Kindermund ...

  • Und gleich das nächste Problem ;)


    Gestern war der Vater meines Lebensgefährten zu Besuch, also der Opa der Kleinen. Sie mag ihn ohnehin nicht besonders, aber gestern war sie richtig frech. 8|
    Als er sie zur Begrüßung umarmen wollte, weigerte sie sich.
    Der Opa fragte sie nach dem Grund und sie: "Weil du stinkst!"


    Ahem, sie hat natürlich recht. Er raucht Zigarren und ist auch sonst nicht sonderlich ... nun ja ... reinlich.


    Aber das Problem ist jetzt natürlich trotzdem da. Der Opa ist beleidigt, die Kleine trotzig, wenn man sie darauf anspricht. "Der soll bloß wegbleiben! Der ist doof!"


    Okay, besonders unterhaltsam ist er auch nicht ... Für ein Kind schon mal gleich gar nicht.
    Dennoch wird es den Familienfrieden ziemlich stören, würde ich mal sagen.


    Wie kann man da am besten vermitteln?

  • Erklär dem Kind doch ganz einfach warum der Opa so richt (Zigaretten) und sag ihr das sie den Opa dennoch gern haben soll bzw. versuchen soll ihn gern zu haben. Erklär ihr er hätte sie auch lieb und der Opa sei gekränkt durch ihren Einwurf.
    Auch wenn es ein kleines Kind ist wird sie das verstehen. Und der Opa versteht es sicher auch!

  • Hallo Tecret,


    ich kann mir gut vorstellen, dass das eine unschöne Situation war (um es mal milde auszudrücken!).
    Aus meiner Sicht haben Kinder allerdings absolut das Recht, sich dagegen zu verwehren, von Personen in den Arm genommen zu werden, wenn sie dies nicht möchten - auch gegenüber Familienangehörigen :!: .
    Die Art, dies zu vermitteln, könnte wohl etwas verfeinert werden.

    Erklär ihr er hätte sie auch lieb und der Opa sei gekränkt durch ihren Einwurf.

    Der Vorschlag von triene89 könnte da vielleicht eine ganz sinnvolle Einleitung für ein Gespräch über das Thema "Höflichkeit" sein. Kindermund tut zwar oftmals Wahrheit kund, dies bedeutet aber nicht, dass man in dieser Gesellschaft gut zurecht kommt, wenn man seine Meinung stets unverblümt äußert. (Das mag man nun gut oder schlecht finden!) In der Schule wird sie den Lehrern auch nicht immer ehrlich und direkt sagen können, was sie gerade denkt. Deshalb kann dies ein willkommener Anlass sein, mit ihr darüber zu sprechen, wie man negatives formuliert ohne andere damit zu verletzen.


    Dem Opa des Mädchens sollte im besten Fall Ihr Lebensgefährte erklären, dass er respektieren soll, wenn das Mädchen nicht umarmt werden möchte, egal welche Gründe es dafür gibt. Sie sollten ihm aber auch erklären, dass die Art und Weise des Kindes aus Ihrer Sicht nicht in Ordnung war und Sie mit dem Mädchen darüber sprechen werden (wenn das denn so ist?!). Dann fühlt er sich vielleicht nicht ganz so sehr ins Abseits gedrängt.


    Gutes Gelingen wünscht


    Anne

  • Ich sehe es ähnlich wie Anne.
    Ungünstig ist nur das man als Elternteil immer ein wenig unverstanden gegenüber den Großeltern oder anderen da steht.
    Aber warum soll man da noch was erklären. immerhin haben die selbst Kinder gehabt und die waren doch nicht anders.
    :D Vielleicht findet sich ja auch eine Story von dir selbst die in eine ähnliche Richtung ging.


    Außerdem solltest du den Willen deiner Tochter respektieren, ihr aber eben auch nahe bringen das Höflichkeit gegenüber manchen Personen oder in bestimmten Situationen unabdingbar ist.

  • Erklär dem Kind doch ganz einfach warum der Opa so richt (Zigaretten) und sag ihr das sie den Opa dennoch gern haben soll bzw. versuchen soll ihn gern zu haben. Erklär ihr er hätte sie auch lieb und der Opa sei gekränkt durch ihren Einwurf.
    Auch wenn es ein kleines Kind ist wird sie das verstehen. Und der Opa versteht es sicher auch!

    Na ja, man kann ihr schlecht sagen, dass sie den Opa gern haben soll, finde ich.
    Wenn sie ihn nicht mag, mag sie ihn eben nicht. Ich denke, es ist auch ziemlich egal, ob das nun der Opa ist oder nicht.


