Teil III: Wie Kinder lernen, Abschied zu nehmen und zu trauern

  • Ahnen Sie es schon? ;) Sie lernen durch Nachahmung und Vorbilder. Wie Sie Ihren Kindern die Möglichkeit bieten und Gelegenheiten schaffen können, das Abschied nehmen und Trauern kennenzulernen werde ich nach und nach in den folgenden Beiträgen darstellen.


    Wer sich bis dato schon mit diesem Thema befassen möchte, dem empfehle ich folgende Bücher vom selben Herausgeber: Student, J.-C.


    Im Himmel welken keine Blumen - Kinder begegnen dem Tod.
    6. Auflage, Verlag Herder, Freiburg 2005


    Sterben, Tod und Trauer
    Handbuch für Begleitende.
    2. Auflage, Verlag Herder, Freiburg 2005



    Wenn Kinder trauern, ist das genauso unterschiedlich, wie bei den Erwachsenen.
    Jeder Mensch trauert anders um den Verlust von Etwas oder Jemanden.

    Auch bei Kindern ist es wichtig, auf Ihre Signale zu achten. Seien Sie einfach da und hören Sie zu. Begegnen Sie dem Kind ruhig und liebevoll. Helfen Sie ihm dabei, sich zu erinnern. Ermuntern Sie das Kind seine Gefühle zu zeigen.


    Weinen, wütend sein oder auch lachen sind erlaubt. Zeigen Sie Anteilnahme für seine Gefühle- sagen Sie z.B.: „Ich sehe, dass Du weinst. Ich glaube, dass Du Dich traurig fühlst. Möchtest Du mit mir darüber sprechen, was Dich zum Weinen bringt?“ Geben Sie dem Kind zu verstehen, dass sich die Gefühle ändern.


    Konkretere Verhaltensvorschläge und Möglichkeiten der Trauerbegleitung, welche sich auch für Kinder eignen, finden Sie in "Teil I: Tod Sterben und Abschied nehmen gehört zum Leben" und in den Antworten auf die Fragestellungen der folgenden Beiträge.

  • Wie kann ich die Themen Abschied nehmen und Trauer kindgerecht in den Alltag integrieren?


    Menschen, auch Kinder, sollten jederzeit die Möglichkeit bekommen, im Alltag über die kleinen Verluste des Lebens zu trauern (Wie wäre es zum Beispiel mit Erinnerungszeremonien zur Verabschiedung vom Tag, von der Nacht, vom Streit, vom Schnuller, verlorenen Zähnen, der Grundschulzeit, der Kindheit, von alten Schuhen und Lieblingskleiderstücken, einem Kuscheltier?).


    Wenn wir diese Möglichkeiten als Chance erkennen und nutzen, sind wir eines Tages auch in der Lage, mit Verlusten umgehen zu können, die uns stark berühren.
    Erhalten wir sie schon als Kinder, so haben wir den Erfahrungswert, bereits mehrfach unsere Gefühle über einen Verlust durchgearbeitet zu haben. Als erwachsene Menschen sind wir in der Lage, andere Menschen und Kinder dabei zu unterstützen, ihre Eindrücke und Gefühle zu ihrer Verlusterfahrung zu verarbeiten. Es ist uns vertraut, über diese Themen zu sprechen, Bücher zu diesen Themen zu lesen, Gefühle auszuleben (z.B. in dem wir bewusst erinnern, bei Musik, der Betrachtung von Bildern), spielerische und künstlerische Ausdrucksformen (malen, Gedichte, Texte schreiben, Fotocollagen erstellen, ein Erinnerungsbuch anlegen usw.) der Verarbeitung zu wählen.


    Wir haben einen Erfahrungsschatz, den wir an Kinder weiter geben, aus dem wir ihnen
    etwas anbieten können.

    Genau dies ist es, was wir Ihnen im Alltag bieten können. Hierzu gehört auch, Kinder ganz alltäglich und konkret darüber zu informieren, wenn Jemand in ihrem Umfeld stirbt.


    Machen Sie dies als Elternteil nicht, so nehmen Kinder Gefühle (z.B. Aufregung) und missverständliche Aussagen der Erwachsenen wahr, welche sie nicht zuordnen, sich nicht erklären können. Wenn Kinder für etwas keine Erklärung haben, dann basteln sie sich eine. Manchmal führt dies zu Ängsten oder Schuldzuweisungen an sich selbst.


