Psychotherapeutische Ansätze

1. Psychotherapie – eine Definition

Psychotherapie ist eine wissenschaftlich anerkannte Methodik, die zur Behandlung psychischer Erkrankungen stattfindet. Diese psychischen Erkrankungen können vielfältiger Gestalt sein, alleinstehend auftreten, aber ihr Erscheinungsbild auch in Kombination mit anderweitigen, meist körperlichen Krankheitsbildern entfalten. Kernelement der psychischen Erkrankungen ist die Einschränkung in der eigenen Lebensführung. Psychotherapie wird von ausgebildeten Psychotherapeuten angewendet und findet geplant und zielgerichtet statt.

 

 

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Sind Kinder die Adressaten der Psychotherapie, so ist eine nochmals gesondert geschulte Fachkraft, der so genannte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, gefordert. Betroffene Kinder gelten als seelisch erkrankt oder leiden an einer körperlichen Beeinträchtigung, die seelische Probleme nach sich zieht oder nach sich ziehen kann. Da die meisten psychischen Erkrankungen von Kindern auch direkte Auswirkungen auf das Familienleben haben und häufig mit Konflikten im familiären Gefüge einhergehen, werden in die Psychotherapie auch die direkten Bezugspersonen des betroffenen Kindes eingebunden.

Meist sind es ohnehin Probleme im familiären und sozialen Zusammensein, die den Eltern der zu behandelnden Kinder auffallen und damit den Anstoß für die Einleitung einer psychologischen Diagnostik geben. Inwiefern dann tatsächlich eine Psychotherapie gefragt ist, hängt natürlich von den auftretenden Symptomen und der Diagnose, spricht dem jeweiligen Störungsbild, ab.

 

2. Anwendungsgebiete der frühkindlichen Psychotherapie

Der Weg eines Kindes in die Psychotherapie ist ein solcher, der stets über die Eltern gegangen werden muss. Doch ehe diese sich zu einer solchen Entscheidung durchringen, wird in der Regel zunächst ein langwieriger und für alle Beteiligten oft schmerzhafter Prozess durchlebt. Denn am Anfang steht schlichtweg eine Auffälligkeit, die Eltern nicht selten „wegzuerziehen“ versuchen.

Erst wenn man damit scheitert oder die Probleme einen unerträglichen Umfang annehmen, wird Hilfe gesucht und dann auch in Anspruch genommen. Dabei könnte man einiges an schlimmen Erfahrungen ersparen, würde man rechtzeitig professionelle Stellen kontaktieren. Denn zumeist zeigen sich psychotherapeutische Indikationen in typischen Erscheinungsformen:

 

2.1 Ängste

Zwar haben viele Kinder Ängste, in manchen Fällen können diese jedoch ein überzogenes Ausmaß annehmen. Wenn aus der Angst im Dunkeln ein Panikanfall zu werden scheint oder die Angst vor Fremden jeden Kontakt zu unterbinden droht, dann ist Hilfe gefragt. Ängste in psychotherapeutischer Dimension fangen üblicherweise klein und unscheinbar an und nehmen dann kontinuierlich an Intensität zu, ehe sie sich im gesamten Alltag „breit machen“.

 

2.2 Zwänge

Kindliche Zwänge zeigen sich in immer wiederkehrendem Verhalten, wobei das Kind dabei den Anschein erweckt, einem inneren Drang zu folgen und sein Verhalten nicht abstellen zu können. Ständiges Waschen, das immer wiederkehrende Berühren einzelner Gegenstände, die stete Kontrolle bestimmter Gegebenheiten seien als Beispiele genannt.

 

2.3 Schlafstörungen

Wahrscheinlich leidet jedes Kind irgendwann einmal an Schlafstörungen. Allerdings können diese ein behandlungsbedürftiges Ausmaß annehmen. Die Kinder können entweder schlecht einschlafen oder wachen nach einer gewissen Zeit auf und schaffen es dann nicht, wieder in den Schlaf zu finden. Vielleicht setzten sie auch alles daran, eben nicht mehr einzuschlafen.