    Aber die Höflichkeit ist natürlich ein Punkt.
    Ich hab's jetzt mit "stell dir mal vor, jemand würde so was zu dir sagen" versucht.
    "Iiiiiiih, die mag ich nicht, die ist doof / die stinkt / die macht sich immer in die Hose ..."
    Kind: "Ich mach mir doch nicht in die Hose!"
    Ich: "Das sagt derjenige aber einfach. Wie würdest du das finden?"
    Okay, das fand sie dann nicht so gut. Aber den Opa mag sie trotzdem nicht.
    Okay, aber sie könnte ja zumindest höflich zu ihm sein. Damit er sich nicht so schlimm fühlt, wie sie sich fühlen würde, wenn jemand was Schlimmes zu ihr sagt, sei es nun die Wahrheit oder nicht.
    Sie hat dann versprochen, in Zukunft netter zu sein. Mal gucken, ob es klappt.


    Mein Lebensgefährte hat dem Opa in der Zwischenzeit erklärt, dass die Kleine halt den Zigarrengeruch nicht mag. Er hat dann versprochen, sich umzuziehen, ehe er zu Besuch kommt. (Ich hoffe, er badet dann auch mal.) Mal gucken, ob das auch klappt. ;)

  • Hallo Tecret,

    Na ja, man kann ihr schlecht sagen, dass sie den Opa gern haben soll, finde ich.
    Wenn sie ihn nicht mag, mag sie ihn eben nicht. Ich denke, es ist auch ziemlich egal, ob das nun der Opa ist oder nicht.

    jemanden zu mögen oder nicht zu mögen hat ja etwas mit Gefühlen zu tun - und die lassen sich bekanntlich nicht durch den Verstand beeinflussen. Man kann ein Gefühl nicht erzwingen oder abschaffen. Was sich beeinflussen lässt, ist lediglich der Umgang mit Gefühlen. Wenn ich Angst habe, habe ich Angst. Ich kann mich dann entscheiden, ob die Angst über mein Handeln bestimmt oder ich über die Angst, aber die Angst bleibt da.
    Daher gebe ich Ihnen recht, dass sie nicht von dem Kind erwarten können, dass es den Opa mag, wenn es das nun mal nicht tut. Den Opa als Familienmitglied zu akzeptieren und respektvoll und höflich zu behandeln, sollte man dagegen schon von dem Mädchen erwarten, aber da sind Sie ja offenbar auch schon auf einem guten Weg dahin...


    Sie hat dann versprochen, in Zukunft netter zu sein. Mal gucken, ob es klappt.

    Er hat dann versprochen, sich umzuziehen, ehe er zu Besuch kommt. (Ich hoffe, er badet dann auch mal.) Mal gucken, ob das auch klappt. ;)

    Da scheint der Familienfrieden ja wieder hergestellt zu sein, oder?


    Anne

  • Hallo Tecret,


    ich finde es sehr gut, dass Sie sich mit dieser Thematik an das Forum wenden.
    Ihre Beiträge und Fragen bereichern das Forum meiner Ansicht nach sehr.


    Aber nun zum Thema:
    Ehrlichkeit ist ein hohes Gut und erfordert oftmals eine Menge Mut. Das traut sich nicht jeder.
    Dennoch stellt sich natürlich auch die Frage, wann unverblümte Ehrlichkeit angemessen ist und wann eher nicht.
    Es ist ein Balanceakt, eine gute Mischung zwischen Ehrlichkeit und Höflichkeit zu schaffen und zu leben.
    Über die Direktheit des Mädchens mußte ich schmunzeln. Es ist im Grunde einfach herrlich, wie direkt und ehrlich Kinder sind und einfach nicht zensieren, was und wie sie wahrnehmen und empfinden.

    Daher gebe ich Ihnen recht, dass sie nicht von dem Kind erwarten können, dass es den Opa mag, wenn es das nun mal nicht tut. Den Opa als Familienmitglied zu akzeptieren und respektvoll und höflich zu behandeln, sollte man dagegen schon von dem Mädchen erwarten,

    Ich denke auch, dass Sie nicht erwarten können und auch nicht erwarten dürfen, dass das Mädchen ihren Opa schlichtweg mögen muss - weil er eben der Opa ist. Das läßt sich einfach nicht erzwingen und darf auch nicht erzwungen werden, denn wir empfinden alle ganz subjetkiv und individuell. Sympathie und Antipathie gibt es nunmal und das ist auch gut so. Wir Erwachsenen unterdrücken solche Empfindungen leider oftmals, obwohl uns solche Gefühle des Mögens und Nicht-mögens eigentlich wichtige Hinweise geben und uns in der Regel nicht trügen.


