Habe ich mein Kind falsch erzogen????

  • Hallo, ich weiß nicht ob ich hier richtig bin aber ich erzähle trotzdem mal was mich beschäftigt. Es geht um meinen Sohn er ist 12 Jahre alt, ich mache mir große Sorgen um ihn, denn er ist sehr oft krank (Magenprobleme), wir haben alles untersuchen lassen, es ist nichts organisches, also kann es ja nur Psyche sein aber wenn ich mit ihm darüber rede, meint er immer, es ist alles in Ordnung, er ginge gerne in die Schule (diese hat er sich augesucht) und ihn belaste nichts aber warum ist er dann so oft "krank". Wir haben dadurch sehr viel Streit und dann meint er ich würde ihm nicht glauben und denken er lügt oder ich habe ihn nicht lieb, ich hasse ihn dafür, dass er so oft krank ist und dass tut weh..., denn ich liebe meinen Sohn über alles, ich würde alles für ihn tun und dass sage ich ihm auch dann immer wieder aber er glaubt es nicht wirklich. Durch sein Krank sein versäumt er viel Unterricht, dadurch hat sich die Lehrerin von ihm, sich mit mir in Verbindung gesetzt und gesagt, so ginge dass nicht weiter...ich muß jetzt, wenn er Krank ist, ein ärztliches Attest vorlegen, eine einfache schriftliche Entschuldigung von mir reicht nicht mehr. Ich weiß nicht mehr was ich noch tun soll, ich kann ihn doch nicht in die Schule "prügeln" und sagen dir geht es nicht schlecht. Ich bin am Verzweifeln, denn ich möchte doch nur, dass es ihm gut geht. Vielleicht kann mir ja jemand einen Tipp geben, was ich noch machen kann, damit es wieder ruhiger und entspannter bei uns wird. LG Mama44

  • Sehrgeehrte Mama 44,
    IhreSorgen und Ihre Ängste sind verständlich und nachvollziehbar. Hier ist esnatürlich, aufgrund der wenigen Informationen nicht wirklich möglichherauszufinden was ihren Sohn Quält, beschäftigt, ängstigt und ihm die Kräfteraubt. Dieses können Sie als seine ihn liebende Mutter am besten herausfinden.Sie würden dieses können jetzt am liebsten bestreiten, da Sie der Meinung sind,dass Sie es nicht hinbekommen haben.
    Bevorich Ihnen einige Tipps für den Umgang mit Ihnen selbst und mit Ihrem Kind gebe,möchte ich vorab anregen, dass der behandelnde Kinderarzt evtl. eineÜberweisung zu einem guten Kinderpsychologen machen kann, damit Sie und IhrKind psychologische Beratung erhalten.
    Esist völlig selbstverständlich, dass Ihr Sohn Ihnen auf Ihre Frage was den los sei,keine Antwort geben kann. Glauben Sie ihm bitte, dass er es nicht weiß. Wenn erin der Lage wäre, das was ihn bedrückt mit Namen zu benennen, wäre er nichtdekompensiert, also würde nicht sein Körper über die „Erkrankungen“ mit Ihnenin Kontakt treten.
    Daserste was ich Ihnen empfehle, hören Sie auf mit Ihrem Kind über das Krankseinzu reden. Sie haben erfahren, dass Sie mit Reden Ihr Ziel nicht erreichen, alsowird es auch nicht schaden, wenn Sie das Reden über dieses Thema einstellen(ausführlichere Informationen über das weniger Reden, können Sie dem erstenKapitel meines Buches „Nicht mehr über Tyrannen reden!“ entnehmen). DesWeiteren werden Sie damit einen Streitherd abstellen.
    GlaubenSie an Ihrer Liebe zu Ihren Kind und zweifeln Sie nicht daran. Sie haben zwargeschrieben: „…ich hasse ihn dafür, dass er so oft krank ist…“ aber in IhrenWorten spiegeln sie Ihre Liebe und Ihre Sorgen. Geben Sie dieser Liebe eineGestalt und halten Sie sich diese immer vor Augen, wenn Sie an Ihren Sohndenken. Nehmen Sie die Erkrankungen Ihres Sohnes ab sofort kommentarlos an,sprechen Sie mit dem Kinderarzt und verständigen Sie sich mit ihm, dass erIhnen die Atteste für die Schule gibt, und werden Sie nicht zu einem Spielballeiner kinderfeindlichen Schule und empathielosen Lehrerin. Erlauben Sie derSchule nicht, Ihre Bindung zu Ihrem Kind zu zerstören. Was Ihr Sohn jetztdringender denn je benötigt, sind Sie als seine primäre Bindungsperson. Ihm istnicht damit geholfen mit Zwang und Gewalt gute Noten zu erhalten, dafür abersich selbst zu verlieren. Auch wenn er ein Jahr in der Schule verlieren sollte,ist dieses nicht schlimm, weil es nicht das Ende der Welt ist. SeinWohlbefinden steht jetzt an oberster Stelle. Er hat Ihnen gesagt, dass er glaubt,dass Sie ihn nicht mehr lieb haben. Diese Vermutung weckt bei Ihm ganz starkeÄngste, solange er damit beschäftigt ist, hat er keine Ruhe für dieLerninhalte. Und solange Sie sich mit Ihren Ängsten plagen, gelingt es Ihnen nicht,ihm den benötigten Halt und Sicherheit zu geben.
    SagenSie Ihrem Sohn gleich oder morgen, dass Sie sich Rat geholt haben, und dass Siejetzt wirklich wissen, dass er krank sein kann, ohne etwas am Körper zu haben,was der Kinderarzt entdecken kann. Und sagen Sie Ihm, dass er Ihnen auch garnicht sagen muss, was er fühlt oder was ihn bewegt. Wenn er soweit ist, wird ervon sich aus zu Ihnen kommen.
    Auchwenn Sie mir bei meinem nächsten Rat wiedersprechen mögen weil Ihr Sohn schon12 Jahre alt ist, verfolgen Sie bitte meine Empfehlung und intensivieren denKörperkontakt zu Ihrem Sohn. Kuscheln Sie ganz viel mit Ihm. Besorgen SieLavendel Hautcreme oder Bodylotion und reiben Sie Ihm jeden Abend bevor Sie ihnins Bett bringen die Arme, die Füße und den Rücken ein, und lassen Sie Ihn vordem „ins Bett gehen“ eine heiße Tasse Milch mit Honig oder eine heiße Tasse Kakaotrinken.
    SpielenSie jeden Tag mindestens ein Gesellschaftsspiel mit ihm, nicht nur wenn erkrank ist. Das Spielen muss zu einer Selbstverständlichkeit werden: Sie machenes, weil Sie es gerne machen, nicht als Belohnung weil er etwas gemacht odergelassen hat! Sie machen es nicht weil er Krank oder Gesund ist, sondern nurweil Sie ihn Lieb haben! Das muss die Botschaft sein, die bei Ihrem Kindankommen muss. Das Medikament, was Ihr Kind in dieser Zeit benötigt sind Sie,Ihre Nähe, Ihre Zeit und Ihre Liebe.
    ProbierenSie über diese wenigen Tipps einen neuen Zugang zu Ihrem Sohn zu finden undlassen Sie sich über den Kinderarzt professionelle Beratung zukommen lassen.