Dieses Verhalten ist oft mit Ängsten verbunden, kann aber auch im Zuge von traumatischen Erlebnissen auftreten. Eine besonders schwierige Form der Schlafstörungen ist der so genannte Pavor Nocturnus, der Nachtschreck, bei dem die Kinder mitten in der Nacht zu schreien und weinen beginnen und in einen Zustand, der weder als schlafend noch als wach bezeichnet werden kann, verfallen.

 

2.4 Enuresis

Mit Enuresis wird das nächtliche Einnässen, also das so genannte Bettnässen bezeichnet. Dabei lassen die Kinder nachts unkontrolliert Urin, obwohl sie aufgrund ihres Alters und ihrer Entwicklung bereits in der Lage sind, die Harnblasenfunktion zu steuern. Dieser Zustand hat nichts mit vermehrter Flüssigkeitsaufnahme, zu tiefem Schlaf oder Faulheit zu tun, sondern ihm liegt oftmals eine tiefgreifende psychische Problematik, meist verursacht durch äußere Einflüsse, zugrunde. Aus diesem Grund ist weder mit Belohnung noch mit Strafe sondern einzig mit einer Therapie der Enuresis zu begegnen.

 

2.5 Essstörungen

Wenngleich die typischen Essstörungen wie Bulimie, Magersucht und Adipositas zumeist innerhalb der Pubertät ihren Höhepunkt haben, so können dennoch auch Kleinst- und Kleinkinder von diesem Krankheitsbild betroffen sein. Es kann sich in einem unkontrollierten Essverhalten zeigen, zumeist dann, wenn die betroffenen Kinder bereits auf irgendeine Art mit Hungern in Verbindung gekommen sind. Oder aber die Kinder verweigern die Nahrungsaufnahme, was bereits bei Säuglingen der Fall sein kann und nicht bagatellisiert werden sollte.

 

2.6 Trauma

Für Kinder, die ein Trauma in irgendeiner Form erleben mussten, ist es zwingend notwendig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dieses Trauma kann der Kontakt zu Krankheit und Tod darstellen, aber auch durch den Verlust einer Bezugsperson inszeniert sein. Auch Umbrüche im gewohnten Lebensalltag können einem traumatischen Erlebnis gleich kommen.

Die daraus resultierenden Problematiken treten auf verschiedene Art zu Tage und können sich beispielsweise sowohl in expansivem als auch in zurückhaltendem Verhalten zeigen. Da traumatische Störungen unberechenbar sind, ist es umso wichtiger bereits präventiv unmittelbar nach dem erlebten Trauma psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

 

2.7 Verhaltensauffälligkeiten

Viele Kinder weichen in ihrem Verhalten von den geltenden Normen ab. Manche sind zurückgezogen, andere wiederum extrovertiert. Manch einer ist kontaktfreudig, andere wiederum scheu. Ebenso zeigt ein Kind übermäßige Aggressionen während ein anderes Kind die typische Opferrolle innehat. Es gibt kaum ein Kind, das nicht in irgendeiner Form in seinem Verhalten auffällig ist.

Nichtsdestotrotz sollte man dieses Thema nicht als unwichtig abtun, denn wenn das entsprechende Verhalten in ein Extrem abrutscht, dann leidet nicht nur die Außenwelt, sondern vor allem auch das betroffene Kind. Auch dieses Problem kann bereits in den ersten Lebensmonaten auftreten, nämlich bei Kindern, die gerne als Schreikinder bezeichnet werden sowie wenn das häufig benannte „Fremdeln“ zu massiven Lösungsproblemen von der Bezugsperson führt.

