• Guten Abend,
    mein Sohn (fast 9), hat, ich nenn es mal Zwänge.
    Beispiel:
    Sein Freund hat einen Welpen bekommen. Wir haben auch einen Hund,
    dieser ist 1 Jahr alt. Nun hat mein Sohn ständig die Gedanken, dass das nicht sein darf, dass sein Freund einen jüngeren Hund hat wie er.
    Es geht bis zu: der Welpe ist ja doof, die Rasse ist gefährlich, die werden keine Freude mit dem Hund haben usw..( er muss mehrfach am Tag daran denken, und es lässt ihn erst nach langen Gesprächen wieder los). So ist das mit vielen Dingen so. Sobald einer seiner Freunde etwas hat, was er bis jetzt als einziger hat, z.B. einen bestimmten Roller, steigert er sich extrem da rein. Manchmal wird er auch so wütend, und sagt, ich mache denen (Freunde) alles kaputt.
    Er geht auch ungern zu anderen spielen, er will nur, dass die Freunde zu ihm kommen. Dann kann er nur teilen, wenn es etwas mindestens 2 x gibt, etwas abgeben, was ihm selber wichtig ist, ist undenkbar. Ich habe immer gedacht, es wäre normale Entwicklung, aber er steigert sich da so rein, es ist extrem und belastend, auch für Ihn.
    Dazu muss ich noch erzählen, dass er vor einem halben Jahr seinen Vater verloren hat. Aber diese Probleme waren vorher schon da, vielleicht nicht so stark. Stimmt es, dass die Kinder bei einem großen Verlust einen Entwicklungsrückschritt machen?
    Ich Danke herzlich.

  • Hallo! :)


    Zwangshandlungen/-gedanken können bereits im Kindesalter auftreten, aber werden oftmals als "normale Entwicklung" weggewischt. Bei Erwachsenen, die mit Zwangsstörungen zu kämpfen haben, zeigten sich Symptome meist schon in der Kindheit...


    Deinen Gedankengang finde ich so falsch also nicht. (Das heißt nicht, dass er tatsächlich unter Zwängen leidet, aber ich würde es nicht per se ausschließen und evtl. auch abklären lassen)


    Entscheidend ist bei solchen Dingen in erster Linie ein Leidensdruck. Sei es beim Kind oder bei seinem Umfeld. Wenn das Verhalten/die Gedanken mit starkem Leidensdruck verbunden sind, sollten sie absolut ernst genommen werden.


    Auffällig ist natürlich, dass es um Vergleiche/Verluste geht. Nach dem Tod des Vaters ganz besonders... Ist der Junge in psychologischer Betreuung? (Wäre beim Verlust eines Elternteiles angezeigt, so er sich drauf einlassen kann).


    Die Vergleichssituation (Hund zB) spricht meiner Meinung nach eventuell (frei interpretiert) für eine Problematik mit dem Selbstwert. Wie ist es um diesen bei ihm bestellt? Ist er ein unsicheres Kind?


    Das vermeintliche "nicht teilen können" würde ich anders interpretieren. Wenn es ihm nicht wichtig ist oder wenn er etwas in doppelter Ausführung hat, hat er ja kein Problem zu teilen. Bei mir kommt - zwischen deinen Zeilen - hier deutliche Verlustangst durch. (Und kein egoistisches Verhalten) Gerade auch nach dem Verlust des Papas nicht weiter verwunderlich. Dass ein bereits latent vorhandenes Problem durch ein Trauma verstärkt wird, kommt ganz oft vor.


    ---


    Ich würde in dem Fall (allein schon wegen des Verlustes) eine therapeutische Unterstützung für sinnvoll erachten. Nachdem recht zwanghafte Denk- und Handlungsweisen vorhanden sind, macht ein verhaltenstherapeutischer Ansatz sicherlich Sinn!


    Zur Bearbeitung des Verlustes alleine kann auch - gerade bei Kindern - der Ansatz "Psychodrama" gut helfen. Hier wird viel "ausagiert".


    Alles Liebe dir! :) Und melde dich, wenn du Fragen hast oder Hilfe brauchst. Ich habe meinen Vater ebenfalls recht früh verloren. Das begleitet einen das ganze Leben lang! :(

  • Herzlichen Dank, das hat mir sehr geholfen. Ich werde euren Rat befolgen.
    Heute war wieder so eine Situation. Das Ende war leider, dass mein Sohn seinen Freund
    geschlagen hat.
    Ich war auch schon mal beim Kinderpsychologen, kurz nach dem Tod von meinem
    Mann, dieser sagte mir aber nur, dass das Kind diese Situation so verarbeiten wird, wie ich es
    schaffe damit umzugehen.
    Ja, er hat ein Problem mit Selbstbewusstsein. Mein Junge ist auch mit 5 eingeschult worden und körperlich klein. Deshalb denke ich, er hat mit vielen Dingen zu kämpfen, heute sagte er mir, dass er versucht seinen Papa zu ersetzten. Wir brauchen Hilfe.
    Nochmal vielen Dank.
    Schönen Gruß

  • Die Aussage des Kinderpsychologen finde ich schwierig. Kinder trauern anders als Erwachsene... Dafür muss Platz sein...


    Ich würde mir (auch unabhängig von dem zwanghaften Gedanken/Verhalten) therapeutische Hilfe für das Kind suchen, weil ich denke, dass es das nach dem Tod eines Elternteils unbedingt braucht. Das ist ein viel zu großer Verlust, um ihn "allein" aufzufangen. Vor allem, weil du selbst ja auch betroffen bist...


    Leider wird das bei Todesfällen, die Kinder direkt betreffen (Eltern, Großeltern, Geschwister,...) viel zu wenig bedacht und gemacht. Kinder laufen in ihrer Trauer irgendwie immer so ein bisschen mit. Das ist schlecht...



    Alles Gute euch! :)

  • Vielleicht gibt es bei dir ja die Caritas oder sowas?! Da kann man sich auch kostenlos Hilfe holen, das sind Experten auf ihren Gebieten, für Gespräche mit Erwachsenen und Kindern egal welches Alter. Bei ganz kleinen wird das spielerisch gemacht mit malen und so. Schau mal bei Dr Google was es da bei dir so gibt.

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