    Nun gut.
    Ich denke, es ist wichtig, sich mit dem Mädchen über das Thema "Höflichkeit" und "Respekt" zu unterhalten und sich mit diesen zwei großen Themen auseinander zu setzen.
    Wenn das Mädchen sagt "Der Opa stinkt" und meint damit den Zigarrenrauch, dann stellt sich außerdem die Frage, mit dem Mädchen zu üben, sich klar auszudrücken. So wird dann aus einem "Du stinkst" ein konkretes "Du riechst nach Rauch. Das mag ich nicht."
    Und schon ist die Höflichkeit gewahrt, aber die Ehrlichkeit und Offenheit darf erhalten bleiben.


    Wichtig finde ich allgemein, dass Kinder lernen, höflich zu sein - aber eben nicht um jeden Preis.
    Dass heißt zum Beispiel, dass Sie nicht erwarten sollten, dass sich das Mädchen aus Höflichkeit vom Opa umarmen lassen muss oder ihn gar auf die Wange küssen soll. Hier müssen, so sehe ich das, die Grenzen des Mädchens akzeptiert und respektiert werden.


    Ein Leitgedanke kann beim Höflichkeit lernen und üben sein: "Was du nicht willst, das man dir tu oder sagt, das füg auch keinem anderen zu." Sprich: Jeder Mensch soll mit Respekt behandelt werden. Jeder Mensch verdient Respekt.
    Damit wird dann auch klar, dass negativ besetzte Worte wie stinken, häßlich sein, doof, blöd oder dumm sein usw. dem anderen weh tun, ihn verletzen.


    Gehen Sie mit Leichtigkeit an diese Themen heran, bewahren Sie sich ihren Humor - und vertrauen Sie auf Ihr Gefühl!
    Ich bin gespannt, wie diese Geschichte weiter geht. ;)


    Alles Gute!

  • Da scheint der Familienfrieden ja wieder hergestellt zu sein, oder?

    Na ja, nicht so ganz. ;) Läuft letztlich auf Höflichkeit und eine enttäuschte Hoffnung hinaus. Das wird keine der beiden Seiten dauerhaft glücklich machen. Aber das gehört zum Leben wohl einfach dazu. Man muss wohl versuchen, das so zu steuern, dass man bestimmte Situationen vermeidet. Also etwa Opa an einem Weihnachtsfeiertag besuchen, aber auf keinen Fall zu Heilig Abend einladen. Es wäre einfach zu viel verlangt, dass die Kleine an so einem Tag die ganze Zeit höflich ist, während der Opa sich zurückzuhalten hat. Denn wie gesagt: Ihre Abneigung bezieht sich nicht bloß auf den Geruch. Sie mag ihn ganz generell nicht. Bei ihrem Geburtstag und bei der Einschulung hatten wir das auch schon so gesteuert, also immer extra, nicht mittendrin dabei. Das verdirbt ihr bloß den Tag - und ihm dann letztlich auch.

  • Hallo Tecret,


    wenn ich Ihre neueste Antwort lese, überkommt mich selbst ein Gefühl von leichter Traurigkeit, der Gedanke "schade", ein leises Bedauern. Und doch geht es mir letztlich wie Ihnen selbst:

    Das wird keine der beiden Seiten dauerhaft glücklich machen. Aber das gehört zum Leben wohl einfach dazu.

    Es ist eine Illusion, dass alles im Leben harmonisch verlaufen kann und muss. Reibung und Konflikte gehören einfach dazu - und genau die schwierigeren, unangenehmeren Situationen und Begebenheiten sind es doch, die uns wachsen lassen, die uns die Möglichkeit bieten, uns weiter zu entwickeln und zu lernen.
    Warum? Weil uns diese Situationen und Ereignisse fordern und letztlich stets auch fördern, uns auffordern, dazu zu lernen, neue Handlungs- und Denkweisen zu entdecken, neue innere Haltungen auszuprobieren und kennen zu lernen.


    Nicht alles läuft glatt und reibungslos. Sicher wäre es schön und wünschenswert, wenn die Problematik mit dem Opa nicht bestehen würde.


    Aber ja, sowas gehört einfach auch zum Leben dazu!


    Und vielleicht geht es dabei nicht allein um die Höflichkeit und den gegenseitigen Respekt, sondern auch um eine gewisse innere Gelassenheit, um Akzeptanz und ja,
    um den Willen und Wunsch, das Beste aus der Situation zu machen, ohne etwas zu erzwingen.

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