Religion

  • Hallo,


    ich mal wieder ;)


    Leider hat die Schule, auf die unsere Kleine geht, einen evangelischen Träger. Die Schule sollte vor einigen Jahren geschlossen werden, weil es immer weniger Schüler gab und die Gemeinde der Meinung war, die Kinder könnten auch genauso gut mit dem Bus in die Nachbargemeinde fahren. Daraufhin übernahm die Kirche die Trägerschaft, sodass die Schule erhalten blieb.


    Wir hatten in Erwägung gezogen, die Kleine in die Schule in der Nachbargemeinde zu schicken. Da muss sie später sowieso hin, weil es hier keine weiterführende Schule gibt. Aber wir fanden es dann doch schöner, wenn sie zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kommt. Den Stress mit dem Bus hat sie noch früh genug.
    So schlimm würde es mit der religiösen Ausrichtung schon nicht werden, hatten wir gedacht, zumal wir auch nichts Negatives über die Schule gehört hatten. Eher im Gegenteil. Viel kleinere Klassen, mehr Förderung, mehr Angebote, größerer Zusammenhalt usw.
    Aber nun ist es doch so, dass Religion dauernd und in einem recht großen Umfang eine Rolle spielt. Es gibt jede Woche eine Andacht, der Religionsunterricht kann nicht abgewählt werden und speziell jetzt in der Adventszeit geht es so richtig los. Da kommt kaum eine Stunde - ob nun Deutsch oder Sachkunde - ohne Religionsbezug aus. 8|


    Mein Lebenspartner - also der Vater der Kleinen - und ich sind überzeugte Atheisten. Ich persönlich bin sogar der Meinung, dass Religion bzw. Religionsgemeinschaften und Kirchen nur Unheil bergen. Sie verursachen Kriege, Bevormundung, Verfolgung, Katastrophen und und und.
    So eine "innere Religion" kann ich nachvollziehen - "christliche" (eigentlich ist ja nur menschlich, dass man sich nicht gegenseitig umbringt) Werte, Fantasiegeschöpfe, die einem Kraft geben etc., aber dieser ganze Kirchenquatsch muss nun wirklich nicht sein.


    Jedenfalls kam die Kleine neulich an und hat gefragt, ob sie von Maria abstamme. Ich sagte, dass sie sicher Eva meinte und habe ihr erklärt, dass das bloß symbolisch gemeint sei. Ich habe ihr einen Stammbaum aufgemalt - Eltern - Großeltern - Ahnen - Ursprung der Menschheit, und dass man diesen Ursprung biblisch als "Adam und Eva" bezeichnet, weil man damals, als die Forschung noch nicht so weit war, sich irgendwie erklären musste, wo das alles angefangen hat.


    Heute kontaktierte mich die Religionslehrerin und fragte mich, wieso ich mich in ihren Unterricht einmische. Eva sei doch kein Symbol, sie sei die Urmutter. Ich dachte erst, sie mache einen Witz. Aber sie meint das ernst. Sie glaubt anscheinend tatsächlich, dass die gesamte Menschheit von einem Paar abstammt.
    Müssen wir so einen Unfug wirklich dulden? ?(

  • Hallo Tecret,


    Dogmatismus erscheint mir grundsätzlich und prinzipiell befremdlich, egal ob es dabei um Fragen des Glaubens, der politischen Einstellung, ... geht.


    Toleranz und Offenheit beinhalten für mich, das Recht der Menschen, unterschiedliche Ansichten und Auffassungen haben zu dürfen, solange man durch diese Ansicht niemand anderem Schaden zufügt.


    Ich halte es deshalb auch für sinnvoll, dass Kindern kein bestimmter Glauben "aufgezwungen" wird, sondern sie, wenn sie von ihrer Entwicklung her dazu in der Lage sind, selbst entscheiden können, woran sie glauben oder eben auch nicht glauben. Um sich entscheiden zu können, brauchen Sie eine Entscheidungsgrundlage, d.h. unterschiedliche Glaubensrichtungen,... müssen ihnen bekannt sein.


