Wie erkennt man von außen sexuellen Missbrauch bei Kindern?

  • Das frage ich mich, denn laut http://www.swr3.de/aktuell/nac…/1bdh2f7/#3746254.3283920 ist Kindesmissbrauch genauso häufig wie Diabetes Typ-2. Demnach wird jedes 13. Kind in Deutschland sexuell missbraucht und sogar jedes 5. Kind ist Opfer irgendwelcher Gewalt oder Missbrauch.


    So ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass es betroffene Kinder im eigenen Umfeld, sei es im Kindergarten, Schule oder Spielfreunde, gibt.


    Nun meine Frage:
    Gibt es Anzeichen, die Hinweise darauf geben können und die auch Außenstehende wahrnehmen können? Auch wenn ich nun nicht als Erzieherin oder Lehrerin täglich mehrere Stunden Kontakt mit den Kindern habe, sondern nur gelegentlich, z.B. durch Verabredungen zwischen den Kindern zum Spielen?

  • Hallo Manuela,


    das ist ein sehr schwieriges und heikles, sprich: ein sehr sensibles Thema. Es ist in der Tat erschreckend, wie viele Kinder häusliche Gewalt erleben und auch, wie viele Kinder leider sogar Opfer von sexuellem Mißbrauch werden. Aber nicht jeder "blaue Fleck" ist ein Zeichen dafür, dass ein Kind zu Hause geschlagen wird und jemanden hier unschuldig zu verdächtigen oder sogar insgeheim zu "verurteilen" darf einfach nicht sein.


    Ja, es gibt Anzeichen, die Hinweise auf Mißbrauch oder auch auf Mißhandlung/ Gewalterfahrung sein können. Doch sind es stets Hinweise und keine Beweise und es ist sehr schwer und erfordert Erfahrung, die oftmals nur vagen Hinweise wahrzunehmen und richtig einzuordnen.


    Verhaltensänderungen können ein Hinweis sein, aber es gibt leider keine eindeutigen Signale für sexuellen Missbrauch, so der Kinder- und Jugendpsychiater Professor Jörg Fegert von der Universität Ulm. Er weiß, dass jedes Kind anders rea­giert und rät Eltern dazu, auf deutliche Verhaltensänderungen ihres Kindes zu achten. "Selbst eine abrupte Verbesserung in der Schule kann darauf hindeuten, wenn die ­Schule der Ort ist, an dem sich das Kind noch sicher fühlt“, so Fegert. „­Einige Kinder können auch spezifischere Auffälligkeiten zeigen“, so Nils Vogelsang von der Beratungs­stelle Wende­punkt in Freiburg. Er erklärt das an einem Beispiel: „Wenn ein Vierjähriger mit Kuscheltieren ­einen Geschlechtsverkehr nachspielt, könnte man interessiert und vor allem vorurteilsfrei nachfragen: ,Was spielst du denn da?‘“ So macht man dem Kind ein Angebot, etwas zu sagen, ohne gleich zu unterstellen, dass etwas passiert ist." Denn auch so ein Verhalten ist nur ein Hinweis und kein Beweis.


    Die Sprache eines Kindes kann ebenfalls ein Hinweis sein, das hat die Münchener Psychotherapeutin Carmen Osten vom Kinderschutzbund oft erfahren. Sie erklärt: „Wenn ein Vierjähriger ,geil‘ sagt, ist das nicht dramatisch. Wenn er fragt: ,Soll ich mal einen Knochen aus meinem Pimmel machen?‘, sollte man aufhorchen.“Auch dann kann immer noch etwas anderes dahinterstecken. Vielleicht hat der fast erwachsene Bruder ­einen Porno angesehen, und der Kleine stand unbemerkt in der Tür.


    Andere Anzeichen sind noch vager. Viele Kinder werden stiller, andere werden aggressiv, wieder anderen kehren zu Kleinkind-Verhaltensweisen zurück. „Ein zwölfjähriges Mädchen hat auf einmal ständig seinen kleinen Bruder geschlagen“, schildert Osten.


    Fachkräfte wie Erzieher/innen, Schulsozialarbeiter/innen, Sozialpädagog/innen sind entsprechend geschult und sensibilisiert, was diese Anzeichen/ Hinweise betrifft und sind sogar dazu verpflichtet, bei möglicher so genannter "Kindeswohlgefährdung" entsprechend zu handeln, also einzugreifen.


    Für Sie als Eltern und Erwachsene ist es also ohne entsprechende Fachkenntnisse und Erfahrungen noch viel schwieriger als für Experten, Anzeichen richtig zu deuten bzw. zu erkennen. Ich kann Sie nur bitten, dass Sie, wenn Sie einen Verdacht haben, dass bei einem Kind etwas nicht stimmt, Kontakt mit entsprechenden Fachkräften wie z.B. die Erzieher/innen im Kindergarten/ Hort aufzunehmen und diese darauf aufmerksam machen, was Sie beobachtet haben. Auch eine Meldung beim Jugendamt wäre möglich.


    Klara

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