Was tun, wenn Kind keinen Bock hat auf Schule - wie Lernbereitschaft steigern?

  • Hallo,


    mittlerweile ist mein Sohn 11 - ich glaube, ich habe mit ihm hier schon einige Postings gefüllt...und es wird nicht einfacher.
    Er ist in Klasse 6 einer brandenburger Grundschule und dieses Schuljahr fällt die Entscheidung, auf welche SChule er weiter gehen wird.
    Vom Intellekt wäre er ein Gymnasiumskandidat - vom Arbeitsverhalten her leider nicht.


    Folgende Probleme derzeit:
    - wenn keiner seine Hausaufgabenhefte kontrolliert (zuletzt mal 3 Wochen nicht gemacht, weil er sich ja irgendwann auch mal beweisen dürfen muss), hagelt es Einträge für nicht gemachte Aufgaben - ebenso bei Berichtigungen und Unterschriften; er trägt das nicht ein, weil er, so sagt er, denkt, dass er es nicht vergisst - heute stand nun drin 3x keine Berichtigung und Unterschrift = 5 in Arbeitsverhalten...toll - vor 4 Wochen stand im gleichen Fach ein Lob für sehr gute Mitarbeit drin!
    - Lernen für Arbeiten - tut er von selbst nicht. Er meint, er brauche das nicht, er könne das schon. Lasse ich ihn gewähren, schreibt er schlechte Noten (ja, habe ich auch schon mal gemacht, war dann eine 5!), erinnere ich ihn, reagiert er genervt und bockig und lernt nur mit Druck (wenn er nicht lernt, kann kein Freund zum Spielen kommen, kann er nicht seine Computerzeit nutzen,...).
    - er schreibt sehr langsam in der Schule und oft fehlen vor Arbeiten Teile der Mitschriften - von selbst kommt er aber nicht auf die Idee, sich die mal zu holen! Also muss ich ihn losschicken, dass er seinen Freunden hinterhertelefoniert, damit die ihm ihre Sachen abkopieren (die muss er dann in sein Heft übertragen) - aber auch wenn er dann sagt, er habe alles übertragen, muss das nichts heißen...für Bio heute fehlten ihm 3 Seiten, von denen er meinte, die "brauche er nicht" ... wenn ich dann drauf bestehe, dass er die Inhalte abschreibt (denn schließlich haben die Lehrer sie offensichtlich als so wichtig erachtet, dass sie sie die Schüler aufschreiben ließen...), explodiert er, wird motzig...und ja, klar nerve ich ihn.
    -Ordnung in seinen Heften und Heftern ist gruselig (für mich - die Lehrer schreiben aber auch teilweise ihre Kommentare rein...), daher muss er jede Woche seine losen Blätter einheften und Unnützes aussortieren...Inhalte kann ich aber beim besten Willen nicht mehr dauernd kontrollieren... und die Orthographie - trotz des vielen Lesens - nicht gut (je mehr Stress, desto schlechter wird sie, so mein Eindruck - Groß- und Kleinschreibung immer noch grenzwertig...aber es hat noch nie jemand was gesagt bzgl. Legasthenie o.ä....obwohl ich schon nachgefragt hatte.


    Ein ruhiges Gespräch mit ihm, wo er sich denn vorstellt, dass es hingehen soll, führt auch nicht viel weiter...eigentlich will/wollte er aufs Gymnasium...jetzt gerade will er gar nichts mehr, weil Schule doof ist....er sagt, wenn er wüsste, was er später mal machen will, wäre es leichter für ihn...ja, hat er Recht aber auch das kann ich doch nicht erzwingen! Wenn er die Nase ganz voll hat, sagt er einfach "Ich bin halt dumm" - was er natürlich nicht ist...nur faul (bekam ich im letzten Elternsprechtag von gleich 3 Lehrern gesagt...)


    Ich habe keine Ahnung, wie ich ihm einen Antrieb geben kann - der sollte ja eigentlich von ihm selbst kommen aber er selbst sagt: "Ich kann schon alles, was ich brauche..." Und es ist so mühsam für uns beide - sein Papa arbeitet Vollzeit und ist mit Hausaufgaben und Lernen leider nicht so hinterher (außer auf Auftrag von mir - ansonsten ist er oft eher der "goog guy", der Filmabende gestaltet, den Computer aufmöbelt etc...) und ich 80% Teilzeit im Schichtdienst...und auch das Pädagoginnen-Dasein bringt mich gerade nicht weiter.


