keine/wenig Mitarbeit und Konzentration in der Schule - 1. Klasse

  • Hallo,


    ich hätte nie gedacht, dass ich jetzt nochmal mit ähnlichem Thema hier schreibe...
    Mittlerweile ist mein Großer in der 4. Klasse und macht sich recht gut, schreibt auch gute Noten und hat sich an sich sehr weiterentwickelt - auch wenn er nach wie vor ein Chaot und Träumer ist ^^
    Nun ist mein zweiter Sohn auch zur Schule gekommen letzten Sommer. Hier zeigt sich jetzt ein ähnliches aber auch irgendwie ganz anderes Bild. Er ist schlagfertig, sehr sozial im Klassenverband und wohl sehr beliebt....aber...er ist total zappelig, saß in den ersten Monaten auch mal unter statt am Tisch, schaut ständig, was alle anderen machen und kommt vor lauter nicht dazu, selbst zu arbeiten. Fazit daraus - er ist immer deutlich langsamer als alle anderen und muss zu Hause viel nacharbeiten. Am Intellekt scheint es nicht zu liegen. Die Proben und Tests sind gut. Aber er kann sich nicht konzentrieren, schweift ständig ab, dann fällt der Stift runter, er kritzelt im Heft herum etc... Sitzplatzwechsel, einzeln sitzen, Gespräche, Rückmeldungs- und Belohnungssysteme fruchten bisher nicht.


    Langsam bin ich an dem Punkt, ihn doch mal evtl. auf eine Aufmerksamkeitsstörung testen zu lassen, denn er selbst leidet offenbar darunter, hat oft Bauchweh in der Schule, so dass ich ihn bereits abholen musste. Wenn wir darüber reden, wo das Bauchweh herkommt, kann er es nicht erklären, schiebt es auch nicht auf die Schule aber er ist insgesamt ein sehr sensibler Typ, der sehr gut die Stimmung anderer Menschen mitbekommt und da sehr feinfühlig drauf ist und ich könnte mir vorstellen, dass die ständigen Ermahnungen, weiterzuarbeiten oder auch Kommentare von Klassenkameraden, die bestimmt kommen, wenn er erst eine Seite und die anderen immer schon 3 oder 4 geschafft haben, ihm sprichwörtlich "auf den Magen schlagen". Selbst wenn er das nicht benennen kann. Sobald ich ihn abgeholt habe, ist alles o.K., auch in den Ferien und am Wochenende hat er nie Bauchweh.


    Er hat eine junge, sehr engagierte Lehrerin, die wirklich alles versucht, auf ihn einzugehen und gemeinsame Lösungen zu finden aber wir sind bisher noch nicht recht weitergekommen. Sie ist, so sagte sie beim letzten Elterngespräch, noch nicht sicher, ob er sich nicht konzentrieren kann oder will, schließt auch eine höhere Begabung/leichte Auffassungsgabe und damit verbundene Langeweile nicht aus...


    Eigentlich hatte ich immer gedacht, warten wir nochmal etwas ab, denn er ist ja auch erst in der ersten Klasse aber irgendwie leidet er ja offensichtlich auch drunter...und unser Familienleben auch, da ich ihn ständig zur Nacharbeit für die Schule anhalten muss und er eigentlich jeden Tag damit zu tun hat.


    Ich weiß nicht recht, wie ich weiter vorgehen soll ?(


    Danke fürs Lesen bis hierhin.


    a79

  • wie alt ist dein Sohn, gehört er zu den " jüngsten" Schülern? Für mich klingt es fast so, das er noch nicht soweit ist, das er doch lieber noch spielen möchte. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, ihn aus der Schule zu nehmen und in die Vorschule schivken ( wenn es sowas bei euch gibt ). Oder lass ihn das Schuljahr wiederholen, er wird reifer sein, vielleicht klappt es dann besser.

