Unpünktlichkeit

  • Hallo,
    da bin ich mal wieder mit einem Thema :D


    Ich kann der Kleinen irgendwie nicht klar machen, dass sie auf die Zeit achten muss.
    Sie trödelt auf dem Schulweg herum, wenn sie bei einer Freundin ist, achtet sie nicht auf die Zeit, wenn sie allein draußen spielt, sowieso nicht ...


    Ich habe so ziemlich alles versucht, um ihr klarzumachen, dass es darum geht, dass wir uns Sorgen machen, wenn sie zu spät kommt. Es könnte schließlich einen Grund geben, warum sie aufgehalten wird - und das könnte auch mal was Schlimmes sein.
    Sie hört zu, sagt, dass sie das versteht, und kommt am nächsten Tag wieder zu spät.


    Ich habe versucht, sie mit Belohnungen zu locken. Wenn sie pünktlich ist, bekommt sie dies oder das oder darf dieses oder jenes machen.
    Sie freut sich dann darauf, kommt aber am nächsten Tag wieder zu spät.


    Sie sagt, sie träumt so vor sich hin und spielt und dann vergisst sie eben alles.


    Was könnte ich noch machen, damit sie lernt, pünktlich zu sein?

  • Hallo Tecret,

    Sie sagt, sie träumt so vor sich hin und spielt und dann vergisst sie eben alles.


    ich vermute, dass das genau der Grund für ihre Unpünktlichkeit ist. Ich denke auch, dass sie, wie sie sagt, wirklich versteht, dass Sie sich Sorgen machen, dieses Verständnis aber nicht in Handlung umsetzen kann, vor allem nicht, wenn ein ganzer Tag dazwischen liegt. Das ist keine Böswilligkeit oder Ignoranz.


    Der Tag der Kinder in dem Alter teilt sich noch nicht in Zeitabschnitte ein wie bei uns Erwachsenen, sondern in Erlebnisabschnitte und diese sind nicht zeitlich begrenzt, sondern durch Lust und Unlust. Das Spiel dauert so lange, wie ich Lust habe, der Weg dauert so lange, wie ich etwas zu bestaunen habe.


    Gerade sehr fantasievollen Kindern, die sich leicht von allen möglichen Reizen ablenken lassen und begeisterungsfähig sind, fällt es schwer, sich an vorgegebene Zeiten zu halten und eine Handlung konsequent in (aus Sicht von Erwachsenen) angemessener Zeit zu erledigen wie z.B. eine bestimmte Strecke zu gehen. Ein Zeitverständnis entwickelt sich erst ab ca. 8 Jahren.


    Was können Sie tun?


    • Wenn das Mädchen bei einer Freundin spielt, sollten deren Eltern darauf achten, sie rechtzeitig nach Hause zu schicken und im besten Fall Ihnen mitteilen, dass sie jetzt losgeschickt wurde.
    • Wenn sie von der Schule nach Hause kommt, könnten Sie ihr entgegengehen. Sie wird dann durch Ihr Auftauchen daran erinnert, dass sie ja zügig nach Hause kommen sollte und Sie können beobachten, was sie so unterwegs treibt und wodurch sie sich ablenken lässt. Langsam wird die Strecke des Entgegengehens dann immer kürzer.
    • Hat sie eine Armbanduhr und wie gut beherrscht sie das Ablesen der Uhr? Braucht sie da bildliche Unterstützung? (Wenn die Zeiger dort und dort stehen, dann musst Du zu Hause sein!) Auf die Uhr zu schauen auch immer mal wieder üben, wenn sie zu Hause ist.
    • In zeitlichen Abschnitten zu denken, können Sie auch zu Hause trainieren, in dem Sie immer wieder verdeutlichen, dass sich der Tag eben nicht nur in lustgesteuerte Erlebnisabschnitte einteilen lässt. Das bedeutet natürlich nicht, dass sie den ganzen Tag mit Terminen verplanen sollen. Das Mädchen braucht auch Zeiten in denen es (ohne Termindruck) einfach spielen und träumen darf. Es gibt aber auch Zeiten, in denen die Uhr eine Rolle spielt. Sie können z.B. sagen: "In 15 Minuten müssen wir los. Dieses Spiel noch anzufangen, lohnt sich nicht. Du kannst noch dieses Buch durchblättern, das schaffst Du in der Zeit" oder "In 20 Minuten wollen wir essen. Du kannst noch 10 Minuten spielen, dann musst Du anfangen einzuräumen." Und dann in 10 Minuten wieder erinnern. Das Mädchen lernt auf diese Weise, ein Zeitgefühl zu entwickeln und versteht, dass auch Spiel durch Zeit begrenzt wird.