    Ich verstehe Ihre wissenschaftlich orientierte Erklärung der Entstehung der Menschheit gegenüber dem Mädchen deshalb auch nicht als Einmischung in den Religionsunterricht. Es ist Ihr gutes Recht, dem Mädchen zu erklären, wie Sie die Welt sehen.


    Mich erinnert dieses Thema ein wenig an die "Begebenheit" mit der Elfe.


    Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, dem Mädchen (wie damals) zu vermitteln, dass die Menschen unterschiedlich sind und die Welt unterschiedlich betrachten. Einige kennen Elfen, andere nicht, manche denken, dass Eva die Urmutter ist, andere nicht,... .


    Müssen wir so einen Unfug wirklich dulden? ?(


    Wenn sich die Schule in kirchlicher Trägerschaft befindet, ist es wahrscheinlich kaum zu vermeiden, dass christliche/kirchliche Inhalte und Themen den Unterricht prägen. Vielleicht könnten Sie in einem Gespräch mit dem Direktor/der Direktorin herausfinden, welchen Stellenwert das Thema "Kirche" für die Schule und die Gestaltung des Unterrichts hat und ob die traditionelle/konservative (?) Haltung der Religionslehrerin auch die Haltung der Schule ist - und bei einem solchen Gespräch auch mitteilen, wo Sie Grenzen der Einflussnahme und Prägung der Kinder sehen. Vielleicht finden Sie in einem solchen Gespräch eine Lösung.


    Ansonsten stellt sich die Frage, ob die Wahl der Schule die richtige Wahl für Sie und Ihren Partner (als überzeugte Atheisten) war. Es gab gute Argumente für diese Schule (kleine Klassen, mit dem Rad erreichbar,...) - da müssten Sie dann vielleicht erneut abwägen?



    Anne

  • Hallo Tecret,


    es ist in der Tat so, dass immer mehr Schulen in kirchliche Trägerschaften übergehen. Viele Kommunen haben nicht viel Geld zur Verfügung und wenn die Schülerzahl sinkt, neigen sie gern dazu, die Trägerschaft an andere Einrichtungen abzugeben, um die Schule trotz allem zu erhalten. Ganz besonders dann, wenn es in näherer Umgebung nicht viele andere Schulen gibt.


    Es gibt eine interessante Dokumentation, die das Thema streift: http://www.daserste.de/informa…enkosten_sendung-100.html
    (Die Sendung kann man sich in der Mediathek ansehen.)


    Hier geht es zwar mehr darum, dass die Kirche viele Trägerschaften übernimmt (und sich diese bezahlen lässt) und eigenmächtig die Inhalte bestimmt, doch es betrifft auch Ihre Frage.


    In dieser Dokumentation kommt auch der Fall der Elternschaft einer Schule vor, die sich gegen die Trägerschaft der Kirche aussprach und sich damit auch durchsetzte.
    Vielleicht sprechen Sie einmal mit anderen Eltern, wie die die Sache empfinden. Wenn Sie das Thema gemeinsam z.B. bei einem Elternabend ansprechen, kommen Sie vielleicht eher in einen konstruktiven Dialog mit der Schulleitung.

  • Es gibt eine interessante Dokumentation, die das Thema streift: http://www.daserste.de/informa…enkosten_sendung-100.html
    (Die Sendung kann man sich in der Mediathek ansehen.)

    Huch 8|
    Danke für diesen Link. Ich habe mir die Reportage gestern mit meinem Lebensgefährten angesehen.
    Wir sind ein bisschen entsetzt, um ehrlich zu sein. Denn so haben wir uns das nicht vorgestellt.
    Wir dachten, da kommen ein paar christliche Werte mit in den Unterricht (damit kann man leben), aber mehr wird das nicht sein.
    Das gefällt uns wirklich gar nicht und werden da in jedem Fall das Gespräch mit anderen Eltern und der Schulleitung suchen.
    Blöd wäre natürlich, wenn der letzte Ausweg ein Schulwechsel wäre. Nicht so sehr wegen der Fahrerei, sondern weil die Kleine gerade angefangen hat, sich da einzuleben und Freunde zu finden.

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