  • Er ist mit 6,5 Jahren in die Schule gekommen, also ganz regulär. Im März ist er 7 geworden. Und er langweilt sich definitiv im Kindergarten. Für Vorschule und Schwungübungen etc. hatte er allerdings auch nie was übrig. Dafür baut er stundenlang mit Lego und Kapla, liebt Tiere und Natur und bewegt sich viel - immer schon. Alles ganz schön schwierig.
    Ich kann mir so gar nicht vorstellen, ihn aus der Schule rauszunehmen, auch das zurückstellen stand noch nie im Raum und bei der Schuluntersuchung wurde er als definitiv schulreif eingestuft. Bereits im Vorjahr wurde ich von anderen Eltern immer schon angsprochen, ob mein Sohn schon in die Schule käme, da auch seine meisten Freunde älter waren und in die Schule kamen. Nun ist er so gut in seiner Klasse angekommen und hat da viele Freunde, dass ich ehrlich gesagt nicht glaube, ihm mit der Herausnahme einen Gefallen zu tun. Und das Problem ist ja, dass er die Inhalte alle verstanden hat und kein Kandidat für eine Klassenwiederholung ist - zumindest wurde mir das von der Lehrerin bisher so gespiegelt.


    LG


    a79

  • Als ob du von meinem Kind sprichst. :P Wir haben genau das selbe Problem leider kommt unser Sohn jetzt an den Punkt, dass er durch sein Träumen teilweise nicht mehr hinterher kommt. Wir müssen viel zu hause lernen. Ich bin auch für alle Tipps dankbar. Adhs ist auch schon ausgeschlossen :/

  • Hallo a79,


    mir tut das so richtig leid, was Sie über Ihren Sohn und sein Verhalten in der 1. Klasse schreiben. Ich habe den Eindruck, dass sich die Schule sehr verändert hat, was den Leistungsdruck betrifft. Wenn ich da an meine Schulzeit denke - und damit meine ich die Grundschule - muss ich sagen, dass ich einfach noch viel mehr Kind sein durfte. Ich finde es regelrechten Irrsinn,was man diesen kleinen Menschen, die eben schlicht noch Kinder sind, da schon abverlangt und es wundert mich überhaupt nicht, dass dann sensiblere Kinder ihre liebe Not mit dieser Situation haben. Nun ja, all das schimpfen und kritisieren nützt Ihnen aber natürlich gar nichts. Dennoch finde ich es einfach "hart" und absolut nicht altersgemäß, wenn Kinder in der 1. Klasse bereits mehrere Seiten ohne Pause und am besten noch in Stille in Einzelarbeit bearbeiten sollen. Da wundert es mich nicht, dass Ihr Sohn sich ausklinkt, weil das einfach zu viel ist.


    Wir sind alle nur begrenzt konzentrationsfähig und ein Konzentrieren, wie es in der Schule gefordert wird, ist einfach etwas ganz anderes, als konzentriert zu spielen. Dass da Kinder an ihre Grenzen stoßen, ist absolut menschlich und normal. Ich denke auch, dass dieses Stören und Auffallen Ihres Sohnes nichts mit ADHS oder ADS zu tun hat, sondern dass er einfach kleinschrittiger herangeführt werden muss, sich auf Lernaufgaben zu konzentrieren.


    Wenn die Lehrerin so engagiert und nett und verständnisvoll ist, wäre die Frage, ob sie das Thema "Konzentration lernen" mit ihr ansprechen können. Ich könnte mir vorstellen, dass es sehr hilfreich für alle Kinder in der Klasse wäre, wenn die Konzentrations-/ Lernphasen kürzer gehalten würden und wenn es immer wieder eine kurze Unterbrechung mit einer kleinen Bewegungseinheit gäbe. Das ist inzwischen ja sogar schon reichlich erforscht worden, dass dieses Stillsitzen einfach sehr anstrengend ist und das in jedem Alter.


    Es gibt Lehrer/innen, die inzwischen schon mit kleinen Übungen aus dem Kinderyoga den Unterricht auflockern, um so die Konzentration zu fördern und zu üben. D.h. die Arbeitsphasen werden mit kleinen Bewegungs- und Yogaspieleinheiten unterbrochen, damit sich die Kinder im Anschluss wieder voll und ganz auf ihre Lernaufgaben konzentrieren können.


    Mir geht es ebenso wie Ihnen, was die Bauchschmerzen Ihres sohnes betrifft. Es klingt ganz so, als würde ihm dieser Leistungsdruck so viel Stress verursachen, dass er darauf psychosomatisch reagiert.


    Vielleicht können Sie mit Ihrem Sohn auch nochmals erörtern, was ihn so ablenkt. Ich vermute, dass es um die Zeit geht und er sich einfach noch nicht so lange konzentrieren kann. Vielleicht wäre auch für zu Hause eine Idee, mit ihm Entspannungsübungen auszuprobieren in Form von Traumreisen, Yoga Nidra für Kinder oder auch Kinderyoga. Zu all diesen Themen gibt es viel Literatur und auch CDs.