    Viel Erfolg wünscht


    Anne

  • Hallo Tecret,
    ich verstehe Sie sehr gut mit Ihrer Sorge, wenn die Kleine "mal wieder" zu spät nach Hause kommt. Dennoch mußte ich freudig lächeln, als ich Ihren Beitrag gelesen habe.
    Lassen wir doch Ihre Sorgen für einen kurzen Moment außen vor und betrachten nur dieses spielende Kind, das staunend durch die Welt geht:
    Kinder leben das, was wir größtenteils verloren haben. Sie leben absolut im Jetzt, in der absoluten Gegenwart. Kinder sind gegenwärtig und bewusst, in dem, was sie tun. Die Kleine spielt und widmet ihre gesamte Aufmerksamkeit diesem Spiel und genau deshalb vergisst sie die Zeit, weil Zeit in diesem wunderbaren Zustand einfach nicht mehr existiert und keine Rolle mehr spielt. Wie relativ Zeit ist, kennen wir selbst auch, wenn wir etwas sehr Schönes erleben und dabei den Moment genießen. Plötzlich ist die Zeit regelrecht verflogen, wenn wir dann wieder auf die Uhr schauen.


    Es ist eine Sache, dass Sie sich verständlicherweise Sorgen machen, wenn die Kleine unpünktlich ist. Aber es ist wunderbar, dass das Mädchen so im Moment leben kann.


    Ich wäre vorsichtig mit dem Anerziehen eines "Zeitgefühls". Denn es ist nicht alles gut daran und tut uns vor allem nicht gut, wenn wir uns zu sehr von der Zeit regieren lassen, denn damit verlieren wir die Gabe, im Jetzt zu sein und all unsere Aufmerksamkeit dem Augenblick zu schenken.


    Annes Vorschlag, die Eltern der Freundin zu Hilfe zu bitten, dass diese die Kleine zu einer bestimmten Zeit nach Hause schicken, finde ich gut. Die Frage, die sich mir stellt, ist dennoch: Wie kann ein guter Mittelweg gefunden werden, dass die Kleine dennoch ihren Freiraum dieses "einfach Seins" ein Stück weit dennoch leben kann und darf?!
    Wenn wir selbst etwas sehr Schönes erleben und dabei die Zeit vergessen, wenn dann die Zeit in den Momenten absolut irrelevant wird, dann ist das doch, Hand aufs Herz, ein unbeschreibliches Erlebnis, oder? Und es hat etwas sehr Befreiendes, etwas sehr Wohltuendes. Zumindest sind das meine Erfahrungen.


    Ich wünsche Ihnen viel Kreatvität und Verständnis dafür, einen guten Mittelweg mit der Kleinen zu finden.
    Alles Gute -
    wünscht Klara

  • Tja, nun ja, an sich mache ich das alles. ^^
    Sie wird nicht bestraft, wenn sie zu spät kommt, weil mir bewusst ist, dass sie es nicht absichtlich macht und sich auch jedes Mal fest vornimmt, diesmal nicht zu trödeln.
    Sie kann die Uhr lesen und kann auch mit Sätzen wie: "In 15 Minuten müssen wir los", was anfangen.
    Sie wird von anderen Eltern rechtzeitig losgeschickt.


    Aber sie kommt eben trotzdem nie pünktlich an.
    Das Blöde an der Sache ist halt: Auf der einen Seite sagt man sich, dass sie bloß spielt. Das ist immer so, sie träumt eben vor sich hin. Aber auf der anderen Seite wird man den Gedanken nicht los, dass sie eben doch mal aus anderen Gründen zu spät kommen könnte.


    Das ist so ein bisschen wie die Geschichte mit dem Wolf.
    (Wer sie nicht kennt: Ein Junge versetzt eine Dorfgemeinschaft regelmäßig in Angst und Schrecken, indem er behauptet, im Wald einen großen, bösen Wolf gesehen zu haben. Da dies aber nie der Wahrheit entspricht, glaubt man ihm irgendwann nicht mehr, auch nicht, als er zum ersten Mal tatsächlich die Wahrheit sagt.)
    Das ist zwar eine Geschichte zum Thema: Wer zu oft lügt, dem glaubt man nicht, aber so ein bisschen passt es hier eben auch: Wenn man aufhört, sich Sorgen zu machen, passiert vielleicht doch mal was.


    Klar, ich könnte sie überall hinbringen, aber wie lange soll das gehen? Bis sie nicht mehr vor sich hin träumt? Eine gewisse Selbstständigkeit sollte sie ja schon lernen.


