Ich hab das Gefühl unsere Tochter nimmt nichts ernst!!!

  • Unsere Tochter ist vor 2 Wochen 7 Jahre alt geworden und geht seit August in die 1. Klasse.
    Aber seit Wochen ist sie auf dem absoluten ICH-Trip und wir haben das Gefühl sie nimmt uns überhaupt nicht Ernst. Wir müssen ihr alles mehrmals sagen bis Sie mithilft oder was aufräumt etc. Was uns aber weh tut und am meisten beschäftigt ist wenn wir ihr sagen was uns wichtig ist oder wir sie wegen etwas zurechtweisen dann haben wir das Gefühl es kommt bei ihr nicht an. Mich verletzt dann ihr Verhalten sehr und ich zeige und versuche ihr zu erklären dass sie mir weh tut, dass Sie nicht darauf reagiert. Und sie kuckt mich nur an und fragt dann völlig belanglos ob wir jetzt noch spielen gehen???
    Und meine kleinere Tochter realisiert den Moment und sagt stattdessen Mama ist wegen Dir traurig merkst du das nicht!
    Es muss sich aber immer alles um sie drehen und sie möchte immer im Mittelpunkt stehen. Wenn Sie was will muss immer alles sofort gemacht sein und man muss alles stehen und liegen lassen. Und wenn dem nicht so ist tickt sie aus, haut ihre kleine Schwester und stürmt so lange bis sie alle verrückt gemacht hat!
    Auch wenn sie Besuch von einer Freundin bekommt ist es ihr völlig egal worauf sie Lust hat sondern macht einfach ihr Ding und spielt dann einfach worauf sie Lust hat und meist landet dann der Besuch bei ihrer kleinen Schwester im Zimmer weil sie sich immer um alle kümmert und sich anpasst.
    Ich möchte einfach nur gerne wissen ob wir was falsch machen und wie wir zukünftige Situationen besser miteinander lösen können.

  • Hallo Briapnea,
    das kenne ich auch...Bringt einen zum verzweifeln....Wir lassen unseren Sohn in den Phasen immer auflaufen so lange es geht, denn die Kleinen brauchen ja dauernd was. Ich sage dann immer so was wie: Ach,ich dachte jeder macht hier nur noch was er will und niemand tut was für andere,nur für sich selbst!! Und ich verweigere alle nicht lebensnotwendigen Wünsche. Das nagt dann an ihm,denn er will ja auch immer alles sofort..... das kostet Kraft und Nerven!!
    Wünsche Dir Durchhaltevermögen und Kraft
    Gruß
    Haerlebaerle

  • Hallo Briapnea,


    herzlich willkommen hier im Forum. Ich habe Ihren Forumsbeitrag gelesen und kann gut nachvollziehen, in welch anstrengender Phase Sie sich momentan mit Ihrer Tochter befinden, die Sie gerade regelrecht an Ihre Grenzen bringt.
    Ich denke allerdings nicht, dass Ihre Tochter plötzlich nichts mehr ernst nimmt, sondern sich stattdessen in ihrer nächsten Entwicklungsphase auf dem langen Weg, erwachsen zu werden, befindet. Es ist absolut verständlich, dass Sie sich fragen, ob Sie etwas falsch machen oder sich sogar sorgen, dass Ihnen Ihre Tochter nun total entgleitet. Ich möchte Sie aber beruhigen und Ihnen sagen, dass eine solche "Phase" im Grunde "normal" ist und sich auch wieder ändern wird.


    Für Ihre Tochter hat sich vieles verändert: Sie ist vom Kindergartenkind nun zum Grundschulkind geworden mit einem anderen Tagesablauf und mit Anforderungen, die an sie gestellt werden, die es zuvor nicht in ihrem Leben gab. Sie soll/ muss verschiedene Dinge lernen, Hausaufgaben erledigen, sich im Schulalltag zurechtfinden, hat mit vielen neuen Menschen zu tun... Und es gibt nun plötzlich auch einen Leistungsdruck im Leben Ihrer Tochter, den es bisher noch nicht gab. Alles in allem eine große Veränderung und Herausforderung an Ihre Tochter. Außerdem beginnt im Alter von ungefähr sechs Jahren (oder auch etwas später ;) ) ein Prozess, der das Leben eines Kindes für eine lange Zeit bestimmen wird: Ihre Tochter entwickelt ihre ganz eigene Persönlichkeit.


