Kleine Schwester wird bedroht

  • Tatsächlich bin ich keine Mutter, sondern eine große Schwester. Aber ich habe ein wichtiges Anliegen und ich brauche unbedingt Rat.


    Meine kleine Schwester (8 Jahre alt) wird von einem ihrer Mitschüler (ebenfalls 8 Jahre auch) übelst gemobbt. Sie wird von ihm nicht nur beschimpft, sondern auch getreten und geschlagen, außerdem macht er ihre Sachen kaputt; oft passiert das im Schulbus. Das geht jetzt schon weit über ein Jahr so und wird immer schlimmer. Meine Schwester ist nicht das einzige Kind, das von ihm gemobbt wird, aber bei weitem geht er sie am schlimmsten an.
    Und diese Woche hat er noch einen draufgesetzt: er erpresst sie und sagt, er hört auf sie zu ärgern und wäre ihr Freund, wenn sie uns, also unsere Eltern und mich, ärgert und wüst beschimpft. Wenn nicht, würde er sie abstechen. Laut meiner Mutter hatte der Junge, nach Aussage meiner Schwester, heute tatsächlich ein Messer mit in der Schule.
    Mit den Eltern haben wir bereits geredet - der Junge wird dann angeschrien und das war es. Die Familie ist beim Jugendamt bereits bekannt, hat sogar eine Familienhilfe, allerdings heißt es von Amtswegen, dass sie auch nichts tun können.
    Genauso haben wir schon mit der Klassenlehrerin gesprochen. Daneben haben sie in der Klasse eine "Sorgenkiste", in der die Kinder Zettel schmeißen können, wenn sie Sorgen haben. Meine Schwester hat das mehrmals getan, aber ihre Lehrerin zieht sich aus der Sache immer zurück. Seit kurzem müssen die beiden sogar nebeneinander sitzen.
    Wir wissen allmählich nicht mehr, was wir tun sollen. Wenn einer von uns meine Schwester zur Bushaltestelle bringt oder sie abholt, werden selbst wir Erwachsene wüst von dem Jungen beschimpft, darauf gehen wir aber längst nicht mehr ein und ignorieren ihn - zig Male haben wir ihn danach schon nach Hause gebracht, aber die Mutter interessiert sich mittlerweile nicht mehr.
    Unsre Eltern haben die Sache allmählich aufgegeben - machen aber nicht einmal etwas gegen die Bedrohung, weswegen ich die Sache einfach selbst in die Hand nehmen will, immerhin geht es hier um meine Schwester. Jedoch weiß ich nicht, ob ich mich nun zunächst an die Schulleitung wenden soll. Wenn der Junge ein Messer mit in die Schule bringt, muss das doch gemeldet werden, oder? Oder soll ich mich an die Polizei wenden und Anzeige gegen die Eltern erstatten?
    Ich wäre über jede Hilfe dankbar.

  • Erstmal möchte ich dich hier bei uns herzlich willkommen heißen.


    Ja, das ist natürlich eine schwierige Situation und auch das wegschauen der anderen ( Eltern, Lehrer und co ) ist ja traurig aber normal.


    Wenn mit der Schulleitung schon gesprochen wurde, wird das nichts mehr bringen.
    Ich würde einen anderen Weg gehen wenn ich keine Hilfe seitens der Schule bekomme.


    Anzeigen bringt dir leider auch nicht viel, da der Junge erst 8 Jahre ist.


    Ich würde tatsächlich anfangen und ihn mit dem Handy filmen, wenn er euch das nächste mal beschimpft. Dann habt ihr Beweise.
    Das mit dem Messer zur Schule bringen wirst du leider nicht beweisen können, es sei denn die Lehrkräfte haben es gesehen.
    Ich würde die Landesschulbehörde einschalten. Da kannst du anrufen, schildere alles ganz genau, auch die Drohungen und das Messer. Sage denen deutlich das die Schule nichts unternimmt und das ihr eure Kleine nicht mehr sicher in der Schule aufgehoben fühlt.
    Die müssen was tun, die müssen dann Kontakt mit der Schule aufnehmen, und sich ein Bild von allem machen.
    Gut wäre es auch wenn ihr Namen von Mitschülern habt, denen es genauso ergeht wie eurer Kleinen.
    Es kann sogar sein, das die Landesschulbehörde eine Beauftragten zu euch nach Hause schickt um alles aufzunehmen und zu besprechen.
    Wenn das alles nicht hilft, bleibt euch persönlich noch ein Schulwechsel.