    Vorsicht: Kinder nehmen Ihre Aussagen wörtlich!
    Beispiele für missverständliche Informationen über den Tod, die zu Ängsten und Schuldzuweisungen führen können:


    „Er/sie ist eingeschlafen.“


    „Er/sie ist von uns gegangen/hat uns verlassen.“


    "Er/sie war krank."


    Möglichkeiten, wie Sie als Elternteil Ihrem Kind die Endgültigkeit des Todes näher bringen können, finden Sie in den folgenden Beiträgen.

  • Das hängt entscheidend von Ihnen ab, ab wann Sie das können. :P
    Erfahrungsgemäß sind Erwachsene nicht sehr geübt darin, über das Thema zu sprechen. Es ist schwierig, Dinge kindgerecht zu erklären, die oft auch wir Erwachsenen nicht wirklich verstehen können.


    Grundsätzlich gilt für alle Lebensthemen, die Sie mit Ihrem Kind besprechen wollen:
    Geben Sie erst Antworten, wenn Ihr Kind eine Frage stellt.


    Achten Sie bei der Antwort darauf, dass Sie wirklich konkret auf die Frage eingehen. Beobachten Sie die Reaktion. Stellt Ihr Kind eine weitere Frage, dann antworten Sie erneut und weichen Sie nicht aus. Unklar beantwortete oder unbeantwortete Fragen verunsichern, verwirren und ängstigen Kinder manchmal sogar.

  • Kinder brauchen die Möglichkeit, sich von Verstorbenen zu verabschieden
    Sterben, Tod und Trauer gehören zu unserem Leben dazu. Wenn Ihr Kind einen Menschen verliert, der ihm wichtig war, dann sollte es sich verabschieden können-


    Kinder sollten frei entscheiden können, ob, wie, wann und wo sie sich verabschieden wollen. Dazu müssen sie wissen, welche Möglichkeiten es gibt. Das Kind sollte die Chance haben, zu verstehen, was es heißt, dass Jemand tot ist.

    Schildern Sie Ihrem Kind stets, was auf es zu kommt.

    Ein Beispiel hierfür gebe ich im nächsten Beitrag zum Thema Beerdigung.


    Erlauben Sie ihm, einen Toten noch einmal zu sehen und/oder an der Beerdigung teilzunehmen. Schildern Sie Ihrem Kind im Vorfeld, welche Chancen und Möglichkeiten ihm das bietet und was es sehen wird (sollten Sie vorher bereits erfragen, besser noch selbst sehen- auch, um sich ggf. zunächst ohne Kind Zeit zum Abschied nehmen zu geben). Falls es gar nicht mehr möglich ist, den Mensch noch mal zu sehen, erklären Sie auch das Ihrem/dem Kind.


    Behalten Sie das Gesicht Ihres/des Kindes im Blick!
    Ermutigen Sie, wenn möglich, einfühlsam dazu, den Toten zu berühren, zu streicheln, zu küssen, ihm etwas zu sagen. Achten Sie sehr gut auf die Reaktionen Ihres/des Kindes, um abwägen zu können, wie es die Situation aushält und um entsprechend auf es ein gehen zu können. Manchmal genügen einem Kind wenige Minuten zur Verabschiedung. Es erkennt schnell, dass der gesehene Körper anders ist, als sonst-tot.


    Im Anschluss wirken Kinder meist nachdenklich und es folgen Fragen.
    Falls das Sehen des Toten erst bei einer Beerdigung möglich ist und Sie selbst sehr gerne an dieser teilnehmen möchten: Planen Sie ein, dass Ihr Kind ggf. schnell wieder gehen möchte. Wer kann auf seine Bedürfnisse und Gefühle eingehen, seine Fragen beantworten? Wer kann ggf. mit ihm spazieren gehen? Wer ist für Sie da?

  • Wie erkläre ich was eine Beerdigung ist?


    ...Vielleicht so?


