Erziehungsmaßnahme: Erfolg

Sehr gut ist es, wenn die Eltern alternativ zu Lob und Belohnung einem Kind Erfolgserlebnisse verschaffen können. Der Erfolg geht nicht unmittelbar von den Eltern aus, sondern ist eine angenehme Konsequenz aus einem bestimmten erfolgreichen Verhalten heraus.

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Beispielsweise kann ein Kind, die in dem Unterricht erlernten Kenntnisse über Pilze beim Sammeln mit der Familie einsetzen.

Positive Auswirkungen:

  • Das Kind handelt nicht nur wegen Lob und Belohnung, sondern um der Sache willen
  • Das Kind lernt aufgrund einer sachbezogenen Motivation
  • Das Kind ist nicht vom Lob der Eltern abhängig
  • Das Selbstwertgefühl des Kindes wird gehoben

Der Erfolg ist eine Ermutigung, die mit zu den wichtigsten Elementen in der Erziehung von Kindern gehört.

Erfolg und Erfolgserlebnisse in der Erziehung

Neben einem Lob sind besonders Erfolgserlebnisse positive Verstärker für Kinder. Sie sind für die kindliche Entwicklung sogar noch wichtiger, weil das Kind durch sie an Selbstbewusstsein gewinnt. Es erlebt sich selbst als kompetent, wenn es etwas aus eigener Kraft erreicht und entwickelt Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten. Erfolgserlebnisse stellen also wichtige Motivationsfaktoren dar.

Bereits Kleinkinder streben danach, sich so viele Erfolgserlebnisse wie möglich zu verschaffen, weil sie dadurch auch ihre Autonomie stärken. Sie erleben und begreifen sich selbst immer mehr als Individuum und entwickeln eine erstaunliche Willensstärke wenn es darum geht, ihre Ziele zu verfolgen.

 

Dies lässt sich gut anhand eines exemplarischen Fallbeispiels aufzeigen:

Jonas ist 13 Monate alt und krabbelt bereits schnell und sicher durch die ganze Wohnung. Eines Tages beginnt er sich an Möbeln hochzuziehen und möchte kurze Zeit später auch an der Hand seiner Eltern seine ersten Schritte machen. Die haben jedoch nicht immer Zeit und Lust mit Jonas zu laufen. Also versucht er frei zu laufen. Zunächst gelingt es ihm nicht, mehr als zwei Schritte alleine zu machen. Er fällt auf den Po und verzieht das Gesicht. Es ist ihm anzusehen, dass er sich ärgert.

Aber Jonas gibt nicht auf. Er versucht es immer wieder und bereits kurze Zeit später kann er die kurze Distanz zwischen Wohnzimmertisch und Sofa alleine auf seinen eigenen zwei Beinen überwinden. Er strahlt und freut sich sichtlich, als ihm diese Leistung zum ersten Mal gelingt. Verstärkt wird seine Freude noch durch die Reaktion seiner stolzen Eltern, die klatschen, jubeln und ihn loben, als Jonas ihnen seine neuen Fähigkeiten vorführt.

 

Der kleine Jonas hat sich selbst Erfolgserlebnisse verschafft, indem er sein selbst gesetztes Ziel konsequent verfolgte und sich auch von Rückschlägen nicht abschrecken ließ. Er erlebt sich in dieser Situation als kompetent und selbstbestimmt. Der Erfolg führt dazu, dass er wahrscheinlich auch in Zukunft in seine Fähigkeiten vertrauen wird und ein gesundes Selbstvertrauen entwickelt.

Entscheidend aber ist, das Jonas auch weiterhin aus eigener Kraft erfolgreich ist. Das heißt, seine Eltern können zwar situativ dafür sorgen, dass Jonas Erfolgserlebnisse hat, sollten aber nicht eingreifen, wenn ihm Dinge (noch) nicht gelingen.

Denn: Mindestens genauso wichtig wie Erfolgserlebnisse sind Misserfolge für die kindliche Entwicklung. Nur wer auch hin und wieder scheitert lernt, dass den eigenen Wünschen und Kompetenzen auch Grenzen gesetzt sind. Wer nur Erfolg hat ist nicht mehr bereit sich anzustrengen oder stellt Regeln ganz allgemein infrage.

 

Auch dieses Phänomen lässt sich gut an einem Beispiel erklären:

Marie ist fünf Jahre alt und spielt gerne Brettspiele mit ihren Eltern – aber nur, so lange sie auch gewinnt. Als sie einmal gegen ihre Mutter verliert, wird sie wütend, fängt an zu weinen und schmeißt das Spielbrett inklusive der Spielfiguren durch das Zimmer.