    Ich wünsche dir viel Erfolg dabei, weihe aber deine Mutter ein.


    Lass mich bitte wissen wie es weiter geht!

  • Hallo! :)


    Gilfy hat schon ganz viel Wichtiges geschrieben!


    Zunächst: Auf KEINEN FALL klein beigeben. Es wurde mit der Klassenlehrerin gesprochen - das ist anscheinend nicht zielführend. Damit ist die nächste Instanz an der Reihe: Auf ein Gespräch in der Direktion bestehen, unter Beisein der Klassenlehrerin. Kein bisschen "duckmäuserisch" auftreten, sondern bestimmt (aber natürlich freundlich). Hier muss eine Lösung gefunden werden! Die Schule kann auch eine weitere Gefährdungsmeldung an das Jugendamt machen (ob da schon Betreuung vorhanden ist, ist irrelevant; die Gefährdungsmeldung ist trotzdem sinnvoll, zeigt sie doch auf, dass trotz Betreuung Gefährdung besteht). Fruchtet das Gespräch in der Direktion nicht, ist die nächsthöhere Instanz (Schulbehörde) zu informieren...


    Auch wenn das Kind noch nicht strafmündig ist, kann NATÜRLICH trotzdem ein Straftatbestand vorliegen (Mobbing sowie Körperverletzung/gefährliche Drohung). Das muss ganz klar kommuniziert werden. Natürlich ist dann (theoretisch) auch eine Anzeige möglich... Dass jemand nicht strafmündig ist, schützt vor Konsequenzen nicht. Bestes Beispiel sind etwa Sachschäden (Vandalismus), für den dann natürlich die Eltern haften. In eurem Fall wird es dann "blöd/teuer" für die Familie des Jungen, wenn zB gesundheitlicher Schaden entsteht. Haftung/Schadensersatz ist dann Thema, wenn die Eltern der Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen sind.


    Das ist zB etwas, das man ganz klar kommunizieren kann: Anzeige ist möglich (und kann zugleich auch die "letzte Instanz" eurer Handlungen sein, wenn gar nichts anderes hilft). Für manche jüngere Kinder wirkt dieser "erste Kontakt mit der Polizei", die einem ins Gewissen redet, dann durchaus auch abschreckend.


    Ich bin generell ein Freund davon, solche Dinge (Messer, Bedrohungen, Prügeln) nicht auf die sprichwörtliche leichte Schulter zu nehmen, nur weil sie von Kindern kommen. Nicht strafmündig bedeutet eben mitnichten, dass kein Straftatbestand vorliegt. Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube...


    Damit man sich auch selbst dahingehend nicht unredlich verhält: Filmen/Fotografieren einer "Privatperson" auf öffentlichem Grund ist verboten, wenn man nicht vorher die Erlaubnis einholt. Im Falle einer Anzeige dürfe das auch gar nicht als "Beweismittel" genutzt werden, glaube ich. Davon würde ich absehen...


    ---


    An dieser Stelle noch ein letzter Tipp: Ich würde an deiner Stelle noch einmal probieren, doch die Eltern miteinzubeziehen. Solltest du minderjährig sein, wird es ohnehin schwierig bis kaum möglich sein, dass du die Dinge in die Hand nimmst. Das müssten schon die Erziehungsberechtigten tun. Solltest du volljährig sein, wäre eine Vollmacht durch die Eltern eventuell eine Möglichkeit...



    Alles Liebe!

  • Vielen Dank für die Antworten!
    Ich bin 23, also volljährig bin ich schon ein Weilchen. Ich hab auch das Glück, dass sich meine Eltern von mir ins Gewissen reden lassen, denn jetzt haben wir am Mittwoch einen Termin bei der Rektorin - eher ging leider nicht.
    Aber zumindest ist das jetzt schon einmal ein weiterer Schritt.

  • Ah super, dann ist der nächste Schritt ja schon geschafft... Nicht vergessen: Freundlich, aber bestimmt. Nicht klein beigeben. Auf eine Lösung beharren, mit der ihr leben könnt. Anzeige als "das letzte, das man möchte" deklarieren. Sehr deutlich machen, dass es hier nicht um Kavaliersdelikte geht.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!