 

2.8 Probleme in Konzentration, Ruhe und Lernen

Der allgegenwärtige Begriff der heutigen Zeit für Kinder, die sich nur schwer konzentrieren können, Probleme mit Beschäftigung in Ruhe haben und Lerndefizite aufweisen, ist ADHS, das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit Hyperaktivitätszeichen – der berühmte Zappelphilipp. Ob und in wie weit ein Kind tatsächlich an dieser Krankheit leidet, ist Bestandteil eines psychiatrischen Diagnoseverfahrens.

Fakt ist jedoch, dass Kindern, die sich wahrhaftig nur schwer konzentrieren können und auch im Lernverhalten Probleme, zumeist in einzelnen Bereichen, haben, zwingend eine entsprechende Diagnostik und gegebenenfalls auch Therapie zukommen gelassen werden sollte.

 

2.9 Affektive Störungen

Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt – dieses Sprichwort trifft es wie kaum ein anderes, wenn Kinder an einer affektiven Störung leiden. Sie können zu tiefst traurig sein aber auch überschwänglich bis hin zu manisch. Glücklicherweise sind Depression und Manie im frühen Kindesalter eine Seltenheit, nichtsdestotrotz sollte man derartigen Symptomen stets auf den Grund gehen.

 

Gemäß den Ergebnissen einer internationalen Studie leiden rund 20 % aller Kinder an einer psychischen Erkrankung. Bei etwa 6 % von ihnen ist eine Behandlung angezeigt.

 

 

Psychotherapie-Grafik

 

3. Psychotherapeutische Ansätze im Überblick

Wie der bisherige Überblick gezeigt hat, gibt es zahlreiche Möglichkeiten seelischer Erkrankungen. Und auch wenn sie zumeist durch gewisse Grundsymptomatiken charakterisiert sind, so zeigen psychische Krankheitsbilder doch häufig eine individuelle Erscheinung. Entsprechend kann es nicht eine Form der Psychotherapie geben. Stattdessen müssen gerade in der Arbeit mit Kindern verschiedene psychotherapeutische Ansätze zur Anwendung kommen.

 

3.1 Gesprächstherapie

Die Gesprächstherapie ist das Kernelelement psychotherapeutischer Behandlungsansätze und basiert auf der aktiven Gesprächsführung über die Lebenswelt, die Probleme und Ressourcen des Betroffenen. Sie bedient sich der Sprache als zentrales Medium, weshalb eine gewisse geistige Entwicklung vorausgesetzt werden muss. Deshalb ist die Gesprächstherapie zwar ein Teil fast aller psychotherapeutischen Behandlungen, kommt als alleinstehende Methodik jedoch frühestens im späten Kindergartenalltag zur Anwendung.

 

3.2 Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie ist ein Konzept, welche das pathologische, also das unerwünschte Verhalten ins Zentrum stellt. Zwar wird es grundsätzlich auch in seiner Ursache erforscht, allerdings geht es vielmehr darum, eben die Pathologie abzustellen. Gerade im Kontext von Ängsten kommt die Verhaltenstherapie zum Einsatz und bedient sich konfrontativer Mittel. Ein Kind, das also Angst vor Menschen hat, wird Schritt für Schritt an den Kontakt mit ihnen herangeführt.

 

3.3 Tiefenpsychologie

Der Tiefenpsychologie liegt die Annahme zugrunde, dass jede seelische Erkrankung eine Ursache haben muss. Entsprechend kann eine Therapie nur dann Erfolg haben, wenn der Auslöser der psychischen Störung behoben wird. Folglich steht zunächst das Herausfinden eben dieser Ursache im Fokus, im späteren Verlauf dann deren Beseitigung und daraus resultierend die Genesung.

 

3.4 Traumatherapie

Bei der psychotherapeutischen Begleitung von traumatisierten Menschen ist Fingerspitzengefühl gefragt, insbesondere dann, wenn die Betroffenen Kinder sind. Selbstverständlich muss sich der Therapeut zunächst ein exaktes Bild von der traumatischen Situation verschaffen und anschließend mit psychologischen Mitteln versuchen, dem Kind nicht bei der Verdrängung sondern bei der Integration des Erlebten in das eigene Leben zu helfen.

