Wie kann ich mein Kind in Klasse 5 beim lernen unterstützen.

  • Hallo,
    Ich bin alleinerziehende Mutter mit zwei Söhnen (18 und 11Jahre alt).
    Mein Mann ist vor fünf Jahren gestorben und seit dem muss ich Kinder, Arbeit, Haus und inzwischen eine Fernbeziehung unter einen Hut bringen.
    Nachdem mein älterer Sohn problemlos durch die Schullaufbahn ist, macht mir der Kleine immer mehr Sorgen.
    Er hatte es leider schon in der Grundschule schlecht erwischt, da seine Lehrerin in der 3. Klasse an Krebs gestorben ist ( wie 3 Jahre zuvor sein Papa). Die Lehrerin danach ging für uns überhaupt nicht. Keine Regeln, alles laufen lassen und so wurden schon in der 4. Klasse die Noten schlechter.
    Aber die Lehrer waren sich alle einig, dass Jannik auf das Gymnasium sollte.
    Den Tod des Papas haben wir mit psychologischer Begleitung verarbeitet.
    Wir vermissen ihn alle noch sehr, aber alle psychologischen "Tests" mit meinem Sohn haben uns bestätigt, dass er das gut verarbeitet hat und die Trauer über den Tod in "normalen" Bahnen ist.


    Der Start am Gymnasium gelang im Dreierbereich. Nun aber häufen sich die schlechten Zensuren.
    Mein Problem ist, dass ich die Ratschläge, die hier gegeben werden (Betreuung der Hausgaben, Zeitmanagement und Disziplin einüben)so gar nicht umsetzten kann, weil mir einfach die Zeit fehlt.
    Mein Sohn geht in die Hausaufgabenbetreuung und kommt dann erst um 16.00 Uhr nach Hause, dann ist noch zweimal Handballtraining und einmal in der Woche mit einem Freund verabreden.
    Da bleibt kaum Zeit zum nacharbeiten und erst recht nicht regelmäßig und kontinuierlich.
    Mal abgesehen von meinen eigenen Verpflichtungen und Terminen.


    Ich hab immer noch den Eindruck, dass mein Sohn die Auffassungsgabe fürs Gymnasium hat, aber es fehlt einfach an Struktur und Konzentration.
    Hat jemand Tipps und Ratschläge, wie ich mit der Situation umgehen soll?
    Ich bin für eure Hilfe schon jetzt dankbar!
    Angie

  • Hallo und herzlich willkommen Angie,


    vielen Dank für Ihre Anfrage, die ein sehr wichtiges Thema ist. Denn: Leider ist es nach wie vor so, dass Schulen die Schüler/innen nicht darin unterichten, wie man "richtig" lernt und dazu kommt, dass vieles gelernt werden muss, dessen Sinn sich nicht offenbart. Es ist sehr schwer, etwas zu lernen und dabei auch noch zu verstehen, wenn man den Sinn und Zweck dessen nicht erkennen kann. Sinnbefreites Lernen ist sehr mühsam und Spaß macht es auch nicht gerade. Ich erinnere mich da auch noch lebhaft an meine eigene Schulzeit und wie mühsam ich manche Lerninhalte fand, eben weil ich nicht erkennen konnte, warum ich dies lernen sollte, wozu mir das nützen sollte.


    Nun denn, an den Voraussetzungen/ Rahmenbedingungen können wir hier an dieser Stelle nichts ändern. Wichtig wäre es, mit Ihrem Sohn herauszufinden, wie dieser am besten lernt. Erfahrungsgemäß ist es so, dass eine Kombination an Methoden am effektivsten ist, um zu lernen. Lesen, Wichtiges extra herausschreiben/ notieren, Wichtiges farbig unterstreichen, Übungsaufgaben machen, immer wieder wiederholen, also die Aufschriebe mehrmals zu lesen... Wenn man dann am Ende jemandem anders das Gelernte erklären kann, hat man tatsächlich verstanden. ;)
    Auch Pausen einzulegen ist sehr wichtig, da wir nicht unbegrenzt lange konzentriert sein können.
    Dazu kommt auch die Zeit: Wir haben unterschiedliche Zeitfenster, zu denen wir gut aufnahmefähig sind.