    Zuvor stehen Kinder der Umwelt noch staunend und quasi mit kritikloser Entdeckerfreude gegenüber. Nun geht es darum, gewonnene Informationen einzuordnen, kritisch zu beurteilen und miteinander in Verbindung zu bringen. Ähnliches gilt für die Beziehung zu den Eltern, d.h. was die Eltern sagen oder tun, gilt in der frühkindlichen Phase als das Maß aller Dinge und wird nur in den seltensten Fällen hinterfragt. Ab etwa dem 6. Lebensjahr tritt auch hier eine entscheidende und vor allem nachhaltige Veränderung ein. Denn nun wird das Verhalten und Handeln der Eltern genau beobachtet und die Autorität der Eltern gegebenenfalls sogar in Frage gestellt. Die Kritikfähigkeit entwickelt sich – und als direkte Folge lernen Kinder auch, Phantasie und Realität zu unterscheiden. Das Alter zwischen 6 und 12 Jahren ist die Phase, in der Kinder auch beginnen, sich geistig von ihren Eltern zu lösen. Diese Entwicklung sollte jedoch niemals als Abkehr, Ablehnung oder Nicht-Ernstnehmen betrachtet werden. Sie ist vielmehr der Beginn der Entwicklung zu einem eigenen, selbstbestimmten Leben.


    Das mag nun alles sehr theoretisch klingen, doch ich hoffe, dass Sie mit diesem Hintergrundwissen das Verhalten Ihrer Tochter nun etwas besser verstehen bzw. nachvollziehen können.


    Nach wie vor ist es wichtig, dass Sie als Eltern einen klaren Rahmen, also klare Regeln für das gemeinsame Leben/ das Miteinander aufstellen, damit alle Beteiligten gut und glücklich zusammenleben können. Das bedeutet also auch, dass Ihre Tochter, so schön es ist, dass sie ihren eigenen Kopf und ihre eigene Meinung entwickelt, auch lernen muss, dass gewisse Regeln sinnvoll oder sogar notwendig sind und dass es auch wichtig ist, dass man lernt, Kompromisse einzugehen und eine gewisse Portion Frustrationstoleranz (es geht nicht immer alles sofort und auch nicht immer genau so, wie man es gerne will) zu entwickeln.


    Wenn ich nun an den Besuch der Freundin denke, frage ich mich, ob es nicht eine mögliche Lösung wäre, dass Sie Ihrer Tochter sagen, dass sie bis auf weiteres keinen Besuch bekommen darf, weil es den Anschein hat, als hätte sie gar keine Lust darauf. Wenn man Besuch hat, soll sich dieser doch wohl fühlen und ein Besucher ist ein Gast und um Gäste kümmert man sich. Oft ist es hilfreich, einen Rollenwechsel/ Perspektivwechsel zu machen, also zu verdeutlichen, wie sich der andere in einer Situation fühlt, also das Einfühlungsvermögen zu üben und zu trainieren.


    Seien Sie mutig und kreativ!


    Was mir zudem durch den Kopf geht ist, dass es durchaus auch sein könnte, dass Ihre Tochter in der Tat momentan Aufmerksamkeit braucht. In der Schule ist sie eine Schülerin von vielen und steht nicht im Mittelpunkt. Vielleicht sehnt Sie sich -neben der Entwicklungsphase in der sie steckt- auch tatsächlich sehr nach Aufmerksamkeit von Ihnen, nach Nähe und Wärme und kann dies (sie ist ja erst 7) einfach nicht anders mitteilen?!


    Alles Gute wünscht Ihnen
    Klara

  • Liebe Klara


    Herzlichen Dank für die Antwort und ich hab mir irgendwie schon so etwas gedacht!
    Aber jetzt bin ich darin bestätigt und dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken.


    Freundliche Grüße
    Briapnea

  • Hallo Briapnea,


    gern geschehen ^^


    Ich würde mich freuen, wenn Sie uns auf dem Laufenden halten. Vielleicht haben Sie ja Lust, uns zu berichten?!


    Herzliche Grüße
    Klara

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