    „Eine Beerdigung ist ein Abschiedsfest. Manche Gäste ziehen bei einer Beerdigung schwarze Kleidung an. Andere ziehen etwas an, was dem „Verstorbenen“ gut gefallen hat, in dem sie hübsch aussehen oder sich besonders wohl fühlen. Jeder darf selbst entscheiden, was er anzieht. (Kinder sollten wetterentsprechend gekleidet sein und ruhig selbst aussuchen, was sie tragen möchten. Es darf auch das Lieblingskleid oder die Wohlfühl-Kuschelkleidung sein…apropos kuscheln: Kuscheltier, Lieblingspuppe, Kuscheltuch…und ggf. Spiel- und Malsachen für die Trauerfeier sollten nicht fehlen.) Zu einer Beerdigung kommen viele Menschen, die „den Verstorbenen (Name)“ genauso, wie Du, gekannt und gemocht haben, um sich von der gemeinsamen Zeit und seinem Körper zu verabschieden. Zu einer Beerdigung kommen viele Menschen, die „den Verstorbenen (Name)“ genauso, wie Du, gekannt und gemocht haben, um sich von der gemeinsamen Zeit und seinem Körper zu verabschieden. Den Körper braucht „er“ jetzt nicht mehr, weil er mit ihm nichts mehr machen kann. Der Körper bewegt sich nicht mehr, er ist tot – (wenn Sie an ein Leben nach dem Tod glauben, dann vermitteln Sie das…z.B. seine Seele ist längst an einem anderen Ort), aber in unseren Herzen und Gedanken lebt die Erinnerung an alles, was wir gemeinsam gemacht haben.


    Der tote Körper von xy liegt in einem Sarg/ist in einer Urne. Diese/r ist mit Blumen geschmückt und steht ganz vorne in derKirche. Es findet ein Gottesdienst statt, in dem sich alle gemeinsam an xy erinnern. Der Pfarrer und manchmal auch andere Menschen halten eine Rede, lesen eine Geschichte vor oder sprechen Segenswünsche aus. Es wird gemeinsam gebetet und gesungen. Manchmal wird Orgel gespielt, manchmal gibt es einen Chor oder eine ganze Kapelle, manchmal wird ein Lieblingslied vom „Verstorbenen“ gespielt- das entscheidet (namentlich benennen- ein besonders nahestehender Mensch, die nahestehende Familie). Manche Menschen werden weinen, weil sie „den Verstorbenen“ so lieb haben und ihn an diesem und auch anderen Tagen bei manch einer Sache, die sie machen, vermissen und es schade finden, sie/ihn nie wieder dabei zu haben. Vielleicht weinen wir auch. Manche Leute werden lachen, weil sie sich an etwas Schönes und Lustiges erinnern, was sie mit dem Verstorbenen erlebt haben. Vielleicht lachen wir auch. Vielleicht machen wir auch Beides im Wechsel. Vielleicht gemeinsam, vielleicht zu verschiedenen Zeiten.


    Nach dem Gottesdienst in der Friedhofskapelle gehen alle gemeinsam zum Grab: Vorne der Sarg/die Urne mit Trägern, danach der Pfarrer, dann die engsten Verwandten, dann der Rest. Am Grab spricht der Pfarrer ein Gebet und Jeder, der will, wirft eine Blume, ein letztes Geschenk (Brief, Glücksbringer, Bild, Symbol…) oder eine Hand oder Schüppe voll Erde ins offene Grab. Dabei kann sich jeder, der möchte, auch Du noch mal- laut oder in Gedanken - verabschieden.


    Oft treffen sich alle Trauergäste nach der Beerdigung in einem Gasthof zum "Leichenschmaus". Beim Essen wird meist über Erinnerungen gesprochen. Wenn viele Menschen das gemeinsam machen, dann wird schon wieder mehr gelacht. Danach ist die Feier zu Ende. Manche Menschen fahren zum Abschluss noch mal zum Grab. Das Loch ist nun mit Erde zugeschüttet. Auf dem Grab liegen die Blumen aus der Kirche. Nach einigen Tagen welken diese und werden abgeräumt. Dann wird das Grab von den nahen Angehörigen als ein Ort der Erinnerung gestaltet. Zudem
    gibt es im Herzen aller Menschen, die xy kannten und mochten einen solchen Ort und Jeder, der Lust hat kann sich einen eigenen Erinnerungsort gestalten (…)“

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