Nicht schulreif - wie geht es weiter?

  • Die Aussage „Ihr Kind ist nicht schulreif“ als Ergebnis des Einschulungstests trifft die meisten Eltern hart. Denn zu der Sorge um die Entwicklung des Kindes gesellt sich auch die Unsicherheit, wie es denn nun weitergehen soll. Glücklicherweise stehen in Deutschland unterschiedliche Optionen für nicht schulreife Kinder zur Auswahl, deren Inanspruchnahme jedoch vom Angebot des jeweiligen Bundeslands sowie den dort vorherrschenden Rahmenbedingungen und den individuellen Aspekten des Kindes abhängt:


    1. Gezielt fördern und erneut testen
    Die heutigen Einschulungstests finden mittlerweile mehr als ein Jahr vor dem geplanten Einschulungstermin statt. Fällt das Kind bei diesem Test durch, so besteht die Möglichkeit, innerhalb des nächsten Jahres das Kind gezielt in seinen defizitären Bereichen zu fördern und dann kurz vor dem Einschulungstermin einer neuen Testung zu unterziehen.


    2. Ein verlängertes Kindergartenjahr
    Schulpflichtig sind nur solche Kinder, die gemäß der individuellen Vorgaben des zuständigen Bundeslands bis zum gesetzten Stichtag das sechste Lebensjahr vollenden. Alle anderen Kinder, die nach dem Stichtag aber innerhalb des gleichen Jahrgangs geboren sind, werden als so genannte „Kann-Kinder“ behandelt. Sie können eingeschult werden, müssen aber nicht. Für all diese Kinder besteht die Möglichkeit, bei fehlender Schulreife ihnen einfach noch ein weiteres Kindergartenjahr zu „gönnen“.


    3. Vorschulangebot
    Kinder, die vor dem jeweils geltenden Stichtag geboren sind, erreichen zum jeweiligen Einschulungstermin die Schulpflicht, das heißt, sie müssen prinzipiell eingeschult werden, egal ob sie schulreif sind oder nicht. Je nach Bundesland gibt es genau für diese Kinder ein gesondertes Vorschulangebot, insofern sie beim Einschulungstest als „nicht schulreif“ eingestuft wurden. Diese speziellen Förderklassen sind entweder als Klassenstufe 0 in die Regelschule integriert, werden als Vorschulgruppen in Kindergärten platziert oder finden als Schulkindergarten in gesonderten Einrichtungen statt. Das entsprechende Angebot ist über den betreuenden Kinderarzt, das Gesundheitsamt, den Kindergarten oder die zuständige Grundschule zu erfahren.


    4. Integrationshilfe
    Ein gesondertes Vorschulangebot für nicht schulreife Kinder ist zwar eine gute Lösung, jedoch nicht immer in der Praxis zu realisieren. Manche Regionen halten keine entsprechenden Institutionen vor oder aber die Kinder haben als ehemalige Kann-Kinder bereits ein Jahr länger den Kindergarten besucht und würden nun bei Teilnahme am Vorschulangebot einer Einschulung mit acht Jahren entgegen sehen. Für diese Kinder stellt die Integrationshilfe eine geeignete Alternative dar. Integrationshilfe wird bei entsprechenden sozialen Institutionen für schulische Integration in die Wege geleitet und in Kooperation mit der Schule bei den zuständigen Leistungsträgern beantragt. Die Integrationshilfe begleitet nun das Kind zum normalen Schulunterricht, hilft bei der Arbeitsorganisation, motiviert und erklärt und gibt auch außerhalb des Unterrichts Hilfestellung. Auf diese Art können viele der vermeintlich schulunreifen Kinder doch am regelschulischen Unterrichtsangebot teilnehmen.


    5. Förderschule
    Insofern keine der genannten Optionen für ein Kind in Betracht kommt, eine Einschulung jedoch unumgänglich ist, besteht die Möglichkeit des Besuchs einer so genannten Förderschule. Hier können Kinder, die vom regelschulischen Geschehen überfordert wären, im kleinen Rahmen den Einstieg in das Schulleben finden. Spezielle Förderlehrer und Integrationsassistenten helfen beim Überwinden auftretender Hürden und Defizite. Ein späterer Wechsel auf die Regelschule ist für Förderkinder durchaus möglich und häufig praktiziert.


    Welches Angebot nun tatsächlich zur Verfügung steht und für das jeweilige Kind geeignet erscheint, sollte im besten Fall direkt vor Ort mit dem zuständigen Mitarbeiter des Gesundheitsamts besprochen werden. Außerdem stehen Kinderärzte und Grundschulleiter als professionelle Ansprechpartner zur Verfügung.


    Viele Grüße
    Tanja

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