    Zusatzinfo: Er liest sehr gern und sehr viel - Fantasy, Historisches, auch Sachbücher,... er spielt 2x wöchentlich Fußball, singt im Chor, geht zum Karate und spielt Gitarre - auf nichts davon würde er verzichten wollen. Die Noten liegen zwischen 1 (in Musik :whistling: ) und 3 (Deutsch, Erdkunde, Kunst, Sport) - ARbeits- und Sozialverhalten zwischen 2-3.


    Mag mir jemand von Euch Ideen oder eigene Erfahrungen dazu schreiben?


    Liebe Grüße und schon mal vielen Dank!


    a79

  • Bei Note 3 ist mein erster Gedanke "wo ist dein Problem"? Aber gut, ist natürlich auch Grundschule.
    Ich kenne deinen Sohn nun nicht. Wie du ihn aber beschreibst ist er ein intelligenter und an vielen Dingen interessierter Junge. Er sieht den Sinn der Schule nicht richtig und das ist sicher nicht ungewöhnlich. Unsere Kinder gehen jahreslang zur Schule und sehen es eher als Qual statt als Grundstein für ihr späteres Leben. Für so eine Berufsfindung wäre es in diesem Alter normalerweise wahrscheinlich zu früh. Aber vielleicht wäre es dennoch eine Möglichkeit, ihn sich ein wenig auf dem Arbeitsmarkt umschauen zu lassen. Damit er so eine Ahnung kriegt, was es für Möglichkeiten gibt und welche er sich verbauen würde, wenn er sich nicht anstrengt.

  • Also dafür, dass er offenbar so faul ist, hat er doch ganz gute Noten... seine Erwartungen hat er offensichtlich damit erfüllt - nur die der Erwachsenen nicht...


    Finde allerdings auch, dass er unter der Woche sehr viele Termine hat - im Grunde ja jeden Tag!?
    Da hätte ich ehrlich gesagt auch nicht mehr genügend Lust, Leidenschaft, Motivation und Interesse mich um meine schulischen Angelegenheiten zu kümmern.


    Dennoch bin ich immer noch der Meinung, dass die Schule das Gelingen organisieren und Kinder motivieren muss - denn was in der Schule stattfindet, darauf haben Eltern doch wenig Einfluss!


    Wenn er allerdings seine Ordnung, seine Hausaufgaben organisieren muss, damit es weiterhin keine Einträge, Abmahnungen, schlechte Noten o.ä. gibt, dann wäre es evtl. eine Überlegung, mit ihm darüber zu sprechen unter der Woche etwas kürzer zu treten und nur 1-2 Termine wahrzunehmen!?

  • Danke für Deine Antwort, Janella,


    das Kürzer Treten haben wir überlegt - allerdings ändern die Termine nichts an seiner Einstellung, es sieht auch nicht anders aus, wenn er mal ein paar Wochen weniger Termine hat.
    Fußball ist immer erst von 17-18.30 (montags und donnerstags) - bis dahin hat er längst alles Schulische erledigt.
    Chor ist dienstags von 16.45-17.45, Gitarre(14.30-15 Uhr) und Karate (18-19 Uhr) freitags - da macht er sowieso keine Aufgaben für die Schule.
    Es liegt nicht unbedingt daran, dass er keine Zeit hätte, schulische Sachen zu machen oder gar ORdnung zu halten - wenn ich z.B. Tagdienst habe, macht er einfach gar nichts - er hat dann 3 Stunden Zeit, bis er los muss zum Beispiel zum Fußballtraining...Zeit für Hausaufgaben und sogar noch etwas Computerspiel - stattdessen spielt er nur Computer oder Playstation...geht soweit, dass ich schon die Fernbedienungen verschwinden lasse oder Kabel abklemme... ob er da jetzt noch Termine hat oder nicht, verändert daran gar nichts. Da bin ich doch sogar noch froh, dass er wenigstens zum Training geht und nicht noch länger drin hockt!
    Wenn er sich nicht so viel bewegen würde, hätte ich vermutlich ein weiteres Problem - er braucht die Bewegung als Ausgleich zum Sitzen in der SChule, sonst geht er mir die Wände hoch zu Hause, von daher will ich ihm den Sport nicht nehmen, wäre vermutlich eher kontraproduktiv. Diese Hobbies hat er sich alle selbst ausgesucht - eher würde ich ihm Computerzeit streichen oder so als davon was wegzunehmen. Wenn es mal knapp ist mit den Aufgaben oder er am nächsten Tag eine Arbeit schreibt, fällt natürlich auch schon mal ein Training aus - aber das kommt dann auch meist von ihm...


