Hilfestellung in der 2. Sprache...?

  • Guten Tag!
    Ich habe eine Frage dazu wie und wie weit ein Kind evt. extra Hilfe in der zweiten (nicht Mutter-) Sprache bekommen kann und wenn ja wie man Kinder am besten unterstuetzen koennte.


    Unser Sohn (4 Jahre) ist in Norwegen geboren und waechst in Norwegen auf. Zu Hause sprechen wir deutsch (Muttersprache beider Elternteile), im Kindergarten und mit norwegischen Freunden wird natuerlich norwegisch gesprochen.
    Unser Junge geht seitdem er ca. 18 Monate alt ist jeden Vormittag in den Kindergarten, da er zu der Zeit mehr und mehr sprach, so dass wir uns dazu entschlossen ihn in den Kindergarten gehen zu lassen (die meisten fangen hier mit 10-12 Monaten im Kindergarten an... (ich fand schon 1,5 Jahre SEHR frueh, aber er geht und ging immer gerne hin)).
    Kuerzlich waren wir vor seinem 4. Geburtstag zur U8 in Deutschland und der Kinderarzt sagte, dass unser Sohn ueber einen wesentlich groessen Wortschatz verfuegt als Kinder normaler Weise in diesem Alter und das er auffaellig komplexe Saetze und Zusammenhaenge richtig "von sich gibt". Wir haben schon immer viel vorgelesen, und Zeit genommen um zu erklaeren und zu besprechen und das zeigt sich vielleicht darin.


    Im norwegischen liegt er laut Aussage des Kindergartens im ganz normalen Bereich, aber wir sehen das es ihn verunsichert wenn er sich im Kindergarten nicht so ausdruecken kann wir er moechte. Es kann bspw. sein, dass wir am Wochenende etwas unternehmen, fuer das ihm dann die norwegischen Vokabeln fehlen, weil er sie noch nicht gehoert/ gelernt hat und wenn er dann versucht zu erklaeren was er meint ist gerade im Kindergarten oft nicht die Zeit, in Ruhe zuzuhoeren... und beim Erzaehlen zu helfen.
    Unser Junge ist an sich sehr freundlich, fuersorglich und froehlich, kann sich wohl im Kindergarten trotz aller Gutmuetigkeit durchsetzen wenn es sein muss, aber es entstehen taeglich Situationen, in denen er, wenn er etwas evt. nicht versteht, abwarten muss um zu sehen, was passiert um dann erst mitmachen zu koennen (waehrend alle anderen schon losgestuermt sind) und das fuehrt dazu das er auf eine Art und Weise auch sehr zurueckhaltend und auch manchmal einfach unsicher ist. Ich kann das sehr gut verstehen, denn selbst fuer uns Erwachsene entstehen solche Situationen nach 7 Jahren im Ausland, aber irgendwann ist man selbstbewusst genug um nachzufragen ;)


    Was koennen wir tun um unseren Sohn zu unterstuetzen?
    Unsere Idee war es bspw. Buecher, die er auf deutsch kennt auch auf norwegisch vorzulesen...?
    Bei uns wird wenig ferngesehen und unser Sohn findet es natuerlich toll wenn er bspw. mal "Wir Kinder aus Bullerbue" o.ae. sehen darf, vielleicht sollten wir da ab und zu mal die norwegische Version anstellen?


    Er fragt immer mehr "Was heisst XY auf norwegisch?" und wir wuerden ihn gerne unterstuetzen, aber das muss sehr "nebenbei" passieren. Haben Sie vielleicht Ideen oder gute Ratschlaege fuer uns?
    In anderen auslaendischen Familien sprechen die KInder unternander auch oft norwegisch, leider fehlen bei uns bis jetzt ungewollt Geschwisterkinder und damit diese Art des Austausches. Vielleicht muessen wir einfach abwarten, bis er so nach und nach das aufholt, was er im deutschen schon laengst kann?


    Ueber Ihre Meinung und Tipps wuerden wir uns sehr freuen!
    Mit freundlichen Gruessen, Niniel

  • Hallo Niniel,


    herzlich willkommen im Forum und vielen dank für Ihre Anfrage.


    Es ist schön, zu lesen, dass Ihr Sohn so sprachbegabt ist. Denn es ist nicht unbedingt selbstverständlich, dass er in seiner Muttersprache seinem Alter voraus ist und in der Zweitsprache ebenfalls im Normbereich liegt. Ich kann aber auch verstehen, dass es ihn verunsichert, dass er manches nicht sofort versteht, da er dieses aus seiner Muttersprache nicht kennt. Dass Sie sich für eine zweisprachige Erziehung entschieden haben und ihm nun mit dem Norwegisch helfen möchten, finde ich sehr schön. Auch finde ich den Ansatz, ihn spielerisch im Alltag nebenbei zu fördern, einen guten Gedanken. Ihr Sohn hat offenbar ein starkes Bedürfnis zu lernen. Wenn dieser Lernwille vom Kind selbst kommt, ist es immer gut, diesem Bedürfnis auch nachzukommen.


    Die Ideen, die Sie schon geäußert haben, finde ich sehr gut und hilfreich. Kinder erlernen die Sprache, in dem sie sie hören (durch Vorlesen, in Filmen, in Gesprächen) und durch viel Sprechen. Alles, was den Kontakt mit norwegischer Sprache fördert, hilft ihm also, die Sprache besser zu lernen und seinen Wortschatz zu erweitern. Wichtig ist immer, dass eine Sprache nicht nur durch andere Kinder gelernt wird, weil es förderlich ist, dass der "Lehrende" über ein größeres sprachliches Repertoire verfügt. In Ihrem Fall sind das dann ja die Mitarbeiterinnen des Kindergartens.