  • Hallo Peter Bandali,


    vielen Dank für Ihren ausführlichen Beitrag und Ihre Anregungen und Empfehlungen in diesem Fall. Ich denke auch, dass die Einholung einer zweiten ärztlichen Meinung absolut sinnvoll und dringend notwenig ist, denn es ist offensichtlich, dass der Junge leidet. Auch ein Kinderpsychologe könnte hier hilfreich sein, da gebe ich Ihnen recht.


    Ich verstehe die Schule absolut, dass diese sich nicht mehr mit schriftlichen Entschuldigungen der Mutter begnügen will. Da der Junge offenbar häufiger krank ist, liegt es auch im Interesse und vor allem in der Pflicht der Schule (Fürsorgepflicht), den Impuls zu geben, dass die Krankheitsursache gefunden wird. Dies hat meines Erachtens nichts mit Empathielosigkeit oder Kinderfeindlichkeit zu tun, im Gegenteil!


    Ich denke auch, dass der Kontakt zwischen Mutter und Kind essentiell wichtig ist und dass die Liebe zwischen den beiden das Wichtigste ist, was der Junge unbedingt auch spüren und erfahren können muss.




    SagenSie Ihrem Sohn gleich oder morgen, dass Sie sich Rat geholt haben, und dass Siejetzt wirklich wissen, dass er krank sein kann, ohne etwas am Körper zu haben,was der Kinderarzt entdecken kann. Und sagen Sie Ihm, dass er Ihnen auch garnicht sagen muss, was er fühlt oder was ihn bewegt. Wenn er soweit ist, wird ervon sich aus zu Ihnen kommen.

    Ihr dringender Rat, den Kontakt zwischen Mutter und Sohn zu intensivieren, teile ich. Allerdings ist meiner Ansicht nach das Wichtigste, dass die Mutter täglich Zeit mit Ihrem Sohn verbringt und ihm ihre Aufmerksamkeit schenkt. Wie diese gemeinsame Zeit aussehen soll, das liegt in den Wünschen und Bedürfnissen des Sohnes. Gemeinsam zu spielen oder auch Vorzulesen ist sicherlich ein sinnvoller und wunderschöner Gedanke - und sollte in der Tat zu einem täglichen Ritual werden. Ob der Sohn aber auf Lavendelcreme-Einreibungen steht und ob die Milch mit Honig oder der Kakao nicht auch ein leckerer Tee sein kann, diese Entscheidung sollte ganz klar beim Sohn bleiben. Aber dies lässt sich ja durch ein Miteinander-reden leicht herausfinden.