    Ach ich weiß nicht..., es ist schwierig.
    Mein Mann sieht das alles total locker - er sagt, na, dann schreibe er halt mal schlechte Noten, bekomme mal schlechte Noten im Zeugnis und bleibe im ZWeifelsfall halt auch mal sitzen...das werde schon...aber mal ehrlich, das kann es doch auch nicht sein, oder?


    Vielleicht habe ich auch gerade ein Brett vor dem Kopf aber wir, mein Sohn und ich, empfinden uns gerade beide gegenseitig als extrem anstrengend...für uns beide nicht schön.


    LG


    a79

  • Hallo a79,


    als ich Ihre beiden Beiträge gelesen habe, stolperte ich über das:
    Hausaufgaben contra Computerspiel/ Playstationspiel


    Es wundert mich überhaupt nicht, dass Ihr Sohn lieber Computerspiele spielt oder sich lieber mit der Playstation beschäftigt als für die Schule zu lernen. Diese digitalen Spiele machen Spaß und sprechen zudem direkt das Belohnungssystem im Gehirn an und das macht Glücksgefühle und birgt auch ein gewisses Suchtpotential in sich. Die Hausaufgaben können das nicht leisten und nicht bieten. Denn der Erfolg, der sich durch Hausaufgaben machen und für die Schule lernen einstellt in Form von guten bzw. besseren Noten, findet zeitverzögert und nicht so unmittelbar wie bei solch einem modernen Spiel statt und gibt auch keinen solchen Glücks-/Erfolgs-"Kick" wie das bei diesen Spielen (am Computer, an der Spielkonsole, auf dem Handy) geschieht. Um ehrgeizig für die Schule zu lernen, bedarf es damit auch einer ganzen Portion Frustrationstoleranz, weil sich die Belohnung (gute Noten) so verzögert einstellt. (Hier spricht man vom Belohnungsaufschub). Und Frust auszuhalten muss man als Kind erstmal lernen.


    Ihren Sohn täglich am Computer bzw. mit der Playstation spielen zu lassen, finde ich zu viel. Aber das ist meine persönliche Meinung. Den Sinn hinter Hausaufgaben zu erkennen, ist etwas ganz anderes, als zu spielen und dabei einfach Spaß zu haben, denn das erfordert vorausschauendes Denken und auch ein gewisses Abstraktionsvermögen.


    Wenn Sie Ihren Sohn dazu bewegen wollen, dass er mehr lernt, müssen Sie wohl den Kampf kämpfen, die Computerzeit und auch Playstationszeit drastisch einzuschränken und strikt zu dosieren. Und das wird wirklich ein Kampf mit Widerständen seitens Ihres Sohnes werden.


    Und ich würde dazu die beiden Geräte ganz aus dem Sichtfeld verschwinden lassen und nicht nur Fernbedienungen verschwinden lassen oder Kabel abklemmen. Damit machen Sie es Ihrem Sohn leichter, ohne diese beiden Geräte, die so viel Spaß verheißen, klarzukommen und sich vor allem auf etwas anderes wie z.b. seine Hausaufgaben zu konzentrieren. Wenn die PLaystation bsp.weise zwar nicht benutzt werden kann, aber sichtbar ist, erzeugt das Frust und Ihr Sohn ärgert sich und kann sich damit wiederum nicht auf anderes konzentrieren.


    Ich kann Ihnen nur empfehlen, dass Sie seine Hobbys (Fußball, Chor etc.) nicht einschränken, aber die Computer- und Playstationszeit deutlich kürzen.


    Klara

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