    Ich bin gespannt, ob Sie mit der Lehrerin sprechen werden. Ich freue mich auf Ihre Antwort.


    Klara

  • Hallo Klara,

    Dennoch finde ich es einfach "hart" und absolut nicht altersgemäß, wenn Kinder in der 1. Klasse bereits mehrere Seiten ohne Pause und am besten noch in Stille in Einzelarbeit bearbeiten sollen. Da wundert es mich nicht, dass Ihr Sohn sich ausklinkt, weil das einfach zu viel ist.

    es ist ja gar nicht so, dass sie mehrere Seiten und ohne Pause diese Seiten bearbeiten. Oft ist es auch eine Gruppenarbeit bzw. Partnerarbeit, es wird gemalt, gelesen etc. Innerhalb einer Woche werden die Seiten zu einem neuen Buchstaben bearbeitet, manchmal dauert es auch ein paar Tage länger. Es sind so 8-10 Seiten pro Buchstabe.
    Wenn ich mir die Seiten so ansehe, würde ich sagen, man kann in einer Schulstunde locker 2-3 davon schaffen, da noch viel mit Bildern gearbeitet, wird - Bilder einkreisen, mit Strichen Satzteile verbinden...sowas in der Art. Für meinen Sohn problematisch ist halt, dass er pro Tag höchstens eine halbe bis eine Seite schafft...ergo bleiben oft zum Wochenende 4-5 Seiten übrig, die er noch machen muss...daher die viele Arbeit.
    Offenbar geht es aber konzentrationstechnisch auch anders - Samstag musste er einen Projekthefter fertig machen - waren sicher 8 Seiten :wacko: ...er hat sich drangesetzt, ich in der Zeit 2,5kg Spargel geschält... - er war eher fertig als ich :love: ...geht also offensichtlich doch.


    In der SChule sagt er, lenken ihn Kinder ab, die laut sind (er ist nun auch nicht der leiseste). Er schaut aber auch bei seinem leise arbeitenden Bruder häufig, was der gerade für Aufgaben macht - obwohl er da gar nicht weiß, worum es geht (der ist ja bereits 4. Klasse).


    Yoga macht er zwar nicht aber er geht zum Karate.
    Ein Gespräch mit der Lehrerin steht sowieso an - wir müssen nur noch einen Termin machen.


    Manuela: Meine Söhne hatten keinerlei Frühförderungsmaßnahmen (wenn man damit Ergo-Logo und sonstige Frühförderung meint...er hatte Krabbelgruppe ganz früher und das wars) - die würde ich aber dennoch nicht per se verteufeln.
    Sie sind beide gerne draußen - ist ja auch ein wichtiger Ausgleich. Am liebsten sitzt mein Jüngster derzeit in unserem Erdberg hinterm Haus und spielt dort mit Steinen irgendwelche Star Wars- Abenteuer nach :rolleyes: ...oder fährt mit seinem Roller die Einfahrt rauf und runter.


    Herzliche Grüße und danke für die Denkanstöße!


    a79

  • Bei uns ist noch gar keine Diagnostik erfolgt. Wie alt ist Dein Kind?

    Mein Sohnist jetzt 7 geworden. Sein großes Problem ist Mathematik. Da in der ersten Klasse teilweise zwischen den Themen hin- und hergesprungen wird kommt er teilweise nicht mehr mit. Er muss plus und minus bis 20 im Kopf schaffen dann in 10er Schritten bis 100 plus und minus jetzt kam mit Geld rechnen dazu und gerade und ungerade Zahlen. In deutsch kommt er gut mit.

  • Mein Kind hat auch viel Ausgleich zur Schule. Er macht einen Sport und ansonsten sind wir viel draußen im Garten. Von der Schule wurde uns nun ans Herz gelegt mit ihm zum Kinder- und Jugendpsychiater zu gehen. Da ist mir fast der Kragen geplatzt.