Am Beispiel: Verliert ein Kind durch einen Unfall einen Elternteil, so ist natürlich darauf einzugehen, was dieses Ereignis in dem Kind ausgelöst hat. Dies können Verlustängste sein oder aber auch Kontrollzwänge. Nun muss jedoch zunächst ein Weg erarbeitet werden, der es dem Kind ermöglicht seinem Elternteil ein Andenken zu bewahren und von nun an den Verlust als Teil der eigenen Lebensgeschichte anzunehmen.

Erst danach können die Auswirkungen, also Ängste und Zwänge, angegangen werden. Die Komplexität dieser Thematik macht die Traumatherapie zu einer langwierigen Angelegenheit, die gerade in der Arbeit mit Kindern oft an ihre Grenzen stößt. Auch der Umgang mit Verdrängtem wird zum Teil der Psychotherapie, so dass gegebenenfalls anderweitige Ansätze, wie zum Beispiel die Hypnosetherapie, zum Einsatz kommen müssen. Nichtsdestotrotz ist eine adäquate Traumatherapie gerade bei Kindern unabdingbar.

 

3.5 Musiktherapie

Kinder im vorschulischen Alter und jünger tun sich immens schwer damit, ihre seelischen Zustände in Worte zu fassen. Nicht selten resultiert aus dieser Tatsache eine Reihe an Verhaltensauffälligkeiten. Außerdem ist es natürlich auch schwer, diese Kinder mit Worten zu erreichen. Es müssen also alternative Formen des Ausdrucks und der Ansprache gefunden werden.

Eine davon stellt die Musiktherapie dar, die aktiv und passiv gestaltet werden kann. In der aktiven Musiktherapie musizieren die Kinder selbst und bringen damit ihre Emotionen zum Ausdruck beziehungsweise finden für sich darin einen Ausgleich. Dies setzt jedoch ein gewisses Alter voraus. Die passive Musiktherapie „berieselt“ die Kinder hingegen und spricht damit über den Hörsinn ihre Emotionen an.

 

3.6 Spieltherapie

Die Spieltherapie entstammt der gleichen Sparte wie Kunst- und Musiktherapien und soll eine alternative Ausdrucksform anbieten. Sie ist gerade im Bereich der frühkindlichen Psychotherapie der adäquate Ersatz für gesprächstherapeutische Ansätze. Geschulte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten nutzen die Spieltherapie als Diagnoseverfahren, in dem das Spiel die Sprache ersetzt und sie auf diesem Weg Zugang zum emotionalen Leben und Erleben der Kinder erhalten.

 

3.7 Kunsttherapie

Die auf Kreativität basierenden Therapieformen werden um die Kunsttherapie ergänzt, die bei Kindern angewendet werden kann, die aufgrund ihrer geistigen Entwicklung in der Lage sind, Gedanken und Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken. Dann nämlich wird durch Malen, Basteln, Gestalten, Konstruieren und viele anderweitige künstlerische Tätigkeiten versucht, Zugang zum betroffenen Kind zu finden und diesem eine alternative Ausdrucksform zu bieten. Auch in der Behandlung kann mit der Kunsttherapie gearbeitet werden.

 

3.8 Lichttherapie

Die Lichttherapie ist eine spezielle Behandlungsform, die gerade bei Kindern mit affektiven Störungen große Erfolge jenseits der medikamentösen Behandlung verspricht. Schließlich haben depressive Störungen ihren Höhenpunkt zumeist in der dunklen Jahreszeit, in der sich das berühmte schwarze Loch aufzutun scheint.