    Bekannte Bücher auf Norwegisch vorzulesen oder entsprechende kindgerechte Filme anzusehen, sind da eine gute Idee. Gut finde ich aber auch, wenn die Kinder nicht nur zuhören, sondern auch sprechen. Dafür bieten Spiele immer gute Anregungen. Das können Ratespiele wie "Ich sehe was, was du nicht siehst" oder "Kofferpacken" (ein Spieler sagt: "Ich packe meinen Koffer und nehme eine Zahnbürste mit", der nächste Spieler wiederholt den Satz und fügt einen neuen Gegenstand dazu wie z.B. "Ich packe meinen Koffer und nehme eine Zahnbürste und meinen Teddy mit", usw.), Stille Post oder ähnliche Spiele sein. Auch Spiele wie Memory sind dafür gut geeignet.


    Ich denke außerdem, dass es für Ihren Sohn hilfreich ist, wenn Sie ihm erklären, dass es nicht schlimm ist, dass er manches nicht versteht und dass es Ihnen manchmal auch so ergeht. Ermuntern Sie ihn, immer wieder nachzufragen, so wie Sie selbst es auch tun.


    Wenn Sie mögen, melden Sie sich gerne wieder. Ich würde mich freuen!


    Alles Gute für Sie und Ihre Familie wünscht


    Anne

  • Liebe Anne,
    vielen Dank für Ihre schnelle Antwort und die weiteren Tipps. Wir werden auf jeden Fall mal ausprobieren "Kofferpacken" und "Ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst" auf norwegisch zu spielen- perfekt für Autofahrten!


    Vor ein paar Tagen hatten ich folgendes kurzes Gespräch mit meinem Sohn:
    Kind : "Mama, Benjamin ist richtig groß, der ist schon größer als mich!"
    Mutter: "So groß...? Meinst Du er ist vielleicht auch schon größer als ich?"
    Kind: "Nein Mama, Du bist größer als ihm!"


    Ich mußte schon ein wenig lachen, in diesem Fall ging es wirklich mehr als drunter und drüber, aber da sieht man mal, was für eine große Herausforderung es ist, schon eine Sprache wirklich gut und richtig zu lernen. ;)


    Herzliche Grüße und vielen Dank,
    Niniel

  • Hallo Niniel,


    danke für die freundliche Rückmeldung.


    Ja, immer das richtige Wort zu erwischen ist nicht ganz leicht :D. Selbst uns Erwachsenen passiert es ja dann und wann, dass wir da etwas durcheinander bringen - vor allem, weil die deutsche Sprache grammatikalisch ja auch nicht die leichteste ist. Wie sieht es denn mit der norwegischen Sprache aus? Ist diese leicht zu lernen?


    Ich wünsche Ihnen unterhaltsame Autofahrten,.....!


    Anne

  • Hallo Anne,
    zum Glück ist für uns das Deutsche ja noch leicht und vieles wird automatisch richtig gelernt, aber Possesivpronomen und Präpostionen haben so ihr Tücken...


    Norwegisch ist leichter, grammatikalisch nicht so umfassend wie das Deutsche (weniger Kasus, weniger verschiedene Pronomen u.s.w.) und in vielem dem Englischen ähnlich.
    Es werden viel einfachere Satzgefüge gebildet als im Deutschen, es ist unüblich viele Nebensätze zu verwenden- für mich fühlt sich das manchmal etwas unbeholfen oder kindlich an :D
    Die Artikel sind anders als im Deutschen und werden in der bestimmten Form an das Subjekt angefügt, das übernimmt unser Sohn ab und zu auch im Deutschen ("en bok" ein Buch- "boken" das Buch kann bei uns schon Mal so verwendet werden "Ich hole schon mal Buchen.")
    Die größte Herausforderung war zu Beginn, dass jede Region einen eigenen Dialekt hat und auch wirklich ganz unterschiedliche Worte für das Gleiche nebutzt werden. (reiler/ husker/ disser- alles heißt "schaukeln" je nachdem in welcher Gegend man sich gerade befindet. Da wird ganz deutlich, dass es noch nicht lange selbstverständlich ist, sein Dorf auch einfach mal zu verlassen... :rolleyes:)
    Die Norweger Verstehen sowohl die Dänen als auch die Schweden wenn jeder in seiner Sprache spricht. Ich habe zuerst in einem Büro mit Norwegern, Dänen und Schweden gearbeitet und für mich war es zuerst fast nicht möglich herauszufiltern, wer denn nun welche Sprache spricht 8| :D


    Alles in allem ist Norwegisch schnell und nicht schwer zu erlernen, zumindest dauert es zu Beginn nicht lange, bis man Gesprächen folgen und sich selber äußern kann. Und: es klingt einfach irgendwie niedlich. Wer aus Spaß an der Freude eine neue Sprache lernen möchte und Skandinavien mag, der trifft mit Norwegisch oder Schwedisch eine gute Wahl mit bestimmt schnellem Erfolg.


    Viele Grüße und weiterhin einen schönen Tag!
    Herzliche Grüße von Niniel :)

  • Hallo Niniel,


    herzlichen Dank für die kurze Einweisung in das Norwegisch :thumbup: ! Ich habe vermutet, dass die norwegische Sprache leichter zu lernen ist. Das macht es Ihrem Sohn dann vielleicht ein bisschen leichter.


    Ich hatte mal eine finnische Praktikantin. Sie konnte kein deutsch, ich kein finnisch. Die Kommunikation lief dann in einer Mischung aus finnisch, deutsch, englisch, Hände und Füße. Aber ich glaub, wir haben uns irgendwie verständigen können :whistling:.


    Viele Grüße,


    Anne

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