  • Hallo Anja,


    das kann ich gut verstehen. Ich finde es auch immer schwierig, wenn beim eigenen Kind nach Defiziten gefahndet wird, nur weil niemand eine Idee hat, wie man die Kompetenzen des Kindes zu nutzen vermag.
    Mit meinem Großen war ich bei der Schulpsychologin, weil mit seiner Lehrerin nichts mehr ging. Sie hat ein wenig Diagnostik gemacht, festgestellt, dass er eine leichte Konzentrationsschwäche hat und ihm ein paar Verhaltens- bzw. Arbeitstipps mitgegeben, mit denen wir dann zu Hause weitergearbeitet haben. Das ist nun über ein Jahr her und ich finde, er hat sich echt toll gemacht (auch wenn ihm Schule immer noch oft "am Popo vorbei geht"...) und kann jetzt auch besser dabei bleiben, wenn es Aufgaben zu machen gibt - ein glatter 2er Kandidat, ich bin sehr stolz auf ihn.
    Was ich damit sagen möchte: es geht ja vielleicht gar nicht darum, Defizite zu finden sondern vielmehr zu schauen, was für Deinen Sohn funktioniert. Evtl. ist da der SChulpsychologe eine gute Anlaufstelle...ob es nun gleich ein Kinder- und Jugendpsychiater sein muss, vermag ich allerdings nicht zu sagen...warum empfiehlt die Schule das denn bzw. was erhofft man sich von dort?


    Ich möchte nur, dass es meinem Kind in der Schule gut geht - und ich denke, Dir geht es ähnlich.


    Würde mich freuen, wenn Du schreibst, wie es bei Euch weitergeht!


    Liebe Grüße


    a79

  • Hallo a79,


    das klingt ganz so, als wäre der Knackpunkt einerseits die Lernatmosphäre und klar ist die "Versuchung", sich in der Klasse von den anderen ablenken zu lassen, riesengroß. Dass muss ein Kind auch einfach üben, mit dieser neuen Lernsituation zurecht zu kommen und sich daran gewöhnen.


    Anja: Beim Thema Mathe merke ich, wie mich das ärgert, wenn ich lese, dass hier von Kindern, für die das Thema mit dem Rechnen ganz neu ist, von einem Thema zum anderen switchen sollen ohne durcheinander zu kommen. Wo ist hier das Einfühlungsvermögen? Auch wenn wir als Erwachsene etwas völlig Neues lernen, ist es wichtig, dass man nicht von A nach B hin und her springt. Das verwirrt doch nur.


    Den Kindern Konzentrationstipps zu geben, ist sicherlich grundsätzlich sinnvoll - denn das wird in der Regel in der Schule leider nicht erklärt und geübt, sondern vorausgesetzt - und ein Ausgleich mit Bewegung/ Sport in der Freizeit sicherlich auch!


    Klara

  • Guten morgen,
    Empfohlen hat die Lehrerin einen Besuch beim Kinder- und Jugendpsychiater um nochmals zu überprüfen ob nicht doch eine ADHS bei ihm vorliegt. Diese haben wir aber bereits ausschließen lassen und das habe ich auch mitgeteilt.


    Ich bin sehr stolz auf meinen Sohn, denn trotz des Druckes den er hat hält er durch und kämpft um den Anschluss nicht zu verpassen.


    Wir versuchen immerwieder spielerisch an viele Aufgaben ran zu gehen damit er den Spaß am lernen nicht ganz verliert und ich bin immer wieder überrascht wie stolz er auf sich selbst ist wenn er etwas erarbeitet hat. Er gehört leider nicht zu der Gruppe Menschen denen Wissen zufliegt, er muss sich alles hart erarbeiten, was manchmal sehr anstrengend für alle Beteiligten ist.


    Schule ist gerade ein großes Thema bei uns und ich bin mit vielen Leuten am sprechen um Lösungen zu finden die meinem Kind helfen.


    Ich habe erst gestern wieder den Tipp bekommen es mal mit Ergotherapie zu probieren. Ich glaube allerdings dass es nichts am Hauptproblem ändert und zwar das "Springen zwischen Themen " . Ich weiß dass ich ein kluges Kind habe der für seine 7 Jahre bereits eine tolle Allgemeinbildung hat.


    Danke für eure Worte und die Tatsache dass ich mit meinem Problem nicht allein bin.

  • Hallo Anja,


    mich ärgert das regelrecht, wenn ich immer wieder lese und höre, dass bei Kindern, die auffallen und nicht einfach "funktionieren" postwendend empfohlen wird, sie auf ADHS testen zu lassen. Was für ein Wahnsinn!
    Anstatt sich zuerst einmal zu fragen, ob es vielleicht am Umfeld / am Rahmen liegen könnte oder anstatt Verständnis zu haben, dass manche Dinge einfach eine Zeit der Eingewöhnung brauchen.


    Wie Sie Ihren Sohn unterstützen, finde ich klasse!


    Alles Gute
    Klara

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