Maries Mutter hat Mitleid mit ihrer Tochter und zudem keine Lust, ihre Wutausbrüche zu ertragen. Also manipuliert sie das Spiel und sorgt dafür, dass Marie immer gewinnt. Das geht lange gut – Marie ist stolz auf sich und glaubt, sie könne gar nicht verlieren. Der Erfolg gibt ihr ja Recht.

Als sie aber im Kindergarten eines Tages bei einem Spiel verliert, gerät sie völlig aus der Fassung. Sie wird handgreiflich, beschimpft ihre Freundinnen und weigert sich in den nächsten Wochen, sich an Spielen zu beteiligen.

 

Das Beispiel zeigt: Kinder müssen auch lernen mit Misserfolgen umzugehen. Maries Mutter hat ihr keinen Gefallen damit getan sie beim Spiel immer gewinnen zu lassen. Dadurch konnte sie keine Frustrationstoleranz entwickeln. Es hätte auch passieren können, das Marie ihre Manipulationsversuche durchschaut – das hätte sie wahrscheinlich noch mehr frustriert. Gerade im Vergleich mit anderen Menschen stoßen Menschen immer wieder an ihre Grenzen. Kinder merken schnell, dass sie viele Dinge nicht so gut können wie beispielsweise ihre älteren Geschwister und erleben, dass ihnen das Talent zum Fußball spielen fehlt, welches dem besten Freund scheinbar in die Wiege gelegt wurde. Das ist frustrierend, aber unausweichlich.

Wichtig ist, dass Kinder lernen in solchen Situationen nicht an sich selbst zu zweifeln sondern die Misserfolge entweder hinnehmen oder aber sich dazu entschließen aktiv zu werden, um doch noch Erfolg zu haben. Dies kann gelingen, indem sie beispielsweise um Hilfe bitten oder die Motivation aufbringen, zu üben und die eigenen Fähigkeiten zu trainieren und damit zu verbessern.

 

Zusammengefasst lässt sich also festhalten:

  • Erfolg ist eine wichtige Form der Motivation,
  • Kinder sollten Erfolge möglichst aus eigener Kraft erzielen können,
  • Erfolge stärken das Selbstvertrauen und tragen dazu bei, dass Kinder sich zu stabilen Persönlichkeiten entwickeln,
  • Kinder müssen von Geburt an lernen auch mit Misserfolgen umzugehen. Nur so entwickeln sie Frustrationstoleranz und können sich später ihren Platz in der Gesellschaft erarbeiten.

 

Tabelle: So können Eltern ihrem Kind Erfolgserlebnisse verschaffen und gleichzeitig ihre Frustrationstoleranz fördern

 

Kleinkind

  • Exploration ermöglichen (Wohnung sichern),
  • eigene Ängste reflektieren,
  • Erfolge des Kindes zur Kenntnis nehmen und das Kind dafür loben,
  • das Kind motivieren es erneut zu versuchen, wenn es an einem Vorhaben scheitert,
  • Konsequenz an den Tag legen, wenn es gefährlich wird

Kindergartenkind

  • Regeln aufstellen und Grenzen aufzeigen,
  • Regelspiele spielen,
  • individuelle Talente des Kindes fördern,
  • dem Kind vermitteln, dass es sich Hilfe holen kann und soll, wenn es nicht weiter weiß,
  • Konkurrenzdenken nicht noch anheizen

Schulkind

  • Dem Kind vermitteln, dass es sich lohnt „am Ball“ zu bleiben,
  • schlechte schulische Leistungen nicht mit Liebesentzug bestrafen oder Druck auf das Kind ausüben,
  • Selbstständigkeit des Kindes fördern,
  • Lernstrategien vermitteln,
  • soziales Miteinander fordern und vorleben,
  • Toleranz als Wert in der Erziehung ansehen

Teenager

  • Das Kind dazu motivieren, eigene Entscheidungen zu treffen und sich selbst eine Meinung zu bilden,
  • Klare Grenzen setzen, aber ansprechbar bleiben,
  • Verlangen, dass das Kind sich einen Nebenjob sucht um sich Wünsche aus eigener Kraft zu erfüllen

 

 

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Autorin: Verena Fischer,
staatlich geprüfte Erzieherin mit Kneipp-Gesundheitsausbildung für Kinder
Letztes Update: Januar 2024
Erstelldatum: Mai 2016
Recherchierte Literatur:
Psychologie (Lehr-/Fachbuch) von Hermann Hobmair bei Bildungsverlag EINS
Pädagogik (Lehr-/Fachbuch) von Hermann Hobmair bei Bildungsverlag EINS

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