    Ebenfalls hilfreich ist eine angenehme Lernatmosphäre, also einen Ort zu schaffen, an dem man sich wohlfühlt und deshalb gerne lernt. Hier kann mit Licht (am besten Tageslicht), angenehmen Düften (z.B. Rosmarin, Zitrusfrüchte, Düfte von Nadelbäumen), Farben gearbeitet werden. Vielleicht hilft sogar angenehme Musik im Hintergrund. Ich persönlich habe sehr gut lernen und mich konzentrieren können, wenn ich im Hintergrund leise Walgesänge, Meeresrauschen/Meeresgeräusche hörte oder sanfte, ruhige klassische Musik.


    Ich denke, Sie werden selbst nicht umhin kommen, diese Punkte mit Ihrem Sohn gemeinsam anzugehen:
    1. angenehme Lernatmosphäre schaffen
    2. geeignete Lernmethoden und passende Lernzeiten herausfinden
    3. ins Gespräch gehen, auch seine Bemühungen wertschätzen, ihm helfen, ihn loben


    Haben Sie denn bereits mit ihm darüber gesprochen, dass Sie sich Sorgen um ihn und seine Noten machen? Kann er sagen, warum seine Noten schlechter geworden sind? Tauschen Sie sich darüber aus?


    Alles Gute
    Klara

  • Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
    Ja theoretisch habe ich das auch alle schon überlegt.
    Uns fehlt nur oft Einfachheit Zeit und vor allem die geeignete Zeit (nicht erst Abends um sieben), um effektiv lernen zu können.
    Wir sind gerade dabei, uns dafür Zeiten zu schaffen und ich versuche, im Moment alle Fächer wenigstens kurz mit ihm durch zu sprechen.


    Gesprochen haben wir ( leider) schon oft über das Thema.
    Janniks 2. Grundschullehrerin hatte das zum zentralen Thema gemacht und uns zu mehreren Beratungsstellen geschickt, da sie der Ansicht war, Jannik habe den Tod seines Vaters noch nicht verarbeitet und sei daher in der Schule unkonzentriert.
    Ich habe das natürlich sehr ernst genommen, aber sowohl ein Psychologe als auch die Frühförderstelle haben diesbezüglich keine Probleme gesehen.
    Deine Tipps hinsichtlich der Arbeitsatmosphäre und der Herausfilterung von wichtigen Unterrichtsinhalten werde ich aufgreifen und versuchen, diese mit meinem Sohn zu erarbeiten.


    Vielen Dank!

  • Hallo Angie,
    ja, in unserer hektischen Zeit, in der bereits von Grundschülern ein irrsinnig hohes Leistungspensum erwartet wird, ist das mit der Zeit und Muse eine echte Herausforderung.


    Vielleicht können Sie versuchen, die Lernzeiten vom Zeitfenster her zu mischen, also früher am Nachmittag und auch am frühen Abend, von Tag zu Tag verschieden. Und wie wäre es, am Samstag beispielsweise eine gemeinsame Lernzeit einzuplanen? Da müsste doch weitaus mehr Ruhe und Zeit da sein, oder?! Und lernen sollte ja auch Spaß machen und nicht zur reinen "lästigen Pflicht" werden. Vielleicht könnten Sie gemeinsam dann einerseits das üben, was Ihr Sohn lernen MUSS und zusätzlich noch gemeinsam etwas lernen, was Ihnen beiden SPASS macht. Das könnten "Experimente für Kinder" sein oder etwas Kreatives oder gemeinsam ein Buch lesen oder oder.


    So könnten Sie gemeinsam auch erforschen, welche Zeitfenster gut sind und sich vor allem auch "gut anfühlen" und welche nicht.


    Vielleicht haben Sie ja Lust, uns darüber zu berichten, welche Erkenntnisse Sie haben und wie sich die Geschichte weiter entwickelt?!


    Herzliche Grüße
    Klara

  • Liebe Angie,


    ich werde in Kürze eine Ausbildung zur Yoga Nidra-Kursleiterin absolvieren und lese hoch interessiert entsprechende Literatur zur Vorbereitung und Vertiefung. Heute bin ich dabei auf wissenschaftliche Erkenntnisse gestoßen, die sicherlich auch für Sir und Ihren Sohn interessant sein dürften:


    Man hat herausgefunden, dass die Entspannungsmethode "Yoga Nidra" nicht nur in tiefe, sehr erfrischende Entspannung führt, sondern auch die Lernfähigkeit deutlich verbessert und dass Kinder, die regelmäßig "Yoga Nidra" üben, leichter und müheloser lernen.


