Sprachbeeinträchtigung - wie können Eltern ihre Kinder fördern? (Teil I)

  • Der Erwerb der Sprache ist eine der wesentlichen Kompetenzen, die Kinder in frühen Jahren lernen.
    Sprache ist das Mittel, um mit anderen Menschen in Kontakt zu sein. Über Sprache werden Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse anderen Menschen mitgeteilt. Durch die gemeinsame Sprache werden Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen verstanden. Erfahrungen und Erlebnisse werden über Sprache ausgetauscht.
    In fast allen Schulfächern ist Lesen und Schreiben gefordert, was ohne Sprache nicht möglich ist und auch im beruflichen Alltag ist der Umgang mit Sprache erforderlich.

    Wie lernen Kinder Sprache?


    Kinder lauschen auf die Sprache der Eltern und "kopieren", was sie hören. Beim Erwerb der Sprache sind Eltern also wichtige Vorbilder und Lehrer. (Das Kind spricht nur so gut wie seine Eltern! :rolleyes: )


    Der Spracherwerb läuft dabei im wesentlichen in folgenden grob eingeteilten Phasen ab:

    • 02 - 12 Monate: 1. und 2. Lallphase (das Kind bildet verschiedene Laute, noch keine Wörter)
    • 12 - 18 Monate: Einwortsätze (das Kind bildet Wörter, um Wünsche mitzuteilen, z. B. "Ball" für "ich möchte den Ball haben")
    • 18 - 24 Monate: Zwei- und Mehrwortsätze (Das Kind hängt zunächst zwei, später mehrere Wörter hintereinander, z.B. "Ich Ball", "Ich Ball haben")
    • 02 - 05 Jahre: Das grammatikalische Verständnis entwickelt sich ("Ich möchte den Ball haben")
    • 04 - 05 Jahre: Die Sprachentwicklung ist weitestgehend abgeschlossen

    Wie bei allen Entwicklungsschritten ist auch der Spracherwerb individuell und jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Die genannte Übersicht ist daher nur zur groben Orientierung gedacht. Auch wenn andere gleichaltrige Kinder besser sprechen als das eigene Kind, bedeutet dies noch nicht, dass eine Sprachstörung vorliegen muss. Verzögerungen in der Sprachentwicklung können manchmal sehr schnell aufgeholt werden.


    Wenn Eltern sich unsicher sind, ob die Sprachbeeinträchtigung sich im normalen Bereich bewegt, oder ob eine Sprachstörung vorliegt, sollte dies unbedingt von dem Kinderarzt überprüft werden. Beim Vorliegen einer Sprachstörung ist es anzuraten, frühzeitig mit einer gezielten Förderung (z. B. in einem Kindergarten mit Schwerpunkt Sprachförderung oder durch eine logopädische Behandlung) zu beginnen, da in frühen Jahren die Beeinträchtigung der Sprachkompetenz wesentlich schneller und einfacher zu korrigieren ist als in späteren Jahren.


    Als Eltern kann man (vorausgesetzt, es liegt keine organische Einschränkung vor) durch eine Vielzahl von Spielen und spielerischen Fördermöglichkeiten die Entwicklung der Sprach- und Sprechfähigkeit des Kindes fördern! (siehe Teil II)



    Anne

  • Einschränkungen in der sprachlichen Fähigkeit haben nicht nur
    negative Auswirkungen auf die Kommunikation. Da das Umfeld auf die
    eingeschränkte Sprachfähigkeit reagiert, führt dies oftmals auch zu
    Ausgrenzung und Isolation. Das Selbstwertgefühl des Kindes ist
    beeinträchtigt oder es kommt zu aggresiven Verhaltensweisen, weil sich
    das Kind mit seinen Gefühlen nicht richtig ausdrücken kann. Die
    schulischen Leistungen werden ebenfalls beeinträchtigt.


    Durch unterschiedliche Spiele und spielerische Fördermöglichkeiten
    können Eltern ihre Kinder beim Erlernen der Sprache unterstützen.
    Hilfreich sind alle Spiele, die dazu motivieren, zu sprechen. Für den
    Erwerb der Sprache sind aber auch eine gute Merkfähigkeit (das Kind merkt sich den Begriff, den die Mutter für den Gegenstand benutzt hat), eine gute Wahrnehmung (das Kind ist in der Lage den Begriff, den die Mutter für den Gegenstand benutzt hat, richtig zu hören), eine gute Konzentration (das Kind ist in der Lage, sich darauf zu konzentrieren, was die Mutter sagt und was es selbst spricht) und eine gute allgemeine und spezielle Sprechmotorik
    erforderlich. Spiele, die diese Fähigkeiten trainieren wirken sich
    daher auch postiv auf das Erlernen der Sprache und des Sprechens aus.


    Vielleicht haben Sie Lust, auf folgende Art und Weise Zeit mit Ihrem Kind zu verbringen:


    • Bilderbücher anschauen (Vorlesen und das Kind motivieren, zu erzählen, was es auf den Bildern sieht)
    • Bücher gemeinsam lesen (für ältere Kinder, abwechselnd liest man sich aus einem Buch vor)
    • Ich packe meinen Koffer
      (der erste Spieler beginnt und sagt "Ich packe meinen Koffer und nehme
      eine Zahnbürste mit", der zweite Spieler muss wiederholen, was der erste
      gesagt hat und dann einen neuen Gegenstand hinzufügen "Ich packe meinen
      Koffer und nehme eine Zahnbürste und ein Kuscheltier mit" usw.)
    • Ich sehe was, was du nicht siehst (Spielregeln sind, denke ich, bekannt! :) )
    • Geschichte ohne Ende
      (ein Spieler beginnt eine Geschichte zu erzählen und hört nach dem
      ersten Satz auf, z .B. "Es war einmal vor langer Zeit ...", der nächste
      Spieler setzt die Geschichte nach seiner eigenen Fantasie mit auch einem
      Satz fort "... da lebte eine wunscherschöne Prinzessin in einem
      Schloss..." usw.
    • Memory
    • Geräusche raten I
      (kleine Gegenstände, die das Kind vorher gesehen hat, werden in
      unterschiedliche undurchsichtige Dosen gesteckt und diese dann
      verschlossen. Dann wird eine der Dosen geschüttelt und das Kind soll
      erraten, welcher Gegenstand in der Dose ist.)
    • Geräusche raten II
      (bei geöffnetem Fenster die Augen schließen und darauf lauschen, welche
      Geräusche zu hören sind, hinterher das Gehörte zusammentragen)
    • Wattepusten

    Sicher fallen Ihnen noch viele ähnliche Spiele ein! Teilen Sie doch gerne Ihre Anregungen und Spielideen mit!


    Viel Spaß beim Spielen!



    Anne

  • Heute ist der 9. Bundesweite Vorlesetag!


    Organisiert wird der Vorlesetag von der Deutschen Bahn, der Zeitung Die Zeit und Stiftung Lesen.
    An vielen Orten in der gesamten Bundesrepublik werden daher Vorleseveranstaltungen für Kinder durchgeführt.


    Ziel des Vorlesetages ist es, die Lesekompetenz der Kinder zu fördern, dadurch Bildungschancen zu eröffnen und bei den Kindern die Freude am Lesen zu wecken.


    Vielleicht gibt es auch eine Veranstaltung in Ihrer Nähe, die Sie heute mit Ihrem Kind/Ihren Kindern besuchen können. Oder Sie nehmen selbst ein schönes Buch zur Hand und machen mit Ihren Kindern einen gemütlichen Lese- oder Vorlesenachmittag.


    Viel Freude beim Lesen wünscht


    Anne

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