings finde ich, dass Kinder heute allgemein oft überfordert werden - und ihnen aber gleichzeitig kaum zugetraut wird, Verantwortung zu übernehmen. Mir scheint, da hat sich mit der Zeit ein schleichender Wandel vollzogen. Als ich 13 war, habe ich andere Kinder betreut.


    Bestimmt hatte ich viele Freiheiten - aber das letzte Wort hatten in der Regel meine Eltern. Wir sind an der langen Leine gelaufen - aber "Nein!" hieß "Nein! Klar gab es auch mal Diskussionen, Streit und gelegentlich Zugeständnisse. Aber es hätte keinen Sinn ergeben, mich "gnadenlos zur Wehr" zu setzen. Das habe ich tatsächlich nur einmal, sehr erfolgreich, getan - als mich ein Mann massiv belästigte.


    Ich finde es wichtig, hier nicht hilflos zu verharren, darauf zu warten, dass der Jugendliche sich besinnt. Ich hatte Schulkameraden die ich nicht hätte treffen dürfen. Einige landeten im Vollrausch im KH. Andere wurden drogenabhängig oder hatten andersweitig immer wieder mit der Polizei zu tun.


    Wenn man einen Dreizehnjährigen nichts mehr vorschreiben kann - wie soll es dann bei einen Sechzehnjährigen aussehen?

  • Auch hier muss ich Johanna zustimmen, dennoch hat sich die Zeit sehr stark verändert. Ich meine die Zeit von meiner Jugend bis heute. Ich hätte es früher auch mir nicht wagen dürfen meinen Eltern zu wiedersprechen, dann wäre was los gewesen, aber heute muss man als Eltern schon so aufpassen was man mit seinem Kind macht oder sagt.


    Ich suche derzeit immer wieder das Gespräch mit Luca, aber nur wenn er von sich aus anfängt, so wie gestern auf dem Heimweg von Quad fahren.
    Da wurde Luca nämlich von J3 angerufen und dieser erzählte ihm, das er von der Mutter von J1 Hausverbot bekommen hat. Warum, weiß ich noch nicht, aber das erfahre ich bestimmt noch.
    Darauf hin habe ich Luca gefragt, wenn er wählen müsste, für welche der Jungs er sich entscheiden würde. Luca antwortete ganz sicher, für die Jungs 2 und 3.
    Das zeigt mir, das J1 ihm nicht wichtig ist.
    Ich habe Luca darauf gesagt, das wir als seine Eltern die Freundschaften zu J 2 und 3 unterstützen werden wo wir können. Das fand Luca gut, denke ich, da er mich an lächelte.

  • Nun weiß ich warum J3 Hausverbot bekommen hat.


    J3 fuhr mit dem Rad auf der Straße am Haus von J1 vorbei. Da rief J1 aus dem Fenster, ob die beiden was zusammen machen wollen. J3 antwortete das er eigentlich nicht mit ihm spielen darf, worauf hin die Mutter von J1 brüllte, wörtlich" ,, halt deine Fresse " und erteilte das Hausverbot.


    Die Mutter von J3 sagte mir vorhin, das J1 auch in den Geschäften hier im Dorf klaut, ihr anderer Sohn ha es gesehen.


    Da Luca das Telefonat mitbekommen hat, habe ich ihm nun erklärt, das wenn J1 klaut und erwischt wird, alle Kinder die dabei waren, dran sind, auch wenn die es nicht wussten.

  • Liebe Gilfy, liebe Johanna!


    Antwort folgt noch heute Abend oder morgen Vormittag. Mach mir gerade einige Gedanken zu dem Thema! :)


    (Gilfy, ein bisschen klingt es so, als wäre diese "Freundschaft" nur eine Frage der Zeit? Das wäre dann wahrscheinlich gar nicht so schlecht... ;))

  • Gilfy: Halt uns auf jeden Fall am Laufenden, wie es mit Luca und J1 weitergeht. :) (Ich bin immer so neugierig.) Aber Luca hat scheinbar andere - bessere - Freunde und ist auf den Jungen nicht angewiesen.


    (Zur Mutter: Erwachsene, die andere - vor allem Kinder - in der Tonalität beschimpfen, sind mir mehr als suspekt. Da wäre es mir schon nicht recht, wenn mein Kind mit dieser Mutter in Kontakt kommen muss. Umso mehr würde ich die Kontrolle durch Treffen bei mir Zuhause/gemeinsame Unternehmungen forcieren, wenn sich die Sache nicht ohnehin bald von selbst gibt.)


    @ Johanna: Ich verstehe deine Sichtweise auch gut. Bei vielen Dingen wäre es tatsächlich die einfachste Lösung, als Elternteil eine Entscheidung - im Sinne des Kindes - treffen zu können, das Kind hält sich daran und versteht irgendwann auch die Hintergründe. Die Praxis hat mich da aber wohl etwas skeptisch gemacht. :D


    Manchmal schwenke ich dann zu Handlungsweisen, die vielleicht nicht "naheliegend"/"direkt" sind (oder eben auf Umwegen), aber dafür Aussicht auf einen "positiven Ausgang" haben. Das ist individuell sehr verschieden. Ich denke, es gibt durchaus Jugendliche, die sich an ein "Freundeverbot" tatsächlich halten würden. Ich denke aber auch, die sind die Ausnahme. Vieles würde dann wohl tatsächlich im Verborgenen laufen - und das mag ich nicht. Dann ist es mir schon lieber, ich weiß, woran ich bin.


    Es spielt sicher auch die eigene Erziehung mit hinein. Ich bin nicht nur "an der langen Leine gelaufen", sondern tatsächlich sehr liberal erzogen worden. Das heißt aber nicht, dass ich keine Verantwortung übernehmen konnte. Das konnten meine Geschwister und ich sehr gut. Selbst bin ich tatsächlich oft überrascht bis erschrocken, wie wenig Eigenverantwortung Kindern und Jugendlichen mittlweile oftmals zugetraut wird. Das war vor 1-2 Generationen noch komplett anders!


    Bei mir bin ich mir übrigens recht sicher, dass ich mich an ein "Freundeverbot" ab einem Alter von 12, 13 Jahren sicher nicht mehr gehalten hätte. Ich bin mir aber auch relativ sicher, dass ich im Endeffekt "guten" von "schlechtem" Umgang hätte unterscheiden können. Vermutlich hätte das aber ein wenig länger gedauert als bei einem reflektierten Erwachsenen. ;) Das traue ich Luca auch zu. :)


    Darf ich fragen, welcher Jahrgang du ungefähr bist? Würde mich interessieren! (Ich: frühe 80er)


    (Deine Ansichten finde ich übrigens spannend, unverblümt und sehr reflektiert - das gefällt mir. Du bist Pädagogin, hast du einmal geschrieben, nicht? :))

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