Die Kinder sind traurig, schwer motivierbar, leicht reizbar und zeigen viele weitere, für Depressionen typische Symptome. Ihnen ist oft nur mit entsprechenden Medikamenten zu begegnen. Eine Alternative zu diesen kann die Lichttherapie darstellen, bei der gut dosiert das Kind mit Licht bestrahlt wird. Auf diese Art lässt sich der Gemütszustand deutlich anheben.

 

3.9 Tiergestützte Therapie

Die tiergestützte Therapie ist sozusagen das Highlight der Psychotherapie und bedient sich dem Einsatz von Tieren zur Diagnose und Genese psychischer Erkrankungen. Aufgrund der Verwendung verschiedener Tierarten spricht sie zahlreiche Krankheitsbilder und Kinder jeden Alters an. Die berühmten Vertreter der tiergestützten Therapie sind die Therapiehunde, Delfintherapie und therapeutisches Reiten.

 

Neben den hier genannten therapeutischen Elementen gibt es natürlich noch viele andere psychotherapeutische Ansätze, die alle aufzuzählen den Rahmen sprengen würden. Außerdem bedient sich die Psychotherapie auch anderweitiger Therapieformen wie der Logopädie, der Physiotherapie oder der Ergotherapie. Hier ist eine Arbeit Hand-in-Hand obligatorisch.

 

4. Psychotherapie: Ja oder Nein?

Während bei vielen anderen Formen der frühkindlichen Therapie die Eltern sofort zur Kooperation bereit sind, tun sich die meisten enorm schwer mit dem Einleiten einer Psychotherapie für ihr Kind. Dies liegt sicher daran, dass der gesamte Sektor arg mit Vorurteilen belastet ist, aber auch dass gerade Laien nur schwer mit den teils suspekt anmutenden Diagnose- und Behandlungsverfahren umgehen können. Die damit einhergehende Hemmschwelle sollte jedoch dringend abgebaut werden, da trotz allen Negativpunkten die frühkindliche Psychotherapie große Chancen birgt.

 

4.1 Die Chancen

  • frühzeitiges Erkennen und Behandeln seelischer Erkrankungen mit der Vermeidung von Spätfolgen
  • Einbeziehung des familiären und sozialen Umfelds
  • erkennen von Problemen in der jeweiligen Lebenswelt
  • Behandlungsoption jenseits der medikamentösen Therapien
  • Methodenvielfalt
  • langfristig angelegte Therapieform mit einer kontinuierlichen Betreuung
  • ambulant und stationär je nach Bedarf realisierbar

 

4.2 Die Grenzen

  • es existieren nur wenige Fachpraxen für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, woraus entsprechend lange Wartezeiten resultieren
  • häufig für Laien undurchschaubares Diagnose- und Therapieverfahren
  • aktive Mitarbeit des sozialen und familiären Umfelds erforderlich
  • Therapieerfolg nur bei langfristiger Behandlung gegeben
  • manchmal nur eine ergänzende Maßnahme zur medikamentösen Primärtherapie
  • stark mit Vorurteilen belastetes Behandlungsfeld, wodurch Hemmungen gegenüber der Kontaktaufnahme entstehen

 

5. Kosten und Kostenübernahme

5.1 Krankenkassen

Psychotherapie ist ein medizinisches Behandlungsverfahren, welches entsprechend der Kostenübernahme durch die Krankenkassen obliegt. Aber leider nicht immer. Elementare Grundvoraussetzung ist, dass der ausgewählte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut über eine Kassenzulassung verfügt. Und auch das favorisierte Behandlungsverfahren muss hierzulande anerkannt sein. Sind diese Voraussetzungen gegeben, so muss vom behandelnden Arzt, sei es ein Kinderarzt, ein Neurologe oder ein Psychiater, eine Verordnung für Psychotherapie unter Benennung der Diagnose, des einzusetzenden Therapiemittels sowie der vorläufigen Therapiequantität ausgestellt werden. Mit diesem Dokument übernehmen gesetzliche Krankenkassen und Beihilfestellen die Kosten, bei PKV-Versicherten ist die Finanzierung vom abgeschlossenen Tarif abhängig.