    "Yoga Nidra" ist eine Form von tiefer Entspannung, die sehr einfach umzusetzen ist und mit einer Sprachansage von CD geübt werden kann. Im deutschsprachigen Raum ist Barbara Kündig als Yoga Nidra-Expertin bekannt und sie hat mehrere Bücher inkl. Übungs-CDs veröffentlicht, darunter auch eines speziell für Kinder.


    http://www.amazon.de/Yoga-Nidr…eywords=yoga+nidra+kinder


    Vielleicht haben Sie ja Lust, dies mit Ihrem Sohn auszuprobieren. Sie könnten ja sogar gemeinsam üben ;)


    Herzliche Grüße
    Klara

  • hallo angie


    zuerst einmal möchte ich ihnen ein großes lob aussprechen, dass sie das alles so toll meistern! ich bin sicher, dass es manchmal ziemlich schwer sein muss..


    zu den lernproblemen ihres sohnes...


    haben sie eventuell mal probiert spielerisch voran zu kommen? ich hatte als schülerin oft einfach keine lust mich um die schule zu kümmern,.... meine eltern haben mich dann ein wenig ausgetrickst. :D ich habe mich immer mehr für musik interessiert als für die schule. meine eltern haben dann vor klassenarbeiten mein aktuelles lieblingslied genommen und sämtliche wichtigen punkte der thematik als songtext/eselsbrücke für dieses lied verwendet. das macht nicht all zu viel arbeit und geht auch wirklich fix. dann habe ich mir das lied mit dem neuen "text" eingeprägt und konnte es ziemlich schnell auswendig singen. meine klassenarbeiten liefen so immer wirklich gut.


    ich weiß nun nicht ob ihr sohn sich überhaupt für musik interessiert. aber es gibt ja genügend andere spielerische möglichkeiten zu lernen. menschärger dich nicht unstellen zb. das habe ich mit meiner kleinen schwester oft gespielt. wir haben vorher alle wichtigen theman auf karteikarten geschrieben. und satt zu würfeln musste meine schwester dann gewisse fragen zu dem jeweiligen thema beantworten. wenn eine frage falsch beantwortet wurde dann wurde eine spielfigur vom spielfeld genommen.


    so hat ihr sohn vllt auch noch spaß beim lernen...


    ich hoffe sie können mit meinen ideen etwas anfangen.


    alles liebe


    vajudomi

  • Hallo vajudomi,


    vielen Dank für Ihre sehr kreativen und phantasievollen Anregungen, Lernen mit Freude und einem Gefühl von Leichtigkeit zu verbinden. Das sind wirklich tolle Anregungen!


    Danke und herzliche Grüße


    Klara

  • Liebe Angie,


    da habt ihr Zwei wirklich viel durchmachen müssen. Zuerst einmal spreche ich dir meine Bewunderung aus, dass ihr so weit gekommen seid! Respekt!


    Als Lehrerin und Coach habe ich sehr gute Erfahrungen mit Ermunterungen und positiver Wortwahl gemacht. Wenn du deinen Sohn unterstützen willst, achte bitte dararuf, dass du Negationen vermeidest ("Du musst keine Angst haben"). Weil unser Gehirn Negativbotschaften nicht verarbeiten kann, kommt nur das Stresswort an, hier: Angst.
    Mein Rat: Drücke dich bewusst positiv aus - auch wenn du mit dir selbst sprichst- und du wirst dich wundern, was passiert. "Du schaffst die Mathearbeit", "Du bist ein kluger Mensch".

  • Liebe Kirsten,


    herzlich willkommen und vielen Dank für Ihren wichtigen Hinweis:

    Wenn du deinen Sohn unterstützen willst, acjhte bitte dasaruf, dass du Negationen vermeidest ("Du musst keine Angst haben"). Weil unser Gehirn Negativbotschaften nicht verarbeiten kann, kommt nur dass Stresswort an, hier: Angst.


    Es ist in der Tat so, dass unser Unterbewusstsein keine Verneinungen kennt.


    Du kannst das. Du schaffst das. Du bist klug. Du bist schlau. Du bist stark. Ich glaube an dich. usw.


    Solche Ermunterungen und Affirmationen können wahrlich Wunder wirken, denn sie wirken im Unterbewusstsein weiter und stärken so unser Selbstbewusstsein, unser Selbstwertgefühl und ebenso den Glauben an unsere Selbstwirksamkeit.


    Herzliche Grüße
    Klara

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!