Liebe Eltern,
für die meisten von uns ist das Feststellen einer Schwangerschaft ein freudiges Ereignis. Die werdenden Eltern freuen sich auf ihren Familienzuwachs und bereiten sich neun Monate intensiv auf die Ankunft des neuen Erdenbürgers vor. Und auch die meisten Eltern unter uns, die von der Schwangerschaft überrascht wurden, können sich früher oder später gut mit der neuen Situation arrangieren und entwickeln echte Freude über den unerwarteten Sprössling.
Es gibt aber auch diejenigen, für die eine Schwangerschaft eine echte Katastrophe darstellt. Widrige Lebensumstände, Angst vor den Eltern oder dem Partner, religiöser Druck oder ein der Schwangerschaft vorausgegangenes Verbrechen können dazu führen, dass die Schwangerschaft eben nichts mit Glück zu tun hat. Eine rationale Entscheidung zu treffen, fällt in dieser Ausnahmesituation nicht nur schwer, sondern ist oftmals auch unmöglich, möchte man nicht die Aufmerksamkeit von Personen auf sich ziehen, die eben nichts von der Schwangerschaft erfahren sollen oder dürfen. Im Ergebnis verdrängen die werdenden Mütter ihren „Zustand“, verleugnen die Schwangerschaft vor sich selbst, rechtfertigen körperliche Veränderungen mit Ausflüchten und verstecken sich hinter wallender Kleidung. Wenn dann jedoch die ersten Wehen einsetzen, wird aus der verdrängten Schwangerschaft eine reelle Geburt, die nicht selten unter schlimmsten Bedingungen im heimischen Badezimmer stattfindet und mit der Frage endet, was denn nun mit dem Kind geschehen soll.
An diesem Punkt setzen die Konzeptionen der Babyklappe und der so genannten anonymen Geburt an, beides Angebote, die ungewollt Schwangeren einen Handlungsspielraum im eigenen Sinne und in dem des Kindes bieten wollen. Doch so einfach, wie es klingt, ist es leider nicht. Denn sowohl die Babyklappe als auch die anonyme Geburt sowie alle daran beteiligten Personen bewegen sich mit diesen Konzepten im rechtsunsicheren Raum, in dem sich die Rechte von Mutter, Vater und Kind überschneiden. Die vertrauliche Geburt, dessen gesetzliche Verabschiedung für Mai 2014 geplant ist, soll hier nun Rechtssicherheit schaffen.
Ich nehme dies zum Anlass, über die aktuellen Angebote der Babyklappe und der anonymen Geburt nachzudenken und die Konzeption der zukünftigen vertraulichen Geburt näher zu betrachten. Ich lade alle Forenmitglieder herzlich ein, ihre Gedanken oder Erfahrungen mit uns zu teilen.
Viele Grüße
Tanja