 

5.2 Zusatzversicherungen

Nicht alle Fachkräfte im Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherepie sind im Besitz einer kassenärztlichen Zulassung. Schließlich kann eine entsprechende Fortbildung auch auf Basis der Heilpraktiker absolviert werden. In diesem Fall hilft der Abschluss einer Krankenzusatzversicherung weiter, die unter anderem Heilpraktikerleistungen beinhaltet. Doch Vorsicht bei einem Neuabschluss – vor Inanspruchnahme der Zusatzleistung ist eine Wartezeit zu überstehen.

 

5.3 Selbstzahlung

Werden die Kosten der psychotherapeutischen Behandlung nicht von der Krankenkasse übernommen und kann man auch keine kostentragende Zusatzversicherung vorweisen, so bleibt den Eltern die Möglichkeit die Behandlungseinheiten selbst zu finanzieren. Ein entsprechender Zahlungsplan sollte von der psychotherapeutischen Praxis erstellt werden können. In manchen Fällen ist die Krankenkasse bereit, nach erfolgreich abgeschlossener Behandlung einen Teil dieser Kosten zu erstatten.

 

5.4 Stiftungen und Verbände

Gerade die besonderen Therapieverfahren sind meist nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen enthalten. Dennoch muss man nicht gänzlich darauf verzichten. Vor allem im Bereich der tiergestützten Therapie im Kontext spezieller Erkrankungen, also zum Beispiel bei Autismus, gibt es Verbände und Stiftungen, die auf Antrag und Darlegung des besonderen Therapiebedarfs zumindest einen Teil der Kosten übernehmen. Derartige Institutionen finanzieren sich zumeist über Spendengelder.

 

5.5 Kostenfreie Angebote

Insofern im Rahmen einer Auffälligkeit in der seelischen Entwicklung eines Kindes zunächst eine unabhängige und allgemeine Beratung in Anspruch genommen werden soll, empfiehlt sich die Kontaktaufnahme zu psychologischen Beratungsstellen. Diese agieren zumeist kostenlos, können dann jedoch keine Therapie sondern lediglich eine Einschätzung der Situation anbieten. Hier finden also Rat suchende Eltern Hilfe.

 

6. Zuständigkeit und Ansprechpartner

Wer die richtige Anlaufstelle bei psychisch auffälligen Kindern ist, hängt zentral davon ab, welche Kostenübernahme angestrebt wird:

 

6.1 Geht es prinzipiell um eine unverbindliche Erstberatung, deren Notwendigkeit sich aus allgemeinen Verhaltensauffälligkeiten des Kindes ergibt, so können Eltern sich an psychologische Beratungsstellen wenden. Sie werden von kirchlichen, staatlichen und freien Trägern unterhalten und seien namentlich als Pro Familia, Donum Vitae und Kinderschutzbund genannt. Allgemein sind sie als Familienberatungszentren bekannt. Hier lässt sich zumindest feststellen, ob hinter der Auffälligkeit eine psychische Erkrankung oder vielleicht eine Fehlerziehung steckt.

 

6.2 Ein ähnliches Angebot wie die psychologischen Beratungsstellen finden Hilfe suchende Eltern bei den sozialen Diensten des Jugendamtes. Auch wenn hier keine Diagnostik oder Therapie betrieben werden kann, werden zumindest Kontakte zu professionellen Fachstellen vermittelt.

 

6.3 Hat sich ein psychisches Erkrankungsbild beim Kind bereits manifestiert und tritt mit aller Deutlichkeit zu Tage, so ist natürlich eine Kontaktaufnahme in medizinische Richtung angezeigt. Erster Ansprechpartner ist stets der Kinderarzt, der zu einem Kinderneurologen oder zu einem Kinderpsychiater zwecks Einleitung des Diagnoseverfahrens überweist.