    Gibt es vielleicht eine Uhr, die man so einstellen kann, dass sie alle fünf Minuten piept? :D

  • Hallo Tecret,

    Klar, ich könnte sie überall hinbringen, aber wie lange soll das gehen? Bis sie nicht mehr vor sich hin träumt? Eine gewisse Selbstständigkeit sollte sie ja schon lernen.


    das denke ich auch. Wir können Kinder leider nicht vor allen Gefahren des Lebens beschützen. Wir können Ihnen aber vermitteln, wie man sich vor Gefahren schützt. Eine ständige Begleitung aus Sorge, es könnte etwas passieren führt dazu, dass Kinder ängstlich und abhängig werden.


    Die Frage, die sich mir allerdings noch stellt, ist, ob das Träumen denn auch die Konzentration auf den Verkehr trübt oder ob sie sich trotzdem sicher auf ihrem Schulweg (und sonstigen Wegen) bewegt. Das könnten Sie herausfinden, wenn Sie sie einmal auf Ihrem Weg beobachten (wird übrigens auch von der Polizei empfohlen!).


    Geht sie eigentlich alleine, oder besteht die Möglichkeit mit anderen Kindern (möglicherweise auch älteren Kindern) zu gehen, zumindest was den Schulweg anbelangt? Dadurch würde sie vielleicht mit den anderen mitgezogen werden und weniger bummeln und es würde die Sicherheit erhöhen.


    In der Erziehung von Kindern gibt es immer diese Gradwanderung: Wie viel Freiheit und Selbständigkeit räume ich meinem Kind ein und in wie weit steht die Sicherheit im Vordergrund bzw. in welchen Bereichen kann ich meinem Kind schon vertrauen und in welchen Bereichen muss ich noch begleiten, unterstützen und kontrollieren? Freiheit und Selbständigkeit bedeutet immer auch ein Stück weit Sorge!


    Da gibt es kein richtig und kein falsch, sondern muss von jedem Erziehenden individuell entschieden werden.


    Ich wünsche Ihnen, dass Sie für sich einen guten Weg bei dieser Gradwanderung finden!


    Anne

  • Hallo Tecret,


    meines Wissens gibt es Armbanduhren mit integriertem Wecker. Und es wäre auch eine Überlegung, ob ein günstiges Handy (da kann man ja mehrere Weckzeiten einstellen ;) ) auch etwas wäre?! So könnten Sie sie zur Not auch anrufen und fragen, wo sie steckt.

  • Die Frage, die sich mir allerdings noch stellt, ist, ob das Träumen denn auch die Konzentration auf den Verkehr trübt oder ob sie sich trotzdem sicher auf ihrem Schulweg (und sonstigen Wegen) bewegt. Das könnten Sie herausfinden, wenn Sie sie einmal auf Ihrem Weg beobachten (wird übrigens auch von der Polizei empfohlen!).

    Das klappt an sich ganz gut. Es sind auch alles recht ruhige Wege. Also nicht gerade entlang einer Schnellstraße, sondern recht dörflich. Allerdings gibt es da auch einige Ecken, die nicht ganz gefahrlos sind. Sie bleibt aber immer auf den Gehwegen und unternimmt keine blödsinnigen Aktionen. Wenn sie mal eine Straße überqueren muss, ist sie auch sehr aufmerksam.
    Sie bleibt einfach bei allem hängen. Ein Blumenbeet, ein Hof mit Pferden, die Katze aus Haus XY, Steine ...

    Geht sie eigentlich alleine, oder besteht die Möglichkeit mit anderen Kindern (möglicherweise auch älteren Kindern) zu gehen, zumindest was den Schulweg anbelangt? Dadurch würde sie vielleicht mit den anderen mitgezogen werden und weniger bummeln und es würde die Sicherheit erhöhen.

    Meistens geht sie allein. So viele Kinder wohnen hier nicht, jedenfalls keine, die in unsere Richtung müssten. So ab der Hälfte des Schulwegs sind auch andere Kinder dabei. Die lenken sich dann gegenseitig ab. :D

  • Hallo Tecret,


    meines Wissens gibt es Armbanduhren mit integriertem Wecker. Und es wäre auch eine Überlegung, ob ein günstiges Handy (da kann man ja mehrere Weckzeiten einstellen ;) ) auch etwas wäre?! So könnten Sie sie zur Not auch anrufen und fragen, wo sie steckt.