    Herzliche Grüße an Sie und vor allem an mama44


    Klara

  • Hallo, danke für Ihre Antworten, Herr Bandali, glauben Sie mir, ich würde gerne mal mit meinem Sohn kuscheln oder ihn knuddeln aber er ist 12 Jahre und da wollen Jungs dass nicht wirklich und ich respektiere dass, denn ich möchte nichts erzwingen. Ich sage ihm jeden Tag dass ich ihn lieb habe , er bekommt auch immer seinen gute Nachtkuss und auch er zeigt mir, dass er mich lieb hat. Ich werde öfter mal das Gespräch mit meinem Sohn suchen und nochmehr auf seine Wünsche eingehen und hoffe, dass es was bringt. Mama44

  • Hallo Peter Bandali,


    ich verstehe Ihre Aussage nicht. Niemand ist hier verpflichtet, "diagnostisch-fachlich fundierte Erklärungen" abzugeben!


    Wenn im hier geschilderten Fall mama44 einen guten Kontakt zu Ihrem Sohn hat und weiß und erlebt und rückgemeldet bekommt und spürt, dass dieser von seiner Mama nicht "gekuschelt" werden will, ist ihre Reaktion genau richtig, nämlich die, dass sie als Mutter die Grenzen und Bedürfnisse ihres Sohnes akzeptiert und respektiert.


    Kuscheln unter Zwang, weil es als pädagogisch sinnvoll bzw. wertvoll erkannt wurde, ist sicher kein sinnvoller und produktiver Weg. Dann wäre Kuscheln nämlich grenzüberschreitend und eine Form von Gewalt.


    Klara

  • Hallo Klara,
    ich danke Ihnen für Ihre offenen Worte.
    Haben Sie in irgend einer meiner Aussagen bis jetzt (hier und bei den anderen Themen auf die ich geantwortet habe) einen Aufruf zur Missachtung oder zur Gewaltanwendung gegenüber Kindern gelesen? Wenn dem so ist, zeigen Sie es mir bitte auf.
    Ich habe, wie Sie gesehen haben, die Aussage von Mama44 stehen lassen, weil ich sie und ihre Haltung respektiert habe, und problemlos akzeptieren kann, dass sie meiner Meinung wiederspricht (Ist ja nicht so, dass ich es nicht kenne; ich erinnere an mein Geschriebenes: "Auch wenn Sie mir bei meinem nächsten Rat wiedersprechen mögen weil Ihr Sohn schon 12 Jahre alt ist...").
    Die Aussage: "...natürlich brauchst du mit deinem Sohn nicht..." vermittelt den Eindruck tiefer Erkenntnisse, und die Fundierung dieser hätte ich gerne. Natürlich ist Webi nicht verpflichtet eine "diagnostisch-fachlich fundierte Erklärungen" abzugeben, aber ich habe auch das Recht darauf hinzuweisen, dass meine sie haben.
    Ich hoffe, ich konnte einiges Klarstellen
    Lieben Gruß
    Peter Bandali

  • Hallo Herr Bandali,


    ich möchte an dieser Stelle noch einmal meinen Dank aussprechen, da Sie - meines Erachtens - dieses Forum mit Ihren Beiträgen sehr bereichern. Zum oben genannten Thema kann ich sagen, dass ich schlicht über die Formulierung gestolpert bin, die auf mich nicht sachlich wirkt - und ja, "natürlich" sind mir die Kommunikationsgrundlagen nach Friedemann Schulz von Thun bekannt, wie Ihnen vermutlich auch.


    Sehr geehrter Webi. Bin von Ihrer Aussage "...narürlich..." begeistert. Sind Sie des Wissens mächtig, dass der Junge emotional groß genug ist? Ich hätte gerne Ihre diagnostisch-fachlich fundierte Erklärung dazu.

    Alles in allem ist die Idee und Anregung, einen zwölfjährigen Jungen als Mutter zu umarmen, zu streicheln etc, sprich: mit ihm zu kuscheln, sicherlich eine schöne Idee, die aber gewiss nicht als grundsätzlich passend gewertet werden darf.
    Es ist und bleibt eine Anregung und ein Vorschlag, ein gut gemeinter Gedanke und darf eben keine Handlungsaufforderung sein.



    Auchwenn Sie mir bei meinem nächsten Rat wiedersprechen mögen weil Ihr Sohn schon12 Jahre alt ist, verfolgen Sie bitte meine Empfehlung und intensivieren denKörperkontakt zu Ihrem Sohn. Kuscheln Sie ganz viel mit Ihm.

    Klara

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