    Sie dauernd anrufen und damit kontrollieren, will ich natürlich nicht, aber wegen der Weckzeiten sollte ich tatsächlich mal drüber nachdenken. Einfach als Lerneffekt für sie selbst, damit sie sich daran erinnert, nicht trödeln zu wollen.
    Denn so richtig glücklich darüber, dass sie immerzu die Zeit vergisst, ist sie auch nicht. Sie verpasst dadurc oft etwas, was ihr an sich auch wichtig war.

  • Hallo Tecret,

    So ab der Hälfte des Schulwegs sind auch andere Kinder dabei. Die lenken sich dann gegenseitig ab. :D


    naja, o.k., das kann natürlich auch passieren :whistling: !


    Aber zumindest reduziert dies mögliche Gefahren für das Mädchen.


    Anne

  • Die Kleine scheint ja eine richtige Träumerin zu sein. Süß. :)
    Aber klar, ich versteh auch das man sich dann dauernd sorgen macht, weils irgednwann auch wirklich mal anders sein kann. Lena hatte auch mal so eine Zeit, in der man sich dauernd gefragt hat, wo das Kind ist und was es macht.
    Das mit dem Handy ist da wohl gar nicht so schlecht. Ich hatte das ja hier auch mal als Thema und find es an sich nicht so gut, wenn die Kleinen schon so früh eins haben, aber wenn man als zur Sicherheit einsetzt, ist es schon was andres.


    Nun muss sie natürlich nur noch dran denken, es in der Schule auszuschalten und hinterher wieder einzuschalten. :D Aber da kann man sicher mit den Lehrern reden.

  • Hallo Tecret,
    wie kam denn Ihr Ostergeschenk an? Was hat die Kleine dazu gesagt, nun einen tragbaren Erinnerungswecker Iihr Eigen zu nennen?
    Ich bin mir sicher, dass Sie eine gemeinsame gute Strategie entwickeln werden, wie sie Pünktlichkeit und damit ja auch Zuverlässigkeit mit genügend Freiheit zum Träumen unter einen Hut bringen!
    Ich wünsche Ihnen schöne Feiertage!

  • Hallo Tecret,
    wie kam denn Ihr Ostergeschenk an? Was hat die Kleine dazu gesagt, nun einen tragbaren Erinnerungswecker Iihr Eigen zu nennen?
    Ich bin mir sicher, dass Sie eine gemeinsame gute Strategie entwickeln werden, wie sie Pünktlichkeit und damit ja auch Zuverlässigkeit mit genügend Freiheit zum Träumen unter einen Hut bringen!
    Ich wünsche Ihnen schöne Feiertage!


    Sie findet das ganz cool, zumal ja die meisten Kinder heutzutage schon ein Handy haben. Finde ich ja eigentlich nicht so gut, aber das Ding kann so gut wie nichts. Es ist nicht internetfähig, kann keine Bilder machen und hat nur eine Prepaidkarte.
    Heute haben wir es das erste Mal ausprobiert - und sie kam gerade halbwegs pünktlich nach Hause.
    Mal schauen, ob es auch langfristig funktioniert. ;)

  • Hallo Tecret,


    das ist doch ein schöner Anfang :thumbup: .


    Sollte sie sich wieder verspäten, können Sie sie dann zukünftig ja auch anrufen, wenn Sie anfangen, sich Sorgen zu machen. Das wäre dann für Sie vielleicht eine Beruhigung. (Man muss als Elternteil nur aufpassen, dass man die Kinder nicht mit Anrufen "terrorisiert", denn auch für Eltern kann so ein Handy bei den Kindern verlockend sein, um sie zu "überwachen". :whistling: )


    Ich kann gut nachvollziehen, dass Sie es nicht gut finden, wenn Kinder in dem Alter schon ein Handy haben. Mit dem Gerät, das Sie gewählt haben, ist aber ein guter Kompromiss gefunden, wie ich finde. Und es kommt bei allen technischen Neuerungen eben immer auch darauf an, wie man damit umgeht. Bestimme ICH wie ich die Technik für meine Bedarfe nutzen will und kann, oder lasse ich meine Bedarfe VON DER TECHNIK bestimmen.


    Ich bin mir sicher, Sie werden einen guten Weg finden!


    Viel Spaß beim weiteren Ausprobieren!


    Anne

  • Hallo Tecret,
    das klingt doch richtig gut!
    Ich wünsche ebenfalls viel Spaß beim weiteren Ausprobieren und Pünktlichkeit üben.
    Da die Kleine das Handy echt "cool" findet, steht ja dem mit Freude mehr Pünktlichkeit lernen nichts im Wege. ;)


    Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute!

  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 3.650 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstellen Sie ggf. ein neues Thema.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!